Durchwachsener Auftakt Handball bei RTL — nur knapp vor Biathlon

Düsseldorf (RPO). Den "ganz großen Wurf" hatte RTL mit dem Einstieg in die Handball-Übertragungen angekündigt – und dem Vernehmen nach sechs Millionen Euro für die Rechte gezahlt. Neue Maßstäbe setzte der Sender bei der Übertragung der ersten WM-Spiele des deutschen Teams freilich kaum.

Handball-WM 2009: Deutschland - Tunesien
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Düsseldorf (RPO). Den "ganz großen Wurf" hatte RTL mit dem Einstieg in die Handball-Übertragungen angekündigt — und dem Vernehmen nach sechs Millionen Euro für die Rechte gezahlt. Neue Maßstäbe setzte der Sender bei der Übertragung der ersten WM-Spiele des deutschen Teams freilich kaum.

Und das war gut so. Der Regisseur verwendete sein Arsenal an technischen Finessen — zum Beispiel die über das Feld fliegende Kamera — angenehm zurückhaltend. Der Sender überrumpelte am Samstag seine Zuschauer, von denen (RTL-untypisch) mehr als die Hälfte 50 und älter waren, nicht. Das Beste: Superzeitlupen und Torkamera.

RTL startete auch in seinen Wortbeiträgen behutsam. Ex-Nationalspieler Markus Baur und Marco Schreyl, der Alles-Moderierer aus der Pilawa-Pflaume-Kerner-Liga, führten Laien heran. Kommentator Karsten Petrzika redete etwas zu viel und verwendete zu oft Platitüden ("Handball ist ein Männersport").

Er gab sich aber Mühe, den Spagat zu schaffen: zwischen den Anforderungen des fachkundigen Stammpublikums und denen der Gelegenheitszuschauer, die sich vom Event angezogen fühlen.

Mit 4,90 Millionen Zuschauern im Schnitt in der zweiten Halbzeit (Marktanteil: 21 Prozent) brachte es RTL bei der Partie gegen Russland auf eine solide Quote. Mehr nicht. Uhrzeit und Sender sind vielen nicht geläufig.

Am frühen Nachmittag erreichte der Biathlon-Sprint der Männer in der ARD mit 4,41 Millionen kaum weniger Zuschauer. Der Marktanteil lag hier mit 30,3 Prozent sogar deutlich höher.

Dass RTL mit dem Handball noch ein wenig fremdelt, wurde dann und wann deutlich. Als Reporter Felix Görner mit Heiner Brand über den Verlust von dessen Schnauzbart sprechen wollte, zog der sonst geduldige Bundestrainer genervt ab.

Zu oft wird die Titelverteidigung nach dem Triumph 2007 als Maßstab in den Beiträgen herangezogen. Damit wird Enttäuschung programmiert. RTL legt die Latte für das neuformierte Team zu hoch.

Zurück zu den Öffentlich-Rechtlichen dürften sich viele Zuschauer vor allem aus einem Grund sehnen: Dort müssten sie sich nicht zwischen den Handball-Beiträgen andauernd Werbung für das unsägliche Dschungel-Camp angucken.

(RP)
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