„Sehnen uns nach Normalität“ Sorgen überschatten Liga-Start im Handball

Düsseldorf · Begleitet von großen Sorgen startet die Handball-Bundesliga am Donnerstag in ihre 57. Spielzeit. Daran ändert auch eine sportlich spannende Ausgangslage nichts. Alle Beteiligten sehnen sich nach Normalität.

Der Kieler Sander Sagosen (M) spielt gegen die Magdeburger Magnus Saugstrup (l) und Omar Ingi Magnusson.

Der Kieler Sander Sagosen (M) spielt gegen die Magdeburger Magnus Saugstrup (l) und Omar Ingi Magnusson.

Foto: dpa/Ronny Hartmann

Inflation, Energiekrise, Corona - selbst die Aussicht auf den spannenden Vierkampf an der Spitze kann die Sorgen im Handball nicht übertünchen. „Ich will keine schlechte Stimmung herbeireden, aber es ist eine schwierige Situation“, sagte Frank Bohmann dem SID vor Beginn der 57. Bundesliga-Saison am Donnerstag.

Der erste Anpfiff ist noch gar nicht ertönt, da muss sich der HBL-Geschäftsführer schon wieder mit Worst-Case-Szenarien beschäftigen. „Nach zwei turbulenten Jahren sehnen wir uns nach Normalität“, ächzt Bohmann, „doch mit der Energiekrise infolge des fürchterlichen russischen Angriffskrieges und auch weiterhin dem Corona-Thema stehen wir erneut vor großen Herausforderungen. Ich hoffe, dass es nicht so dramatisch wird.“

Wirtschaftlich könnte es die 18 Erst- und 20 Zweitligisten in den kommenden Wochen und Monaten aber hart treffen. Vor allem bei den Top-Teams laufe der Dauerkartenverkauf zwar „so gut wie vor der Pandemie. Doch andere müssen um jeden Zuschauer schwer kämpfen“, sagt Bohmann mit Blick auf die hohe Teuerungsrate: „Die Menschen halten ihr Geld zusammen, das spüren unsere Klubs deutlich.“

Selbst beim Supercup-Kracher zwischen Meister SC Magdeburg und Pokalsieger THW Kiel lief der Ticketverkauf sehr schleppend. Das Thema Konsumzurückhaltung könne man, so Bohmann, „nicht mal eben per Handschlag lösen“.

Bei den Klubs wird schon eifrig gerechnet. Die explodierenden Energiekosten schlagen auch im Handball voll durch und sorgen für angepasste Reisebudgets und steigende Hallenmieten. Bohmann geht zwar davon aus, die drastisch erhöhten Energiepreise „irgendwie stemmen zu können“ und dass „wir die Arenen offen halten können. Doch das Thema zieht deutlich weitere Kreise“, sagte der 57-Jährige und führte aus: „Gerade liegt uns beispielsweise ein Gesetzentwurf für LED-Werbung vor, für die es ein Beleuchtungsverbot für die Zeit zwischen 22 Uhr und 16 Uhr geben soll. Wenn das so kommt, müssen wir wieder improvisieren und Notfallpläne schreiben.“

Krisenmanagement sind sie in der HBL inzwischen gewöhnt. Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie wächst momentan die Sorge, dass neben all den neuen Baustellen auch dieses Thema die Klubs im Herbst wieder einholen könnte. „Die möglichen Verordnungen sehen wieder dicke Bandagen vor. Wir bereiten uns auf schwere Zeiten vor“, sagte Bohmann. Sollte man „wieder lockdown-ähnliche Zustände bekommen, werden wir an unsere Grenzen stoßen“.

Und doch versucht die Liga, die vielfältigen Aufgaben ungeachtet der kniffeligen Rahmenbedingungen „optimistisch“ und „mit geradem Rücken“ anzugehen. „Das ist eine Frage der Grundhaltung“, sagte Bohmann, der sich sportlich auf eine spannende Saison freuen darf. Neben Magdeburg und Kiel werden auch die Teams der SG Flensburg-Handewitt und von den Füchsen Berlin hoch gehandelt. Zudem kehrt mit dem VfL Gummersbach ein ganz großer Name in die Liga zurück.

(sid/stja)
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