Handball-Champions-League Stolpert Flensburg über Europameister Reichmann?

Hamburg · Ausgerechnet ein deutscher Europameister könnte der SG Flensburg-Handewitt auf dem Weg ins Final Four der Champions League zum Verhängnis werden. Tobias Reichmann verspricht der SG vor dem Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch bei KS Vive Kielce jedenfalls einen heißen Tanz.

SG Flensburg-Handewitt und KS Vive Kielce trennen sich 28:28
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Flensburg und Kielce trennen sich im Hinspiel 28:28

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Foto: dpa, reh fpt

Tobias Reichmann hat einen Traum. Drei Monate nach dem Gold-Coup mit der deutschen Nationalmannschaft bei der EM will der Rechtsaußen mit dem polnischen Top-Klub KS Vive Kielce auch die Spitze des europäischen Vereinshandballs erklimmen. Letzte Hürde auf dem Weg zum Final Four in Köln ist ausgerechnet die SG Flensburg-Handewitt - der verspricht Reichmann einen heißen Tanz.

"Wir haben noch Luft nach oben", sagte der gebürtige Berliner vor dem Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky). Worte, die wie eine Warnung klingen. Denn schon im Hinspiel (28:28) ließ Reichmann mit seinem Team die Muskeln spielen und erkämpfte sich in der berüchtigten Flensburger "Hölle Nord" mit dem Remis eine hervorragende Ausgangssituation.

Schon jetzt blickt Reichmann auf die wohl beste Saison seines Lebens zurück. Mit seinen 46 Treffern trug der sympathische Torjäger maßgeblich zum sensationellen EM-Triumph der deutschen Handballer bei und spielte sich als Zweiter der Torschützenliste ganz nebenbei ins All-Star-Team des Turniers.

Nun würde Reichmann "sein Jahr" nur zu gern beim Finalturnier in der Domstadt (28./29. Mai) krönen. Bei seinen beiden vorherigen Champions-League-Titeln mit dem THW Kiel (2010 und 2012) spielte er schließlich nur eine Nebenrolle.

Inzwischen geht Reichmann als Leistungsträger voran und demonstriert auch abseits des Feldes das neue Selbstvertrauen. "Ein Heimspiel ist immer ein Vorteil, um Druck auszuüben", sagte der 27-Jährige der dänisch-deutschen Tageszeitung Flensborg-Avis vor dem Duell in eigener Halle. Er geht fest davon aus, dass "Kleinigkeiten" darüber entscheiden werden, ob Flensburg oder Kielce am Mittwochabend das Ticket für Köln lösen wird.

Die Flensburger benötigen zwingend einen Sieg oder ein Unentschieden mit 29 oder mehr geworfenen Toren, um nach dem Königsklassen-Coup von 2014 erneut nach den Sternen zu greifen. Doch bei den heimstarken Polen konnte in dieser Europacup-Saison noch kein Team gewinnen.

"Wir gehen All in und wollen gewinnen", sagte SG-Coach Ljubomir Vranjes der Flensborg-Avis voller Vorfreude auf die Partie in hitziger Atmosphäre: "Solche Partien machen Spaß. Dafür trainieren wir eine ganze Saison." Der Schwede erwartet ein "enges Spiel" und verspricht: "Wir sind diesmal auf alles vorbereitet."

Das Final Four im DHB-Pokal nur drei Tage später blendet Vranjes komplett aus. "Ich habe nur Kielce im Kopf. Wir konzentrieren uns voll auf dieses eine Spiel, schließlich wollen wir nach Köln. Erst danach reden wir über das Final4 im Pokal."

Doch auch Vranjes kennt die Gefahr des proppenvollen Terminplans: Die Nordlichter könnten innerhalb weniger Tage eine ganze Saison verspielen. Am vergangenen Mittwoch waren sie schon in der Liga beim SC Magdeburg höchstwahrscheinlich vorentscheidend gestrauchelt (23:23).

(sid)
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