„Nur noch Endspiele“ Handballer wollen Wiener Stadthalle zur Festung machen

Wien · Für die deutschen Handballer startet am Donnerstag die EM-Hauptrunde gegen Weißrussland. Um das Ziel Halbfinale nicht schon früh aus den Augen zu verlieren, müssen Kapitän Uwe Gensheimer und Co. jetzt liefern.

DHB-Kapitän Uwe Gensheimer.

DHB-Kapitän Uwe Gensheimer.

Foto: dpa/Robert Michael

Christian Prokop lebte die enorme Zuversicht vor. Während Kapitän Uwe Gensheimer und seine Mitspieler das Abschlusstraining voll fokussiert absolvierten, lachte der Bundestrainer an der Seitenlinie viel und versprühte gute Laune. In der Wiener Stadthalle fühlten sich die deutschen Handballer auf Anhieb wohl, die altehrwürdige Spielstätte soll für das DHB-Team in der EM-Hauptrunde zur Festung werden.

"Wir haben jetzt nur noch Endspiele, wenn wir den Traum vom Halbfinale leben wollen", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem SID vor dem Hauptrunden-Auftakt gegen Weißrussland am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD). Kämpfen, wühlen, beißen - mit vollem Einsatz und noch mehr Emotionen wollen und müssen Gensheimer und Co. bei der EM endlich durchstarten.

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Denn in der Hauptrunde zählt für das DHB-Team nur noch Vollgas. Schon ein weiterer Wackel-Auftritt könnte das Aus bedeuten, auch deshalb erhöhte Hanning den Druck auf seine Profis. "Wir müssen jetzt raus aus der Komfortzone und dürfen uns nicht hinter dem Zielgedanken verstecken. Die Spieler müssen jetzt ihre individuelle Stärke zeigen", sagte der 51-Jährige.

Zum Trumpf könnten die vielen schwarz-rot-goldenen Fans werden, die dem Team in Wien neuen Schwung verleihen sollen. "Man unterstützt immer gern eine Mannschaft, die fightet und um jeden Ball rennt", sagte Prokop und forderte "mehr Emotionalität" von seinen Spielern.

Gensheimer betonte die Zuversicht, nach einer schwachen Vorrunde in Trondheim endlich in Gang zu kommen. "Wir wissen alle, dass wir mehr können. Deswegen ist der Glaube da", sagte der Linksaußen: "Wir haben ja nicht verlernt, Handball zu spielen."

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Torhüter Johannes Bitter spürt nach dem Quartierwechsel Rückenwind, das bevorstehende Druckspiel gegen die Weißrussen sieht er als Chance. "Ich bin voller Vorfreude, in einer gut gefüllten Halle mit vielen tausend deutschen Fans zu spielen", sagte der Routinier: "Das wird uns sicherlich tragen."

Der 37-Jährige verfügt im Gespann mit Andreas Wolff wie die gesamte deutsche Defensive noch über reichlich Steigerungspotenzial, das es jetzt abzurufen gilt. Auch Gensheimer will als Kapitän mehr Verantwortung übernehmen, als es ihm in einer ziemlich zerfahrenen Vorrunde gelungen war. Und damit schon gegen Weißrussland anfangen.

Prokop und sein Team müssen in der Hauptrunde vier Siege einfahren, denn nur die Gruppensieger und -zweiten erreichen die Medaillenspiele in Stockholm. Die Ausgangsposition ist also knifflig vor der zweiten Turnierphase, in der auch noch Duelle mit Kroatien (Samstag), Gastgeber Österreich (Montag) und Tschechien (Mittwoch) warten.

Titelverteidiger Spanien und Ex-Weltmeister Kroatien haben wie auch das Team Austria jeweils zwei Zähler aus der Vorrunde mitgenommen. Deutschland startet dagegen wie die restlichen Gruppenkonkurrenten punktlos. Entsprechend groß ist die Bedeutung des Weißrussland-Spiels.

Die Osteuropäer sind allerdings beileibe kein Handball-Entwicklungsland mehr. Nach Rang zwölf 2014 und zwei zehnten Plätzen bei den letzten beiden Europameisterschaften qualifizierte sich das Team von Bundesliga-Legende Juri Schewzow nun schon zum vierten Mal hintereinander für die Hauptrunde und peilt die beste Platzierung seiner EM-Geschichte ab. In der Vorrunde gelangen Siege gegen Serbien (35:30) und Montenegro (36:27).

"Wir werden richtig Kraft und Energie brauchen. Denn das ist eine Geschwindigkeitsmannschaft, die ein hohes Tempo anschlägt", sagte Prokop, der noch überlegt, Johannes Golla - bislang 17. Mann - erstmals in den Kader zu berufen. Mit noch mehr Emotionen soll sein Team seiner Favoritenrolle am Donnerstag gerecht werden und "richtig Schwung aufnehmen für die Hauptrunde."

SID pl cs kd

(lt/sid)
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