Verletzter Kapitän Gensheimer: "Für unsere Sportart der Wahnsinn"

Uwe Gensheimer, zurzeit verletzter Kapitän der deutschen Handballer, spricht im Interview über den EM-Höhenflug seines Teams, den Hype in der Heimat und die Aussichten für die Zukunft.

Handball: Uwe Gensheimer im Porträt
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Das ist Uwe Gensheimer

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Foto: dpa/Sascha Klahn

Uwe Gensheimer, wie ist der Gesundheitszustand? Was machen Wade und Achillessehne?

Uwe Gensheimer: Ganz gut. Ich habe diese Woche erste Laufeinheiten absolviert, vorher war ich nur auf dem Fahrrad. Jetzt müssen wir das ganz vorsichtig steigern, und dann hoffe ich, dass ich zum Rückrundenstart der Bundesliga Mitte Februar wieder einsatzfähig bin.

Sie sind am Freitag zum deutschen Team gestoßen, haben die zwei EM-Wochen davor von Deutschland aus verfolgt. Wie haben Sie die Stimmung in der Heimat erlebt?

Handball: Das Allstar-Team der EM 2016
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Das Allstar-Team

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Foto: dpa, jai

Gensheimer: Es ist zu Hause ein unheimlicher Hype entstanden. Das ist für unsere Sportart der Wahnsinn. Da sieht man auch wieder, wie wichtig es ist, dass wir im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt und wieder wahrgenommen werden. Natürlich haben auch die Spiele gepasst, das steht außer Frage. Es war aber auch nicht ganz einfach für mich. Normalerweise steht man auf der Platte und kann helfen, jetzt muss man zuschauen. Ich bin das ein oder andere Mal am Fernseher ausgerastet, aber so muss es sein.

Sie haben das Team jetzt auch hier vor Ort in Krakau erlebt. Was macht die Mannschaft aus?

Gensheimer: Die Mannschaft ist aufgrund der Verletzungen noch enger zusammengerückt. Sie treten mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit auf, die richtig spürbar ist, auch als Zuschauer. Die Jungs machen einfach Spaß, wie sie um jeden Zentimeter kämpfen und wie sie sich da reinhauen. Das macht die Jungs aus. Die Stimmung ist gut. Die Mannschaft war auch vor dem Halbfinale locker und ruhig, gemessen daran, was sie hier erreichen kann. Diese Lockerheit müssen sie auch mit ins Finale nehmen.

Was erwartet die Mannschaft gegen Spanien?

Gensheimer: Die Spanier, das habe ich auch schon vor dem Turnier gesagt, sind für mich mit der größte Favorit. Auch wenn es für sie spielerisch bei der EM nicht immer ganz so optimal lief, ist die Mannschaft in den letzten Jahren sehr gut eingespielt. Die Automatismen passen einfach. Ich kann keine Schwächen bei den Spaniern ausmachen.

Warum gewinnt das deutsche Team trotzdem?

Gensheimer: Weil wir einen heißen Lauf haben und nach der Auftakt-Niederlage gegen die Spanier im Turnierverlauf von Sieg zu Sieg viel Selbstvertrauen getankt haben. Wir treten jetzt mit einer Sicherheit auf, die ihresgleichen sucht. Die Spanier werden das auch verfolgt und den Respekt bemerkt haben, den wir uns als Team erarbeitet haben. Deswegen gewinnen wir das Ding.

Gibt es Revanchegelüste im deutschen Team?

Gensheimer: Nö, es ist ja ein neues Spiel, und jetzt geht es um den Titel. Das ist eine ganz andere Situation.

Welche Rolle spielt Bundestrainer Dagur Sigurdsson?

Gensheimer: Eine ganz große! Wir haben mit ihm ja vor anderthalb Jahren einen Neuanfang hingelegt, der schon bei der WM vor einem Jahr in Katar sehr gut begonnen hat. Da lief es mit der Viertelfinal-Teilnahme gegen den Gastgeber ja auch schon richtig gut. Dagur ist der entscheidende Mann dafür, dass die Jungs nach den schwerwiegenden Ausfällen, die es sowohl im Vorfeld als auch während des Turniers gab, noch enger zusammengerückt sind. Deswegen hat er einen ganz großen Anteil.

Viele Experten sagen dem deutschen Team eine große Zukunft voraus, wie sehen Sie das?

Gensheimer: Wenn man sieht, wie die Jungs hier als jüngste Mannschaft auftreten und jeder der vielen EM-Neulinge so viel an Erfahrung mitnimmt - das ist unbezahlbar und extrem viel wert für die nächsten Jahre.

(sid)
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