Umjubelter Matchwinner Wie sich Julian Köster im Handball-Team unentbehrlich macht
Köln · Nach dem Schlusstreffer von Julian Köster gegen Island explodierten die Emotionen in der Kölner Arena. Bei dem Spieler und bei den Fans. Ausgerechnet in seiner Heimat krönt der 23-Jährige seine Leistung. Für das deutsche Team ist er aber nicht nur wegen dieser Szene ungemein wichtig.
Als Julian Köster wenige Sekunden vor Schluss den Ball zum 26:24 ins Tor wirft, tobt die Halle in Köln. Es ist der so wichtige Sieg für Deutschlands Handballer im ersten Spiel der EM-Hauptrunde gegen Island. Und es passt ins Bild dieses so spannenden Abends, dass der Schlusspunkt Köster gehört. Dem 23-Jährigen, der in Köln lebt, aber noch nie zuvor ein Spiel in der Lanxess-Arena gemacht hatte. Und so explodieren auch bei dem Spieler die Emotionen. Der sonst so ruhig wirkende Köster rennt laut jubelnd über das Feld. Feiert ausgelassen mit den Fans und Mitspielern.
Die Hauptrunde in Köln spielen zu dürfen, sei ein Traum, hatte der Kapitän des VfL Gummersbach schon vor der Heim-EM gesagt. Besonders auf die berühmte Gänsehautstimmung in der Arena hatte er sich gefreut. Und für die sorgte er dann selbst. „Das war unbeschreiblich. Ich freu mich einfach, dass das Ding reingegangen ist, und dann kamen einfach die Emotionen raus“, sagte Köster nach dem hart umkämpften Sieg gegen Island. Es habe riesig Spaß gemacht, in der Arena zu spielen. „Die Zuschauer wissen ganz genau, wann wir sie brauchen.“
Gebraucht wird im deutschen Team auch der junge Nationalspieler, der in Bielefeld geboren wurde, seine Handball-Karriere aber in Pulheim beim TuS SW Brauweiler begann und auch danach in der Region blieb. Nach fünf Jahren beim TSV Bayer Dormagen wechselte er 2020 zum VfL Gummersbach. Dabei wurde der Rückraumspieler durchaus von Topteams wie dem THW Kiel umworben. Doch Köster entschied sich für Gummersbach. Er wolle die Entwicklung mit dem Klub mitgehen, außerdem hat er dort Freunde und Familie um sich. Er lebt und studiert in Köln. Alles Gründe, die für einen Verbleib bei dem oberbergischen Team sprachen.
Doch das Interesse an Köster dürfte nicht geringer werden. Im März wird er zwar erst 24 Jahre alt, im Nationalteam gehört er dennoch bereits zu den erfahreneren Spielern. Im November 2021 berief ihn Alfred Gislason erstmals ins DHB-Team. Damals spielte er mit Gummersbach sogar noch in der zweiten Liga. Bei der Europameisterschaft 2022 war er bereits fester Bestandteil des Teams. In allen sieben Partien stand er auf der Platte.
Der Bundestrainer baute da vor allem auf seine Abwehrstärke. Dennoch war Köster mit 18 Feldtoren der zweitbeste Torschütze des Teams. Auch bei der WM im vergangenen Jahr brachte der Bundestrainer ihn oft für die Abwehr rein. Er schätzt, wie flexibel Köster dort einsetzbar ist. Bei dieser EM gilt das auch für den Angriff. Längst beschränkt sich seine Bedeutung für das Team nicht mehr nur auf die Abwehrstärke. „Er ist trotz seiner jungen Jahre zu einem Weltklasse-Abwehrspieler gereift“, sagte Gislason, der auch lobte, wie gut Köster das Spiel der Gegner liest.
Die neue Rolle liegt dem Rückraumspieler bisher. „Ich kann jetzt auch ein bisschen mehr Angriff spielen. Das macht natürlich auch sehr viel Spaß, wenn ich dem Team da helfen kann“, sagt Köster. Demnach dürfte er am Donnerstagabend sehr viel Spaß gehabt haben.
Kösters Teamkollegen jedenfalls wissen um die Bedeutung des Tores. „Da ist bei uns allen schon viel Spannung abgefallen mit seinem Treffer. Für Julian freut es mich, dass er das Tor hier in seiner Heimatstadt so vollenden konnte“, sagt Lukas Mertens. Der Treffer sei für die gesamte Mannschaft in dem Moment eine große Erleichterung gewesen, betont Sebastian Heymann. „Für ihn persönlich freut es mich, dass er uns jetzt auch mit seinen guten Leistungen, die er jedes Spiel bis jetzt gezeigt hat, auch gestern in der Crunchtime so viel geholfen und gegeben hat“, lobt Heymann.
Der emotionale Jubel mit den Fans in Köln dürfte den Gummersbach-Kapitän nun noch mal zusätzlich motiviert haben für die nächste Aufgabe am Samstag (20.30 Uhr ARD und Dyn) gegen Österreich.