Handball-Champions-League Tränen statt Titel bei Kleins Abschied vom THW

Köln · Nach der bitteren Halbfinal-Niederlage beim Final Four der Champions League beendet der THW Kiel erstmals seit 13 Jahren eine Saison ohne Titel.

 Bitterer Abschied für Dominik Klein.

Bitterer Abschied für Dominik Klein.

Foto: afp, sas

Als sich seine Mitspieler bei den Fans bedankten, stand Dominik Klein einige Meter entfernt alleine an der Mittellinie und kämpfte mit den Tränen. Seinen Abschied beim deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel hatte sich der Linksaußen nach zehn erfolgreichen Jahren anders vorgestellt.

"Eine größere Enttäuschung gibt es eigentlich nicht", sagte Klein mit brüchiger Stimme. Die 28:31-Niederlage nach Verlängerung im Halbfinale beim Final Four der Champions League in Köln gegen den ungarischen Meister MVM Veszprem bedeutete für den Weltmeister von 2007 das bittere Ende seiner Kieler Zeit. Im Spiel um Platz drei gab es am Sonntag zudem eine 27:29-Niederlage gegen den französischen Meister Paris St. Germain.

Nach den Triumphen 2007, 2010 und 2012 hätte sich Klein gerne mit dem vierten Erfolg in der Königsklasse verabschiedet. Doch nachdem die schier unersättlichen Kieler Titeljäger sechs Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich hinnehmen mussten und das Drama seinen Lauf nahm, stehen sie erstmals seit 13 Jahren am Ende einer Saison mit leeren Händen da.

"Ohne Titiel ist es bitter, aber keine Überraschung", sagte Erfolgstrainer Alfred Gislason nach einer Spielzeit mit unglaublichem Verletzungspech. Es sei eine schwierige Saison gewesen, betonte Gislason, "mit viel Bastelarbeit". Dennoch hätte der THW sie krönen können. Domagoj Duvnjak warf die Kieler 99 Sekunden vor dem Ende mit 25:23 in Führung. "Da hatten wir so gut wie gewonnen. Am Ende haben wir die falschen Entscheidungen getroffen", sagte Gislason.

Bei angezeigtem Zeitspiel warf Europameister Christian Dissinger den letzten Kieler Angriff weit über das Tor. "Mit seiner Entscheidung war ich unzufrieden. Eine erfahrene Mannschaft bringt es möglicherweise nach Hause, auch wenn der Arm der Schiedsrichter oben ist", sagte Gislason.

Veszprem kam so aber noch einmal in Ballbesitz und durch Gaspar Marguc zum Ausgleich - auch weil sich Klein beim letzten Angriff der Ungarn verzockt hatte und der Rechtsaußen so vollkommen frei stand. "Das wird in den nächsten Tagen sehr weh tun. Man hatte vor Augen, dass man den Fans in Kiel noch einmal den Pokal präsentieren kann", sagte Klein, der im Sommer nach Nantes wechselt.

In Frankreich hat der 32-Jährige etwas weniger Belastung als in der Handball-Bundesliga. Nach einer Saison mit vielen Ausfällen fehlte dem THW in der Verlängerung gegen Veszprem auch die Kraft. Gislason kritisierte daher die Terminhatz für seine Spieler scharf. "Ich hoffe, dass die Liga langsam kapiert, dass es so nicht geht", sagte der Isländer und nahm auch die Abstellungen für die Nationalmannschaft ins Visier: "Die Belastung der Nationalspieler ist absurd. Eigentlich müsste ich an die Nationalspieler appellieren, auf Länderspiele zu verzichten".

Klein wollte sich darüber keine Gedanken machen. Er nahm Abschied von der großen Bühne Champions League. "Das war das letzte Mal in dieser tollen Arena, mit diesen tollen Fans", sagte Klein - und kämpfte erneut mit den Tränen.

(sid)
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