Derbyniederlage in Flensburg Umbruch in Kiel: THW noch keine geschlossene Einheit

Der THW Kiel bekam bei der schmerzhaften Derbyniederlage in Flensburg vor Augen geführt, wo es nach dem Abgang von Filip Jicha noch hakt. Der Meister ist alarmiert - und redet den Gegner stark.

SG Flensburg-Handewitt siegt im Nordderby gegen den THW Kiel
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Flensburg siegt im Nordderby gegen Kiel

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Foto: dpa, dan kno

Mit seinem 56. Geburtstag am Montag wollte Alfred Gislason so wenig wie möglich zu tun haben. An den Nachwehen der schmerzhaften Derbyniederlage bei der SG Flensburg-Handewitt tags zuvor, das betonte der Trainer des deutschen Handball-Meisters THW Kiel, lag das ausdrücklich nicht. "Ich feiere nie meinen Geburtstag", sagte der Isländer nach dem 25:30 (12:15) beim Erzrivalen. Aber ob Party oder nicht: Anlass zur Sorge hatte Gislason nach der ersten Niederlage seines Teams seit dem 20. Dezember 2014 allemal.

"Das war scheiße. Wir waren nicht gut genug", sagte THW-Kapitän Rene Toft Hansen den Kieler Nachrichten in aller Deutlichkeit, gab sich aber trotzdem kämpferisch: "Die letzten drei Jahre haben wir hier auch verloren und sind trotzdem Meister geworden."

Allerdings lässt die Kieler Leistung am Sonntag vermuten, dass sich der Dominator der letzten Jahre bei seiner Titelverteidigung diesmal besonders strecken muss. Der Ansammlung herausragender Einzelkönner fehlte es an mannschaftlicher Geschlossenheit, um gegen die ungemein kompakten und aggressiven Flensburger bestehen zu können. Nicht nur Superstar Domagoj Duvnjak verstrickte sich immer wieder in Einzelaktionen. Zumindest am Sonntag fehlte die kurzfristig vor Saisonbeginn zum FC Barcelona transferierte Identifikationsfigur Filip Jicha an allen Ecken und Enden.

Zudem hakte es auf der Torwartposition, auf der zwei Neulinge eigentlich für Ruhe sorgen sollten. Doch weder Niklas Landin, der Königstransfer von den Rhein Neckar Löwen, noch Nikolas Katsigiannis, gekommen von der HSG Wetzlar, überzeugten. Das Duo erhielt zu allem Überfluss auch noch eine kostenlose Lehrstunde ihres Gegenübers. Oldie Mattias Andersson war überragender Flensburger Rückhalt.

"Wenn man hier gewinnen möchte, muss sehr viel stimmen. Das hat es bei uns nur phasenweise", sagte Gislason. Zumindest bei der öffentlichen Bewertung ging er noch gnädig mit seinem Team um. THW-Geschäftsführer Thorsten Storm nahm die Niederlage aber zum Anlass, um zu betonen, dass diesmal nicht der THW erster Titelanwärter sei. Die großen Kieler machten sich klein. "Der große Favorit auf die Meisterschaft hat gewonnen", sagte Storm.

Bei den Flensburgern herrschte derweil eine Mischung aus Zuversicht und respektvoller Zurückhaltung. SG-Spielmacher Rasmus Lauge freute sich über das "deutliche Statement", während Geschäftsführer Dierk Schmäschke bremste: "Wir haben in dieser Saison viel vor und mit diesem Sieg einen guten Start hingelegt. Es ist aber ein ganz langer Weg zur Meisterschaft."

Doch nicht nur in Flensburg steigt die Hoffnung, dass sich der viel zitierte Umbruch in Kiel nach der Ära Jicha noch längerfristig in der Tabelle widerspiegeln wird. Auch die Rhein Neckar Löwen gaben mit dem 24:23-Erfolg beim heimstarken SC Magdeburg ihr Statement ab und präsentiert sich als das, was der THW noch nicht ist: Eine in sich geschlossene Einheit.

(sid)
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