Erstes Spiel mit Fans Handball-Supercup in Düsseldorf wird Generalprobe für die Liga

Düsseldorf · Beim Supercup der Handballer treffen in Düsseldorf mit Kiel und Flensburg zwei Weltklasse-Teams aufeinander. Den Saisonauftakt dürfen auch einigen Fans miterleben. Das Spiel wird auch ein Testlauf für die Liga.

 Im vergangenen Jahr jubelten die Flensburger in Düsseldorf über den Gewinn des Supercups. (Archivfoto)

Im vergangenen Jahr jubelten die Flensburger in Düsseldorf über den Gewinn des Supercups. (Archivfoto)

Foto: dpa/Marius Becker

Wenn die Weltstars von Handballmeister THW Kiel am Samstag (20.30 Uhr) in Düsseldorf auf die von Vizemeister SG Flensburg-Handewitt treffen, dann geht es im Supercup nicht nur um den ersten Titel der Saison, sondern um ein Spiel mit Signalwirkung für die weitere Saison. Denn es wird nach sieben Monaten Corona-Zwangspause das erste Handballspiel vor Zuschauern sein. Handball-Liga und Sportstadt Düsseldorf haben über Monate an verschiedenen Konzepten gearbeitet. Nun hat die Landesregierung die Erlaubnis für 2640 Zuschauer im ISS Dome gegeben, ursprünglich waren nur 999 Fans erlaubt. Die Zahl nun entspricht der für Sportveranstaltung erlaubten Hallen-Auslastung von 20 Prozent. Damit wird der Supercup auch eine Generalprobe für die weiteren Spiel der Handball-Liga.

Kostenpflichtiger Inhalt Wir sind die vergangenen Monate durch ein echtes Wellen-Tal gegangen. Dass der Supercup stattfinden wird, war für uns und die Stadt Düsseldorf klar – egal ob mit oder ohne Fans. Das Infektionsgeschehen hat uns zwischendurch optimistischer gestimmt, vor mehr Zuschauern spielen zu können, aber mit der Zahl jetzt ist der erste Schritt zumindest gemacht“, sagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, im Gespräch mit unserer Redaktion. Die ersten 999 Tickets seien am vergangenen Donnerstag in den Verkauf gegangen. „Am Freitagmorgen waren alle weg. Das zeigt, dass der Hunger der Menschen nach Handball, nach Spitzensport, groß ist“, sagt Bohmann.

„Dass wir von 999 auf jetzt 2640 Plätze gehen können, ist für den Handball ein weiteres positives und wichtiges Signal durch die Politik. Wenige Tage vor dem 1. Spieltag sind wir nun am Zug, diese Chance verantwortungsvoll und mit Bedacht zu nutzen, um Vertrauen und Sicherheit aufbauen“, sagt Bohmann weiter. Wenn das gelinge, sei er zuversichtlich, dass es in naher Zukunft weitere Entscheidungen geben wird, die Fans die Rückkehr in die Handball-Arenen ermöglichen. „Deswegen wird am Samstag vom Pixum Supercup und von jedem Gast ein wichtiger Impuls ausgehen“, betont der HBL-Chef.

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Die Zuschauer müssen während der gesamten Zeit in der Halle Masken tragen. Die Tickets sind an eine feste Zone in der Halle gebunden, die man nicht verlassen darf. Außerdem gibt es maximal vier zusammenhängende Plätze mit je 1,5 Metern Abstand zueinander. „Natürlich könnte man im ISS Dome, der eigentlich 13.000 Zuschauer fasst, auch mit mehr als 1,5 Metern Abstand mehr als 2640 Zuschauer unterbringen. Aber man muss alle Fluchtwege, Treppen und Engstellen bedenken. Und dann kommt man am Ende auf erstaunlich kleine Lösungen“, sagt Burkhard Hintzsche, Stadtdirektor und Sportdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf. „Wir sind froh, dass wieder Indoor-Sport da stattfinden kann, wo er normalerweise stattfindet und dass wir ihn nicht an Orte, wie ein Autokino verlegen müssen – auch, wenn das für den Moment eine innovative und gute Lösung war“, sagt Hintzsche. Handball- oder auch Eishockey-Vereine müssten die Chance haben, wieder ihren Sport vor Zuschauern machen zu können. „Das Stadionerlebnis wird ein anderes sein, aber es gibt wieder eins. Das war der Sportstadt Düsseldorf wichtig“, sagt der Stadtdirektor.

