Neuer Handball-Bundestrainer "Vision Olympiagold" macht Sigurdsson Druck

Dagur Sigurdsson soll den deutschen Handball als Bundestrainer wieder an die Spitze führen. Die Erwartungen an den Isländer sind groß.

Dagur Sigurdsson: Ein Porträt in Bildern
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Das ist Dagur Sigurdsson

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Foto: dpa, arn lof

Dagur Sigurdsson konnte es kaum erwarten. Bereits zehn Minuten vor der offiziellen Präsentation in Leipzig nahm der neue Handball-Bundestrainer im Blitzlichtgewitter der Fotografen alleine auf dem Podium Platz. Als Verbandspräsident Bernhard Bauer, sein Vize Bob Hanning und Ligapräsident Uwe Schwenker sich später zu dem Isländer gesellten, machten sie Sigurdsson unmissverständlich klar, was sie von ihm erwarten: Möglichst einen WM-Titel in absehbarer Zeit und Olympiagold 2020.

"Wir haben die Möglichkeiten, das Gleiche zu erreichen wie die Fußballer bei der WM", sagte Bauer und lobte im Anschluss den neuen Hoffnungsträger des Deutschen Handballbundes (DHB) in höchsten Tönen: "Wir haben uns die Suche nicht leicht gemacht, denn wir wollten für unsere Nationalmannschaft keine schnelle, sondern allein die beste Lösung. Diese haben wir nun gefunden, denn für unsere großen Ziele — Olympiagold 2020 ist unsere allgegenwärtige Vision — brauchen wir auf und neben dem Spielfeld die Besten."

Sigurdsson erhält einen Vertrag bis Juni 2017 mit Option bis 2020. In der kommenden Saison wird der 41-Jährige beim DHB und beim Bundesligisten Füchse Berlin eine Doppelfunktion ausüben. Kritikern dieser Konstellation nahm der 215-malige Nationalspieler sofort den Wind aus den Segeln: "Wenn meine Frau nicht jammert, dann sollte keiner jammern."

Sigurdsson gibt sich allerdings keinen Illusionen hin. "Das ist kein Traumjob. Ich habe nie irgendwelche Fantasien gehabt, den Job überhaupt zu machen", sagte er am Dienstag in Leipzig: "Es ist eine Riesenherausforderung. Ich hätte auch in Berlin bleiben und die Füße hochlegen können. Aber ich habe sofort entschieden, dass ich das machen möchte, und habe den unheimlich großen Willen, hier was zu bewegen."

Außer mit Sigurdsson hatte der DHB mit Alfred Gislason (Kiel) und Ljubomir Vranjes (Flensburg) Gespräche geführt. Für beide Trainer kam eine Doppelfunktion nicht infrage. Sigurdsson schreckte die schwere Aufgabe nicht ab.

Im roten Poloshirt, Jeans und Lederschuhen präsentierte er sich bei seiner Vorstellung locker und gelöst. Nach der 35-minütigen Pressekonferenz nahm er sich noch einmal eine Dreiviertelstunde Zeit, um alle Fragen in Einzelgesprächen zu beantworten. Eine wichtige Frage klärte aber Hanning. Sigurdssons Vorgänger Martin Heuberger wird nicht der Assistent seines Nachfolgers. "Heuberger wird es definitiv nicht", sagte Hanning.

Heubergers Vertrag als Bundestrainer war nach der sportlich verpassten Qualifikation für die WM 2015 in Katar nicht verlängert worden. Dank einer Wildcard darf die DHB-Auswahl noch doch an der WM (15. Januar bis 1. Februar 2015) teilnehmen. "Wir reisen dort nicht hin, um Strandurlaub zu machen. Eine deutsche Mannschaft muss immer das Ziel haben, sich Richtung Viertelfinale zu orientieren", sagte Hanning.

Als Berliner Geschäftsführer kennt Hanning Sigurdsson natürlich genau. Professionell, zielgerichtet, strukturiert - so bezeichnet Hanning den neuen starken Mann im deutschen Handball. Er sei aber auch ein impulsiver Vulkan, sagte Hanning. Dem Erfolg ordne er alles unter.

Erfolge blieben bei der Nationalmannschaft zuletzt aus. Olympia 2012 und die EM 2014 wurden verpasst, die WM 2015 nur durch die Hintertür erreicht. Sigurdsson soll nun vermehrt junge Leute integrieren. "Ich brauche aber auch erfahrene Spieler, um die Mannschaft zu führen", sagte Sigurdsson: "Das dauert vielleicht ein oder zwei Lehrgänge, bis ich die Charaktere kenne. Dann kümmere ich mich um die jungen Spieler."

Seine sportliche Premiere hat der neue Bundestrainer im September. Mit zwei Länderspielen gegen die Schweiz in Göppingen (20.) und tags darauf in Neu-Ulm startet die DHB-Auswahl in die WM-Saison. Die beiden Duelle gegen die Eidgenossen gelten als letzte Härtetests vor dem Auftakt der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016. Die Quali eginnt am 29. Oktober mit einem Heimspiel gegen Finnland in Gummersbach.

"Ein großes Problem ist, dass man zu wenig Spiele gewonnen hat. In den letzten vier, fünf Jahren war es nur die Hälfte. Das muss besser werden", sagte Sigurdsson, der sich auch der Unterstützung der Handball-Bundesliga (HBL) gewiss sein kann. "Die Liga steht voll hinter der Entscheidung. Das HBL-Präsidium hat sich einstimmig für Dagur ausgesprochen", sagte Schwenker.

(sid)
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