Handball-Bundesliga THW Kiel gewinnt kurioses Topspiel

Hannover · Tabellenführer THW Kiel hat den Angriff von Verfolger TSV Hannover-Burgdorf souverän abgewehrt. Der deutsche Handball-Rekordmeister gewann mit 32:25. Meister Flensburg bleibt vorerst dran.

 Der Hannoveraner Evgeni Pevnov setzt sich mit dem Ball durch gegen Nikola Bilyk (l) aus Kiel.

Der Hannoveraner Evgeni Pevnov setzt sich mit dem Ball durch gegen Nikola Bilyk (l) aus Kiel.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Filip Jicha war nach dem meisterlichen Auftritt des THW Kiel im kuriosen Bundesliga-Topspiel bei der TSV Hannover-Burgdorf voll des Lobes und freute sich über zwei „schöne Punkte“. Mit dem souveränen 32:25 (18:13)-Sieg beim Verfolger hat der deutsche Handball-Rekordmeister einen beeindruckenden Start nach der EM-Pause hingelegt und im Titelkampf ein eindrucksvolles Statement abgegeben. „Es macht mich stolz, dass wir solch eine Leistung abgeliefert haben“, sagte THW-Trainer Jicha.

Erster Verfolger der Kieler (34:8 Punkte) ist Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt (32:10), der am Sonntag das zweite Topspiel des 21. Spieltages gegen den SC Magdeburg mit 29:23 (14:12) gewann. „Wir haben Leidenschaft und Moral gezeigt“, lobte SG-Coach Maik Machulla.

In einer intensiven Partie hatten beide Teams jeweils einen Ausfall zu beklagen. Die Hausherren verloren schon vor der Pause Rechtsaußen Marius Steinhauser mit einer Bänderverletzung. Seinen Part übernahm Routinier Holger Glandorf. „Das war schon sehr ungewohnt“, sagte der 36 Jahre alte SG-Rückraumspieler. „In meiner letzten Saison nehme ich noch einmal alles mit.“ Bei Magdeburg schied der aus Kiel geholte Isländer Gisli Kristjánsson mit einer Schulterverletzung aus.

Am Vortag hatte der THW vor knapp 10 000 Zuschauern den Angriff des Herausforderers aus Hannover, der mit 31:11 Punkten jetzt Dritter ist, locker abgewehrt. „Wir hatten keine wirkliche Chance auf einen Sieg“, konstatierte TSV-Trainer Carlos Ortega.

Das lag einerseits daran, dass Regisseur Morten Olsen und Deutschlands EM-Shootingstar Timo Kastening einen schwarzen Tag erwischten. Diese Ausfälle waren nicht zu kompensieren. „Er hatte heute kein glückliches Händchen“, sagte Hannovers Sportlicher Leiter Sven-Sören Christophersen über Kastening. Der Rechtsaußen verwandelte nur einen von fünf Würfen.

Zum anderen lief der THW nach einem mühsamen Start ab Mitte der ersten Halbzeit zur Hochform auf und bewies fortan seine Titelreife. „Es hat alles gut geklappt: Abwehr, Gegenstöße, zweite Welle, Angriff“, resümierte Kapitän Domagoj Duvnjak. Der kroatische EM-Zweite steuerte wie Kreisläufer Hendrik Pekeler und Rückraum-Ass Nikola Bilyk fünf Tore zum Erfolg bei und richtete danach eine unmissverständliche Kampfansage in Richtung der Konkurrenz: „Die EM ist vorbei, ab jetzt zählt nur noch der THW Kiel!“

Vor fünf Jahren holte der THW letztmals die Meisterschale an die Förde - diese Durststrecke soll endlich enden. Die Voraussetzungen scheinen günstig, denn die Kieler präsentierten sich trotz der langen EM-Auszeit von knapp fünf Wochen in Hannover einmal mehr als verschworene Einheit. „Wir waren eine Mannschaft, das ist dringend erforderlich, wenn man einen Monat lang nicht zusammen ist. Das haben wir gut gemacht“, sagte Jicha.

Seine Schützlinge ließen sich auch von einem kuriosen Zwischenfall nicht aus dem Rhythmus bringen. Schiedsrichter Robert Schulze musste das Spiel ab der 21. Minute alleine weiter leiten, nachdem sich sein Kollege Tobias Tönnies einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hatte und nicht weitermachen konnte. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Christophersen und zollte Schulze Anerkennung: „Respekt, dass er das bis zum Ende so durchgezogen hat.“

Zu diesem Zeitpunkt lag der THW bereits mit 11:7 in Führung, weil Hannover nach einer starken Anfangsphase zu viele Fehler machte und immer wieder am Kieler Torwart Niklas Landin scheiterte. Der Däne wehrte insgesamt 17 Würfe ab. „Niklas war überragend. Das hat alles leichter gemacht“, lobte Duvnjak den Weltmeister.

(pabie/dpa)
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