Spieler beklagen sich Debatte um Überbelastung im Handball kocht hoch

Hamburg · Der Handball-Zoff um die Überbelastung hat eine neue Stufe erreicht: Die vielen Spiele sind den Stars ein Dorn im Auge. Sie bringen eine Verkleinerung der Liga und eine längere Sommerpause ins Gespräch.

 Der Flensburger Spieler Holger Glandorf (r) und der Kieler Spieler Christian Dissinger kämpfen um den Ball.

Der Flensburger Spieler Holger Glandorf (r) und der Kieler Spieler Christian Dissinger kämpfen um den Ball.

Foto: dpa/Frank Molter

Der Protest wird lauter, der Ton rauer: Der Konflikt um die Überbelastung im deutschen Handball zwischen Profis und Funktionären spitzt sich zu. Während Ex-Weltmeister Holger Glandorf und Nationalspieler Patrick Wiencek die Kritik von Spielerseite erneuert und auch Lösungsvorschläge aufgezeigt haben, versucht der Deutsche Handballbund (DHB) zu beschwichtigen

"Die Spieler sind unser höchstes Gut. Das gilt sowohl für die Vereine als auch für die Nationalmannschaft", sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober am Mittwoch. Das Thema sei nicht neu und habe eine hohe Komplexität, da es eine Vielzahl an Anspruchsgruppen mit Verbänden, Vereinen und Spielern gibt.

"Wir müssen den Dialog mit allen Anspruchsgruppen weiterführen", forderte Schober, dem die Schlagzeilen ganz und gar nicht gefallen. Denn keine drei Monate vor der Heim-WM sorgt der alte Termin-Zoff für neuen Ärger. Die Profis sorgen sich um ihre Gesundheit und bringen eine Verkleinerung der Liga und eine längere Sommerpause ins Gespräch.

"Ich sehe das größte Problem nicht unbedingt in der Zeit zwischen den Spielen, sondern eher in der Sommerpause", sagte Rückraumspieler Glandorf vom deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt der Welt. Drei Wochen Urlaub seien "viel zu wenig, um richtig zu regenerieren". Basketballprofis in den USA würden 80 bis 90 Spiele in der Saison machen, "aber die haben dann auch drei Monate Sommerpause."

Kreisläufer Wiencek vom THW Kiel kann sich unterdessen eine "Verkleinerung der Liga von 18 auf 14 Teams oder die Verringerung der Anzahl der Champions-League-Gruppenspiele" vorstellen. Dies erläuterte der 29-Jährige in der Sport Bild. "Uns zu sagen, dass wir auf Geld verzichten sollen, ist lächerlich. Ich kann verstehen, dass einige Spieler keine Lust mehr auf die Bundesliga haben", sagte Wiencek.

Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann hingegen schiebt die Verantwortung für das ewige Dilemma der vielen Spiele von sich. Es sei "immer leicht, die Schuld auf die Organisatoren zu schieben. Wenn die Belastung für einzelne Spieler zu groß ist, muss der Kader vergrößert und Spielzeit mehr verteilt werden", sagte er der Sport Bild. Den Plänen Wienceks entgegnete er: "Zehn Spiele weniger bedeuten auch 30 Prozent weniger Geld. Es wäre zu kurz gedacht, wenn man sagt, es wäre falsch organisiert."

Das Thema Überbelastung beschäftigt seit Jahren die Szene. Eine Verkleinerung der Liga kommt für die meisten Bundesligisten allerdings nicht infrage. "Klubs, die nur 34 Bundesligaspiele machen, sehen diese Probleme gar nicht", sagte Glandorf und bezeichnete die Diskussion insofern als "schwierig". Einer Verlängerung der Sommerpause, wie schon häufiger gefordert, steht der internationale Spielkalender mit Quali-Spielen auf Nationalmannschaftsebene im Weg.

Die Diskussion über den straffen Terminplan im Handball hatte Wienceks Kieler Teamkollege Hendrik Pekeler mit einem viel zitierten Interview in der vergangenen Woche wieder auf die Agenda gerückt. Die Kritik an den Funktionären hatte DHB-Präsident Andreas Michelmann daraufhin als "Unsinn" bezeichnet.

(rent/sid)
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