Bergischer HC beim Final Four Wahnsinnsspiel mit bitterem Ende

Hamburg · Der SC Magdeburg trifft beim Finalturnier des nationalen Pokals am Sonntag auf die SG Flensburg-Handewitt. Im Duell mit dem Bergischen HC setzten sich die Ostdeutschen mit 36:33 (14:15, 29:29, 31:33) nach Verlängerung durch. So steht nun die Neuauflage des Vorjahresfinals an.

 Die BHC-Spieler Ace Jonovski und Kristian Nippes wollen es nicht wahrhaben, aber Magdeburgs Jacob Bagersted trifft hier zum 27:26 - doch die Bergischen kamen noch einmal zurück.

Die BHC-Spieler Ace Jonovski und Kristian Nippes wollen es nicht wahrhaben, aber Magdeburgs Jacob Bagersted trifft hier zum 27:26 - doch die Bergischen kamen noch einmal zurück.

Foto: Lukas Schulze

Bei seiner Final-Four-Premiere schien der BHC nervös in die Partie zu starten — im ersten Angriff unterlief Kristian Nippes gleich ein Fehlpass, den SCM-Rechtsaußen Robert Weber zum 1:0 nutzte. Doch Nippes machte seinen Fehler gleich darauf mit dem Treffer zum 1:1 wieder wett. Das war die Tor-Premiere des BHC beim Finalturnier.

Und die Bergischen saugten die außergewöhnliche Stimmung in Hamburg in der Folgezeit förmlich in sich auf. Sie schlossen ihre Angriffe sehr konzentriert ab — ein Zeichen der Frische des einzigen Teams beim Final Four, das unter der Woche nicht hatte spielen müssen. Zwar stand die Deckung nicht so sicher und aggressiv wie gewohnt, so dass Magdeburg mit relativ wenig Aufwand seine Treffer erzielen konnte, aber durch die Konsequenz im Abschluss glich der BHC das aus. Und als sich nach rund zehn Minuten Torwart Björgvin Gustavsson so sehr in Wallung gebracht hatte, dass er einen Ball nach dem anderen hielt, konnten sich die Bergischen eine Führung herauswerfen — das 12:9 durch Arnor Gunnarsson nach 19 Minuten sah schon sehr gut aus Richtung Endspielteilnahme.

Die Angriffsquote konnte der Final-Four-Debütant freilich ebenso wenig halten wie Gustavsson sein Tor vollends vernageln konnte. Zwar kam der Isländer allein in Halbzeit eins auf beeindruckende acht Paraden, doch um Magdeburg komplett in die Schranken zu weisen, genügte das noch nicht. Zur Halbzeit waren die Ostdeutschen wieder bis auf einen Treffer heran.

Nach dem Seitenwechsel stellte Weber per Siebenmeter auf 15:15 und damit die Partie wieder auf null. Und das brachte den BHC nachhaltig aus dem Konzept. Was vorher noch konsequent und sicher im Abschluss gewesen war, landete nun im Block, an SCM-Torwart Jannick Green oder kam aufgrund eines Ballverlustes gar nicht erst zum Abschluss — die Ostdeutschen hatten leichtes Spiel und stellten blitzschnell auf 19:15 (35. Minute). Erst danach gelang Kapitän Viktor Szilágyi das erste Tor in Halbzeit zwei. Kurz darauf hatte Nippes die große Chance, den Abstand weiter zu verkürzen, er scheiterte aber mit einem Gegenstoß an Greens rechter Hand, und im Gegenzug traf Michael Damgaard zum 20:16.

BHC-Trainer Sebastian Hinze reagierte und brachte in Fabian Gutbrod einen Akteur, der monatelang verletzt gefehlt hatte — das Risiko wurde belohnt. Der Halblinke erzielte gleich mal zwei Tore und legte Max Weiß das 19:21 auf (40.). Doch zu mehr reichte es nicht, immer wieder schlichen sich Fehler ein, als dass eine Aufholjagd hätte gestartet werden können. Etwa beim Stand von 23:25, als Christian Hoße und der in Halbzeit eins so starke Alex Hermann einen Gegenstoß vertändelten. Zwar erzielte Moritz Preuss kurz darauf das 24:25 (48.), doch der überragende Damgaard stellte direkt danach den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her.

Doch es war das Zeichen, dass noch etwas geht beim BHC — und er fachte das Feuer nun an. Einen Wahnsinns-Pass von Moritz Preuss, an dem drei Gegenspieler hingen, verwertete Gutbrod zum 25:26, der SCM bekam zudem eine Zeitstrafe, und im folgenden Angriff hatte Ace Jonovski seine Finger in einem Pass — den Gegenangriff verwertete Preuss zum 26:26. Als dann Gustavsson mit einer Monsterparade gegen Yves Grafenhorst aufwartete, hatte der BHC plötzlich den Vorteil, wieder in Führung zu gehen. Doch Szilágyi blieb im Block hängen, Jacob Bagersted traf für Magdeburg zum 27:26, dann scheiterte Szilágyi an Green — Vorteil für den SCM.

Der BHC dachte jedoch nicht daran, zurückzustecken — nach einem Doppelschlag von Gutbrod und Hoße führte er zwei Minuten vor Schluss mit 29:28. Und dann wurde es komplett irre. Magdeburg glich aus, holte sich im folgenden Angriff der Bergischen den Ball, bekam einen Siebenmeter — und Gustavsson parierte gegen den zuvor so erfolgreichen Weber. Hinze nahm eine Auszeit und dann für die letzten 14 Sekunden den Torwart zugunsten eines siebten Feldspielers von der Platte. Den finalen Wurf drehte Gunnarsson knapp am Tor vorbei und so gab es eine Premiere beim Final Four: Beide Halbfinale gingen in die Verlängerung.

Und in deren erste Halbzeit startete Magdeburg mit Wut und zwei Toren durch Marko Bezjak und Nemanja Zelenovic. Ab da ging es hin und her, absetzen konnte sich der SCM trotz besserer Gelegenheiten nicht, Gustavsson war jetzt einfach zu stark. Vorne traf nun Nippes zwei Mal in ganz engen Situationen, und so stand es nach 65 Minuten 32:33.

Ein letztes Mal wurden die Seiten gewechselt — und erst unterlief Szilágyi ein technischer Fehler, dann gab es auch noch eine Zeitstrafe gegen die Bank. Magdeburg nutzte das durch Grafenhorst zum 34:32 und durch Damgaard zum 35:32 — das war's für den BHC. Er hat sich aber mehr als prächtig beim Final Four verkauft und Geschichte geschrieben. Mit einer Verlängerungs-Premiere beim Debüt.

(ame)
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