Bergischer HC Handball im selbstbewussten Rhythmus

Solingen · Zweitliga-Spitzenreiter Bergischer HC lebt von seinen Überraschungsmomenten und seinem homogenen Kader

Der Blick auf die Tabelle der 2. Handball-Bundesliga entzückt seit Sonntagabend jeden Anhänger des Bergischen HC. Weil der TV Emsdetten im Heimspiel gegen den EHV Aue (30:30) zum zweiten Mal in dieser Saison nur Unentschieden gespielt hat, kletterten die Löwen mit einem Spiel weniger auf die Spitzenposition. Gleichzeitig beträgt der Abstand auf einen der Nicht-Aufstiegsplätze in einer extrem ausgeglichenen Liga schon jetzt sechs Punkte. Diese komfortable Situation hat es in der Geschichte des Clubs noch nicht gegeben.

Vor zwei Jahren in der Aufstiegssaison war der BHC weit von der Souveränität entfernt, um eine imposante Serie von zehn Spielen ohne Niederlage verbuchen zu können. Vor jeder Begegnung hat die Frage gestanden, in welcher Verfassung sich die Leistungsträger wohl präsentieren würden. Ein oder zwei Ausfälle waren oft gleichbedeutend mit einer Niederlage oder einem mühevollen Auftritt gegen die Underdogs der Zweiten Liga Süd. Nicht umsonst hat sich der spätere Meister zum direkten Aufstieg ins Handball-Oberhaus gezittert.

Der jüngste 34:26 (16:10)-Erfolg gegen den TV Bittenfeld unterstreicht die berechtigten Ansprüche des Bergischen HC auf dem direkten Weg zurück in die Erste Liga. Die als Geheimfavorit auf einen der ersten drei Plätze gehandelten Schwaben waren in der mit knapp 1900 Zuschauern gut gefüllten Unihalle weit davon entfernt, den Löwen Probleme zu bereiten. Mit Ausnahme einer sechsminütigen Phase, als die Begegnung bei einer Neun-Tore-Führung längst entschieden war (52. /29:21), beherrschte das Team von Sebastian Hinze den Kontrahenten — egal, welches Personal der Trainer in welcher Konstellation agieren ließ.

"Wir sind halt sehr flexibel", urteilt Christian Hoße. "Jeder, der von der Bank kommt, macht sofort Druck." Bestes Beispiel war der Linksaußen selbst, der in der Startformation gestanden hatte und in der 22. Minute von Jan Artmann abgelöst wurde. Als Hoße Mitte der zweiten Hälfte zurückkehrte, war er sofort mit zwei Treffern von unterschiedlichen Positionen erfolgreich. Das sind die Überraschungsmomente, die den homogenen Kader seit Wochen auszeichnen.

Sebastian Hinze hat ein gutes Gespür dafür entwickelt, wann er wen benötigt oder wann er wem eine Pause gönnen kann. Viktor Szilágyi beispielsweise wechselte der Trainer-Novize gar nicht mehr ein, nachdem dieser mit einer Zeitstrafe auf die Bank geschickt worden war (38.). Dabei hatte der Österreicher zuvor reihenweise mit brillanten Anspielen geglänzt und immer wieder Lücken in die Bittenfelder Deckung gerissen. In Unterzahl aber strahlte Alexander Oelze direkt so viel Gefahr aus, dass der Mittelmann nicht nur mit einer hundertprozentigen Siebenmeter-Quote glänzte, sondern die Partie auch beenden durfte.

Nur noch wenig erinnert an die holprigen Auftritte der ersten Spieltage gegen die mittlerweile in der Spitzengruppe etablierten Teams der HSG Nordhorn oder des TV Emsdetten. Die Mannschaft hat ihren Rhythmus gefunden und strotzt vor Selbstbewusstsein. Das kann sie in den kommenden Wochen gut gebrauchen in den ostdeutschen Hexenkesseln von Rostock, Eisenach und Aue oder bei den schweren Heimaufgaben der Hinrunde gegen Erlangen, Hüttenberg und Friesenheim.

(RP/rl)
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