Schwieriges Quali-Los für Handballer Ein deutscher Trainer kann dem DHB ein Bein stellen

Leichlingen · In den Play-offs zur WM 2015 in Katar bekommt es die deutsche Handball-Nationalmannschaft mit Polen zu tun. Ein schwierigeres Los wäre kaum denkbar gewesen. Obendrein kommt der polnische Coach aus Deutschland.

 Der Leichlinger Michael Biegler trifft mit Polen in der Handball-WM-Quali auf die DHB-Auswahl.

Der Leichlinger Michael Biegler trifft mit Polen in der Handball-WM-Quali auf die DHB-Auswahl.

Foto: dpa, Bo Amstrup

Michael Biegler (52) lässt sich nicht auf Diskussionen ein. Wenn er die Handballspieler des polnischen Nationalteams bei der Europameisterschaft in Dänemark in der Auszeit um sich schart, gibt es kein Gewusel und kein Stimmengewirr, wie es zum Beispiel bei Weltmeister und Olympiasieger Frankreich immer herrscht.

Bei den Polen sprechen nur zwei: der Chef und Jacek Bedzikowski, der Co-Trainer und Übersetzer. Alle anderen hören ruhig und aufmerksam zu. Klare, deutliche Worte und ein grimmiger Blick, der die Ernsthaftigkeit seiner Aussagen und seine Kompromisslosigkeit verstärkt — so arbeitet Biegler, wenn er eine Minute Zeit hat, um seine Mannschaft noch einmal neu einzustellen.

Die Unterstützung des Dolmetschers braucht der Mann mit dem mächtigen Stiernacken nur selten. Viele der polnischen Spieler haben schon in deutschen Ligen gespielt. Seit dem 1. Oktober 2013 ist der gebürtige Leichlinger Biegler für die polnische Nationalmannschaft verantwortlich. Bei der EM führte er das Team gerade auf Platz sechs.

Unter Bieglers Vorgänger Bogdan Wenta feierten die Polen den größten Erfolg ihrer Handball-Geschichte. 2007 standen sie in der Köln-Arena im WM-Finale gegen Deutschland — und verloren. Zwei Jahre später wurden sie noch einmal Dritter, doch danach ging es bergab. Biegler soll die Mannschaft nun festigen und gleichzeitig den Aufbau in Richtung der EM 2016 vorantreiben. Das Turnier findet in Polen statt. Die Liga räumt ihm genug Zeit für die erforderlichen Lehrgänge ein, betont er. Da geht es ihm besser als dem deutschen Kollegen Martin Heuberger.

Anders als Vorgänger Wenta, der für Polen 185 und nach seiner Einbürgerung 50 Länderspiele für Deutschland bestritt, war Biegler als Spieler kein Großer. Beim Leverkusener Vorortverein Neukirchener TV spielte er auf Kreisebene, später wechselte er nach Frechen-Königsdorf. Nebenbei betrieb er beim Leichlinger TV Rasenkraftsport, einen Dreikampf aus Hammerwurf, Gewichtwurf und Steinstoßen.

Der Diplom-Sportlehrer begann seine Karriere als Trainer 1985 beim LTV Wuppertal. Er hat sich seitdem einen Namen gemacht. Elf Stationen in den beiden höchsten deutschen Spielklassen folgten. Biegler bezeichnet sich als Profi, für viele Wegbegleiter ist er eine Reizfigur. 1996/97 wurde er erstmals Cheftrainer — als Nachfolger von Heiner Brand beim VfL Gummersbach. Zuletzt war Biegler beim TV Großwallstadt tätig. Fast zwei Jahre dauert es nach seiner Freistellung, bis ein Aufhebungsvertrag vereinbart war. In Mainfranken lebt er auch noch mit seiner Familie und reist, wann immer erforderlich, nach Polen.

Bei internationalen Turnieren hat Biegler auch Erfahrungen gesammelt. Von 1993 bis 1996 war er Assistent von Bundestrainer Arno Ehret. Ein sechster und ein vierter Platz sprangen bei den Weltmeisterschaften heraus. Der aktuellen deutschen Mannschaft traut Biegler wieder so eine Platzierung zu. Er sieht sie in der Garde hinter Frankreich, Dänemark und Spanien.

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