Für den Handball sei es wichtig, sich überhaupt wieder präsentieren zu können. Wäre man noch länger von der Bildfläche verschwunden, hätte man wohl auch viele Zuschauer verloren, fürchtet Bohmann. „Umso wichtiger ist es, dass wir mit dem Spiel nun ein Zeichen setzen, dass man hier gefahrlos hingehen kann und das Risiko nicht höher ist als wenn ich in den Supermarkt nebenan gehe“, findet der HBL-Geschäftsführer. Alle, die kommen und sich auch an das Konzept halten, seien auf der sicheren Seite. Das ganze lebe aber auch davon, dass sich alle an die Regeln halten. Dann könne das Düsseldorfer Modell ein wichtiger Baustein dafür werden, wie Sport in Hallen künftig sein kann, sagt Bohmann. Oberste Priorität habe dabei immer die Gesundheit.

Er ist sich sicher, dass sich die Handballfans an die Hygiene- und Abstandregeln halten werden: „Die Leute, die jetzt kommen, müssen viel auf sich nehmen – mit der Angabe ihrer Personalien, den veränderten Bedingungen vor Ort. Sie wissen, worauf sie sich einlassen und werden sich an die Regeln halten.“ Jeder sehne sich ja irgendwie nach einem Stück Normalität und sei dafür, ob beim Handball oder im Alltag, bereit, gewisse Einschränkungen hinzunehmen. Dennoch werden der Ordnungsdienst und ein Team der Liga das Einhalten der Maskenpflicht und anderer Regeln kontrollieren.

So groß die Vorfreude bei Handball-Liga, Stadt, Spielern und Zuschauern auch ist – der Supercup sowie die kommenden Liga-Spiele bleiben ein Zuschussgeschäft. „Sonst haben wir in der Liga eine Auslastung von 85 bis 90 Prozent. Aber neben dem Ticketgeschäft leben die Vereine von Sponsoren. Und diesen Partnern können wir nun wieder eine Plattform geben, auch wenn der Werbewert weiter eingeschränkt ist. Denn die Emotionen, die der Sport transportieren soll, fehlen bei so wenigen Zuschauern ein Stück weit“, erklärt Bohmann. Die Vereine und die Liga würden erstmal weiter Geld zuschießen. Das sei möglich, weil die Vereine gut gewirtschaftet hätten. „Wir leben aus dem eigenen Saft, sonst wäre das ein Abschied auf Raten. Aber der eigene Saft ist irgendwann auch ausgetrunken“, gibt Bohmann zu bedenken.

Deswegen seien Partner wie die Sportstadt Düsseldorf als Halleninhaber wichtig. „Unsere Haltung ist, dass Sport und andere Veranstaltungen wieder stattfinden müssen. Dass man damit derzeit Erträge macht, ist völlig unrealistisch. Wenn es darum gehen würde, wären aber alle Hallen dicht“, sagt Hintzsche. Was die Stadt in der Corona-Krise im Sportbereich geleistet habe, zum Beispiel mit Events im Autokino oder den Beachvolleyball-Turnieren, sei aber ein großer Imagegewinn für die Sportstadt Düsseldorf.

Und ein solcher soll auch der Supercup werden. „Beide Teams sind gut drauf und heiß auf das Spiel. Es ist ein Derby und keiner will verlieren“, sagt Bohmann. In der gerade wieder gestarteten Champions League hätten beide Mannschaften schon gezeigt, dass sie derzeit jedes Team der Welt schlagen können. Es dürfte also ein hochklassiges Handballspiel in Düsseldorf werden - für das es nun noch ein paar mehr Tickets gibt.

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