Handball-WM Gruppenauslosung wird zur Farce - Brand zur deutschen Glücksfee

Berlin (rpo). Der erste Akt zur Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland (19. Januar bis 4. Februar) ist gründlich in die Hose gegangen. Technische Defekte und unerwartete Aussetzer machten die Auslosungs-Zeremonie der bislang längsten Endrunde in Berlin zu einer Farce.

 Knapper Sieg für Heiner Brand und die deutsche Nationalmannschaft.

Knapper Sieg für Heiner Brand und die deutsche Nationalmannschaft.

Foto: AFP, AFP

Zumindest "Glücksfee" Heiner Brand ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Der Bundestrainer bescherte dem Gastgeber für die Gruppenphase in den Außenseitern Brasilien (19. Januar), Argentinien (21. Januar) sowie dem EM-Zehnten Polen (22. Januar) lösbare Aufgaben. In der Hauptrunde könnten dann aber bereits Europameister Frankreich oder der WM-Vierte Tunesien warten. Das Eröffnungsspiel der Deutschen am 19. Januar in der Berliner Max-Schmeling-Halle gegen Brasilien ist mit 10.000 Zuschauern bereits seit Monaten ausverkauft. Seine übrigen beiden Vorrundenpartien trägt der Olympia-Zweite von 2004 in Halle/Westfalen aus.

Gemäß der Regeln des Veranstaltungs- und Organisationskomitees des Weltverbandes IHF hatte Brand als Vertreter des WM-Gastgebers vor der letzten Losrunde die Qual der Wahl und entschied sich nach fünfminütiger Beratung für die Zuteilung in die Gruppe C. "Es wird sicher keine Mannschaft durchmarschieren, weil die Spitze doch sehr eng ist. Aber es gibt sicher Favoriten in den Gruppen. Auch Polen muss man mitfavorisieren", sagte der 53-jährige Brand. Die Polen werden vom ehemaligen Bundesligaprofi Bogdan Wenta trainiert.

Insbesondere auf die Gastgeber wartete noch viel Arbeit, nachdem während der anderthalbstündigen Veranstaltung in einem Berliner Hotel Pleiten, Pech und Pannen das Bild geprägt hatten. Allerdings hatte die IHF als Vertreter des Veranstalters die Federführung bei den Planungen übernommen. Bereits zu Beginn gab es Schwierigkeiten, die gezogenen Lose auf die Videowand zu projizieren. Danach fiel zeitweise sogar die elektronische Anzeige aus, das Chaos war perfekt.

"Es war der Wurm drin"

"Nehmen sie das nicht zum Anlass, es als schlechtes Omen für die WM zu nehmen. Es war etwas der Wurm drin", bat DHB-Präsident und OK-Chef Ulrich Strombach um Verständnis. Brand sprach von "vorhandenen Pannen", aber insgesamt sei es gut gelaufen. Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar meinte: "Gut, dass das nicht im deutschen TV übertragen wurde."

Dabei hatte die von TV-Moderatorin Gabi Bauer geleitete Zeremonie vor 200 geladenen Gästen und 100 Medienvertretern bereits Maßstäbe für "die beste WM aller Zeiten" (Strombach) setzen sollen. Da nutzte es wenig, dass in Daniel Stephan (Lemgo), Magnus Wislander (Schweden), Talant Duschebajew (Spanien) und Yoon Kyung-Shin (Südkorea) erstmals bei einer Auslosung vier ehemalige Welthandballer Pate standen.

Für DHB-"Vize" Horst Bredemeier steht das sportliche Ziel bereits fest. "Klar wollen wir Weltmeister werden. Aber das wollen sieben andere Mannschaften auch." Brand soll dabei zum Beckenbauer der Handballer avancieren und das Gesicht der WM werden. "Heiner wird im Vorfeld an den zwölf Spielorten präsent sein", sagte Bredemeier, der auf den Verkauf von 300.000 WM-Tickets hofft. Bislang sind 90.000 Karten abgesetzt.

Die jeweils ersten Zwei der insgesamt sechs Vierergruppen erreichen die Hauptrunde. Die Dritten und Vierten jeder Gruppe spielen erstmals den Presidents-Cup aus. WM-Spielorte sind neben Berlin in der Vorrunde Kiel, Bremen, Magdeburg, Halle/Westfalen, Wetzlar und Stuttgart. Gastgeber für die beiden Hauptrundengruppen sind Dortmund und Mannheim. Die Viertel- und Halbfinals finden in Hamburg und Köln statt. Das Endspiel, das "kleine Finale" sowie weitere Platzierungsspiele sind ebenfalls in der Kölnarena zu sehen. Mit zwölf Spielstätten sind mehr Hallen als jemals zuvor bei einer WM eingebunden.

Die Gruppen in der Übersicht:

Gruppe A: Tunesien, Slowenien, Kuwait, Grönland

Gruppe B: Frankreich, Island, Ukraine, Australien

Gruppe C: Deutschland, Polen, Brasilien, Argentinien

Gruppe D: Spanien, Tschechien, Ägypten, Katar

Gruppe E: Dänemark, Norwegen, Ungarn, Angola

Gruppe F: Kroatien, Russland, Marokko, Korea

(sid)
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