Wenig Grund zum Optimismus THW Kiel droht titellose Saison

Kiel · Nach dem überraschenden Pokal-Aus droht dem THW Kiel auch in der Bundesliga der Kollaps. Innerhalb von einer Woche ist die Stimmung beim Rekordmeister gekippt.

 Der Kieler Rune Dahme zieht sich das Trikot über sein Gesicht.

Der Kieler Rune Dahme zieht sich das Trikot über sein Gesicht.

Foto: dpa/Ronny Hartmann

Nach dem schmerzhaften Rückschlag im Titelkampf sprach der frühere Welthandballer Domagoj Duvnjak aus, was viele Kieler dachten. "Es fällt mir schwer, jetzt noch Optimismus zu zeigen", sagte der Spielmacher des THW nach der bitteren 33:34-Niederlage beim SC Magdeburg: "Du kämpfst zehn Monate für solche Spiele, durch die du Meisterschaften gewinnen kannst - und dann verlierst du hier so mit einem Tor. Das tut weh."

Die Schmerzen waren den Kieler Gästen ins Gesicht geschrieben. Nationalspieler Hendrik Pekeler sah nach einer Unbeherrschtheit Rot und humpelte anschließend vom Platz. Auch Top-Torschütze Niclas Ekberg verletzte sich, Steffen Weinhold blutete aus der Schläfe. Während die Wunden verheilen werden, ist die Tabellenführung in der Bundesliga erstmal futsch und der Titel in weite Ferne gerückt.

"Wir haben gekämpft bis zur letzten Sekunde, und jetzt bin ich unglaublich traurig, dass wir uns dafür nicht belohnen konnten", sagte Kiels Superstar Sander Sagosen, dessen vier Tore im Spitzenspiel beim Tabellendritten zu wenig waren. "Wir haben im ersten Durchgang zuviel liegengelassen. Trotzdem hatten wir die Chance auf einen Punkt, leider hat es nicht gereicht", fügte der Norweger an.

Fünf Partien vor dem Saisonende fiel Kiel hinter die SG Flensburg-Handewitt zurück und ist bei einem Zähler Rückstand auf einen Ausrutscher des ewigen Nordrivalen angewiesen. Doch die Flensburger zeigen kaum eine Schwäche, sie sind in der Liga seit Oktober ungeschlagen. Auch das Restprogramm spricht gegen den THW.

Vor etwas mehr als einer Woche war die Welt an der Förde noch in Ordnung. Bundesliga-Spitzenreiter mit einem Zähler Vorsprung auf die SG, der Pokalsieg schien als klarer Favorit nur Formsache zu sein. Doch der Einbruch im Final-Four-Halbfinale gegen den späteren Sieger TBV Lemgo-Lippe nach einer Sieben-Tore-Pausenführung war der Anfang einer schlimmen Woche.

"Jeder - egal, ob auf der Bank oder auf dem Spielfeld - muss hinterfragen, ob er alles gegeben hat. Viele dürften zum Schluss kommen, nein, das habe ich nicht", hatte Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi nach dem Pokal-Aus geschimpft.

Nach der überragenden Saison 2019/20 mit dem ersten Meistertitel seit 2015 und dem überraschenden Champions-League-Triumph droht dem deutschen Rekordmeister eine titellose Saison. Dabei lag der THW Mitte Mai noch in allen drei Wettbewerben aussichtsreich im Rennen. Nach dem Viertelfinal-Aus des Titelverteidigers in der Champions League gegen Paris Saint-Germain setzte es nun jedoch innerhalb von drei Wochen den dritten Tiefschlag für Filip Jichas Team.

Der Titel ist zwar noch nicht vergeben, großen Grund zum Optimismus haben die Kieler allerdings tatsächlich nicht mehr.

(sid/old)
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