Handball-EM 2014 Die Dänen in der Rolle des Favoriten

Düsseldorf · Am Sonntag beginnt die Handball-EM. Erster Anwärter auf die Goldmedaille ist der Gastgeber und Titelverteidiger. Bei der 11. Auflage ist die deutsche Mannschaft erstmals nicht dabei. Sie scheiterte in der Qualifikation.

Handball-EM 2012: Dänemark holt sich den Titel
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Handball-EM 2012: Dänemark holt sich den Titel

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Erstmals seit 1978 richtet Dänemark wieder ein bedeutendes Männer-Turnier im Handball aus. Damals kämpfte sich die deutsche Mannschaft bis ins WM-Finale. Heiner Brand, Joachim Deckarm, Jimmy Waltke, Manfred Hofmann, Kurt Klühspies und Co. besiegten die UdSSR im Endspiel sensationell mit 20:19. Wenn am Sonntag die 11. Europameisterschaft beginnt (Finale am 26. Januar), dann ist das Team des Deutschen Handballbundes (DHB) nicht dabei. "Das haben wir uns verdient", sagte der neue DHB-Vizepräsident Leistungssport, Bob Hanning — und meinte "selbst eingebrockt". Tschechien und Mazedonien, das beide Begegnungen mit den Bundesligaprofis gewann, sicherten sich in den Gruppenspielen die Tickets.

Wer spielt bei der EM?

16 Teams haben sich qualifiziert. Gruppe A in Herning: Dänemark, Tschechien, Mazedonien, Österreich. — Gruppe B in Aalborg: Spanien, Island, Norwegen, Ungarn. — Gruppe C in Aarhus: Serbien, Frankreich, Polen, Russland. — Gruppe D in Kopenhagen: Kroatien, Schweden, Weißrussland, Montenegro.

Wer ist der Top-Favorit?

Titelverteidiger, WM-Zweiter und Gastgeber — an Dänemark führt kein Weg vorbei. "Wir sind eingespielt und der Favorit", betont Hans Lindberg, der seinen dritten Titel nach 2008 und 2012 gewinnen möchte. Der Rechtsaußen des Hamburger SV ist einer von neun Bundesliga-Legionären im Team des Gastgebers. "Mit dem Heimvorteil wollen wir bei der Medaillenvergabe ein großes Wörtchen mitsprechen", formulierte Erfolgstrainer Ulrik Wilbek vor seinem letzten großen Turnier zurückhaltender. Der 55-Jährige wird Sportdirektor beim dänischen Verband. Nach der Vorrunde warten auf seine Auswahl die ersten Bewährungsproben, wenn es in der Hauptrunde gegen die ersten drei Teams der B-Gruppe — vermutlich Spanien, Island und Ungarn — geht.

Wer gehört noch zum Kreis der Titel- und Medaillenkandidaten?

Es sind die üblichen Verdächtigen. Kroatien, seit 2006 in drei EM-Finals unterlegen und zuletzt jeweils Dritter bei der EM 2012, Olympia 2012 und WM 2013. Frankreich, dessen Team aber nicht mehr jene Stärke aufweist, mit der es von 2006 bis 2011 die Szene beherrschte. "Wir sind ein starker Kandidat, aber eben kein Favorit", sagte Trainer Claude Onesta. Ungarn, als Geheimfavorit gehandelt, trifft der Ausfall von Rückraumspieler Laszlo Nagy hart. Spanien gilt als größter Widersacher der Gastgeber. Von den 16 Spielern, die Dänemark vor einem Jahr im WM-Finale beim 35:19-Sieg vorführten, sind noch zwölf dabei. Auf Arpad Sterbik, einen der weltbesten Torhüter, muss der neue Cheftrainer Manuel Cadenas verzichten. Das Knie ist lädiert.

Was bedeutet das Fehlen der deutschen Mannschaft?

Die Dänen hatten fest mit dem Team und seinen Fans gerechnet. Doch wenn die Männer von Bundestrainer Martin Heuberger heute ins Flugzeug steigen, geht es halt nicht zur EM, sondern zu zwei Länderspielen nach Tunesien. Die DHB-Auswahl sollte in Aarhus spielen. Dort liegt der Kartenverkauf (bislang 85 Prozent der insgesamt 175 000 Tickets abgesetzt) noch etwas hinter den Erwartungen zurück. Die Zahl der Handball-Touristen aus Deutschland fällt erheblich niedriger aus. "Jeder, der Handball mag, muss traurig sein, dass Deutschland nicht dabei ist", sagte der beim THW Kiel aktive tschechische Superstar Filip Jicha. "Ich finde es sehr schade, dass die deutsche Mannschaft fehlt. Sie hat immer viele Zuschauer mitgebracht und für gute Stimmung gesorgt", betonte der Däne Hans Lindberg.

(RP)
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