Nachfolger von Martin Heuberger Sigurdsson wird Handball-Bundestrainer

Düsseldorf · Am Dienstag wird der Heuberger-Nachfolger vorgestellt. Der Berliner Bundesliga-Coach hat offenbar das Rennen gemacht.

Dagur Sigurdsson wird Handball-Bundestrainer
Foto: dpa, mb fux nic

Mitunter ist eine ausweichende Antwort fast so gut wie eine Zustimmung. "Bevor nichts vom DHB veröffentlicht wird, werde ich keinen Kommentar dazu abgeben", sagt Wolfgang Gütschow. Er ist nicht nur Spielerberater, sondern zählt auch Dagur Sigurdsson zu seinen Kunden. Der Isländer wird schon lange als neuer Bundestrainer gehandelt. Offiziell wollen der Handballbund (DHB) und die Bundesliga (HBL) am Dienstag in Leipzig den neuen Coach vorstellen. Dieser soll die Männer-Nationalmannschaft in die Weltspitze zurückführen - eben Sigurdsson.

Wenn es der ehemalige Nationalspieler nicht ist, warum sollte Gütschow dann erst die Reaktion des DHB abwarten? "Kein Kommentar", antwortet auch der 41-jährige Trainer fast schon gebetsmühlenartig. Ljubomir Vranjes, ebenfalls auf der Liste des DHB, sagte vor wenigen Tagen deutlich, dass er nicht zur Verfügung steht. Der Schwede will sich auf seinen Job bei der SG Flensburg-Handewitt konzentrieren. Der Champions-League-Sieger steht nach einem personellen Aderlass vor einem Umbruch.

"Das kann ich nicht bestätigen", sagte Bob Hanning zur Personalie Sigurdsson. Der 46-Jährige hatte es nicht leicht. Als DHB-Vizepräsident für den Leistungssport musste er "eine optimale Lösung für den deutschen Handball finden" (DHB-Chef Berhard Bauer), als Manager der Füchse Berlin aber auch die Zukunft des Pokalsiegers im Blick haben - und dessen Trainer ist Dagur Sigurdsson. "Diese Anfrage bedeutet für mich die schwerste Entscheidung meiner Amtszeit", sagte Füchse-Präsident Frank Steffel. Bis Anfang nächster Woche will der Bundesligist entscheiden, ob der bis Juni 2017 datierte Vertrag mit Sigurdsson zum 1. Juli 2015 aufgelöst wird und der ehemalige Nationalspieler noch für ein Jahr als Vereins- und Bundestrainer arbeitet.

Als Martin Heuberger durch zwei Niederlagen in den Play-off-Spielen gegen Polen gescheitert und sein Vertrag nicht mehr verlängert worden war, wurde über den Nachfolger heftig spekuliert. Sigurdsson war von Beginn an dabei. Allerdings gehörte zum Anforderungsprofil des DHB auch, dass eine Doppelfunktion nicht erwünscht sei. Offenbar können der Verband und die Liga aber mit einer Übergangssaison leben. Der Isländer war schon 2011 in der engeren Auswahl, als der Nachfolger von Heiner Brand gesucht wurde. Damals wählte man eine DHB-interne Lösung und beförderte den Junioren-Coach und Brands Assistenten Heuberger zum Chef.

Eine Doppelfunktion ist für Sigurdsson nichts Neues. Als er im Sommer 2009 nach Berlin kam, war er noch eine Saison lang auch Nationaltrainer Osterreichs. Seine Premiere wird Sigurdsson bei den Spielen gegen die Schweiz in Göppingen (20. September) und Neu-Ulm (21.) feiern. Ernst wird es am 29. Oktober. Dann beginnt in Gummersbach gegen Finnland die EM-Qualifikation. Weitere Gegner sind Weltmeister Spanien und das längst nicht mehr zu unterschätzende Team des Nachbarn Österreich.

Sigurdsson muss das Beste aus dem Geschenk des Handball-Weltverbandes machen. Dieser ebnete der deutschen Mannschaft nach der verpassten sportlichen Qualifikation per Wildcard den Weg zur WM 2015 in Katar. Die IHF opferte dabei das sportlich, vor allem aber finanziell bei weitem nicht so attraktive australische Team.

Sigurdsson soll aber auch den Einbau talentierter Spieler fortsetzen, den Vorgänger Heuberger begonnen hat. In Berlin hat er gezeigt, dass er jungen Spielern vertraut, sie fördert und fordert - auch wenn manchmal die Verletzungen erfahrener Profis die Entscheidung erleichterten. Fabian Wiede (20) spielte bereits im Nationalteam, seinem Rückraumkollegen Paul Drux (19) wird in dieser Saison viel zugetraut, Kreisläufer Jonas Thümmler (20) hat sich in der Liga durchgesetzt.

Eine schlechte Wahl ist Sigurdsson nicht.

(RP)
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