Handballer spielen gegen Polen In Halle soll das EM-Ticket gelöst werden

Halle Westfalen · Mit einem Remis gegen Polen am Samstag in Halle hat Deutschland das EM-Ticket für 2020 in der Tasche. Es wäre ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg nach Tokio.

 Pawel Podsiadlo aus Polen (l.) hat das Nachsehen gegen Deutschlands Hendrik Pekeler (r.).

Pawel Podsiadlo aus Polen (l.) hat das Nachsehen gegen Deutschlands Hendrik Pekeler (r.).

Foto: dpa/Andrzej Grygiel

Grundsätzlich ist Christian Prokop ein eher zurückhaltender Mensch, Emotionen lässt er nur spärlich raus. Nach dem Sieg seiner Handballer im Hinspiel der EM-Qualifikation gegen Polen am Mittwoch in Gleiwitz und vor dem Rückspiel am Samstag in Halle/Westfalen (14.00 Uhr/ZDF) machte der Bundestrainer allerdings aus seiner Freude keinen Hehl. "Ich habe alles gesehen, was ich sehen wollte", sagte Prokop. Und was vielleicht das Allerwichtigste ist: "Wir hatten so richtig Lust auf Handball."

Daran hat sich auf dem Weg von Gleiwitz nach Halle nicht das Geringste geändert. Noch ein Punkt fehlt der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), um das Ticket für die EM im Januar zu lösen und einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum olympischen Turnier in Tokio zu erreichen. "Wir freuen uns sehr auf Halle", sagte Prokop: "Jeder, der da schon mal gespielt hat, weiß, was da jedes Mal für eine sensationelle Stimmung herrscht. Das ist für uns ein Coming Home."

Prokop und seine Mannschaft wollen den 9000 Zuschauern in der längst ausverkauften Arena "am Samstag etwas zurückgeben". Es soll allerdings kein reines Happening werden, denn schließlich müssen die unangenehm zu spielenden Polen auch erstmal kontrolliert werden. Außerdem hat Prokop in Gleiwitz "noch Luft nach oben" gesehen. Es gibt durchaus Verbesserungspotenzial."

Zum Beispiel im Positionsangriff, der in Gleiwitz wie schon bei der WM im Januar unter seinen Möglichkeiten blieb. Nach dem Kreuzbandriss von Martin Strobel im WM-Spiel gegen Kroatien fehlt die ordnende Hand des klassischen Mittelspielers, der den Rückraum und den Kreis optimal zum Einsatz bringt. In Gleiwitz versuchten sich abwechselnd Paul Drux, Fabian Wiede und Steffen Weinhold als Regisseur, ohne die ganz großen Glanzlichter setzen zu können. "Ich hoffe sehr, dass Martin zurückkommt und wieder zu seiner alten Klasse findet", sagt Prokop dazu.

Ein Glanzlicht bleibt die Abwehr, die in Gleiwitz sowohl in der 6:0- als auch in der 3-2-1-Formation mit einem vorgezogen Hendrik Pekeler wieder mal ein Bollwerk war. Tore am Fließband liefert die Flügelzange mit Kapitän Uwe Gensheimer auf Links- und Patrick Groetzki auf Rechtsaußen. Beide profitierten von dem herausragenden Tempospiel, häufig eingeleitet von den Torhütern Andreas Wolff und Silvio Heinevetter.

Uwe Gensheimer, herausragend als Anführer und Tormaschine, warnte davor, das Rückspiel gegen Polen auf die leichte Schulter zu nehmen. "Die Gefahr besteht immer, dass man sich zu sicher ist und das Momentum verliert", sagte der 32-Jährige, der im Sommer von Paris St. Germain zu seinem Heimatverein Rhein-Neckar Löwen zurückkehrt: "Wir müssen auch in Halle hochkonzentriert bleiben, schließlich sind wir das den Zuschauern schuldig."

Gensheimer peilt am Samstag einen weiteren ganz besonderen Meilenstein in seiner Karriere an. Mit derzeit 818 Toren liegt er in der ewigen Torjägerliste des DHB hinter Frank-Michael Wahl (1412 Tore/344 Länderspiele), Christian Schwarzer (966/319) und Florian Kehrmann (822/223) auf Platz vier. Der dritte Platz von Kehrmann ist am Samstag ein realistisches Ziel für Gensheimer, der Statistiken dieser Art allerdings nicht die ganz große Bedeutung einräumt: "Das ist ein schöner Randaspekt."

(rent/sid)
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