Handball 2018 in Düsseldorf Heimspiel beim Supercup

Düsseldorf/Neuss · Bevor die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen in Düsseldorf um den ersten Titel der Handball-Saison spielen, stehen ein Neusser und ein Wuppertaler im Fokus: das beste Schiedsrichtergespann der Saison 17/18.

 Marc Fasthoff (links) diskutiert mit Spielern der Füchse Berlin.

Marc Fasthoff (links) diskutiert mit Spielern der Füchse Berlin.

Foto: imago/nph/imago

Marc Fasthoff läuft die Stufen zu seiner Wohnung in Neuss hinauf. Ein wenig aus der Puste gerät er, entschuldigt sich für die Kurzatmigkeit. Gleich gehe es wieder, sagt der 45-Jährige, der zwar Ausdauer hat, aber ein anderes Terrain gewohnt ist. „Auf dem Spielfeld gibt es ja keine Stufen“, sagt Fasthoff. Seit fast 20 Jahren ist er Handballschiedsrichter. Er reist für das Hobby, das für ihn vielmehr ein „zweiter Beruf“ ist, durch ganz Deutschland. Ausgerechnet in Düsseldorf aber, also gleich vor der Haustür, steht am 22. August ein Highlight für Fasthoff an.

Wenn der deutsche Meister SG Flensburg-Handewitt im ISS Dome gegen den Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen antritt (19.30 Uhr), geht es um den prestigeträchtigen Titel des Handball-Supercups. Die mit nationalen und internationalen Weltklasse-Spielern gespickten Teams treffen in Düsseldorf aufeinander. Und geleitet wird das Spiel von: Marc Fasthoff und seinem Partner Peter Behrens (Wuppertal).

Anders als in Ballsportarten wie Fußball oder Basketball leiten feste Schiedsrichtergespanne Handballspiele. Wer Fasthoff ansetzt, bekommt Behrens (47) dazu. Das Schiedsrichterduo hat sich beim Deutschen Handballbund (DHB) und den Bundesligaklubs einen exzellenten Ruf erarbeitet. Die beiden sind nicht nur eines von 14 Gespannen im Elite-Kader. Sie sind von Trainern und Vereinen der Bundesliga jüngst zum „Besten Schiedsrichtergespann der Saison 17/18“ gewählt worden. Deswegen werden sie am 22. August noch vor Anpfiff des Supercups geehrt. „Die Vorfreude ist riesengroß“, sagt Fasthoff. „Und das Spiel leiten zu dürfen, ist eine Ehre für uns.“

Fasthoff und Behrens sind eher zufällig in das Schiedsrichterwesen gerutscht. Fasthoff etwa begann bei der HG Kaarst-Büttgen, wo er als Torwart in der Verbandsliga gespielt hat. Behrens lernte er 2008 kennen. Von der Kreisebene über die Regionalliga ging es für beide hoch bis in die Bundesliga. Das Hobby ist zeitintensiv. „Der Aufwand für ein Bundesligaspiel liegt mit Anreise, Vorbereitung, Spieldauer und Nachbereitung bei 14 bis 28 Stunden“, sagt Fasthoff. Der Außendienstmitarbeiter bei einem Sanitärbetrieb ist nicht verheiratet, der Polizeibeamte Behrens dagegen schon. „Job und Schiedsrichterwesen funktionieren parallel nur mit kulanten Chefs und einer toleranten Familie“, so Fasthoff.

Dabei ist das Schiedsrichterwesen im Handball ein Ehrenamt. Angestellt oder vertraglich gebunden sind sie nicht. Pro Einsatz in der Bundesliga erhält ein Handball-Schiedsrichter 600 Euro Aufwandsentschädigung. „Nach Abzug der Steuern bleiben etwa 360, plus Reisekosten“, sagt Fasthoff. Zum Vergleich: Bundesliga-Schiedsrichter beim Fußball erhalten zwischen 59.000 und 79.000 Euro Festgehalt, zudem 5000 Euro pro Einsatz. Fasthoff sagt, dass sich Schiedsrichter auf dem Feld blind verstehen müssen. „Peter und ich kennen uns so genau, das ist fast ein Ehe-ähnlicher Zustand.“ Mit Anfeindungen habe der Handball bislang kaum Probleme: „Es fällt ab und zu ein Schimpfwort, aber das ist alles noch im Rahmen.“ Vor allem im Profibereich.

Die Vorbereitung der Flensburger und der Mannheimer läuft. Beide wollen den ersten Titel der Handball-Saison ergattern. Doch auch die Schiedsrichter bereiten sich längst vor, studieren Spieler und Spielzüge. „Wir wollen niemanden vorverurteilen und haben niemanden auf dem Kieker“, sagt Fasthoff, „aber wenn einen in diesem so schnellen Spiel irgendetwas überrascht, hat man keine Chance“.

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