Handball-Ehe Dormagen-Düsseldorf geplatzt

Düsseldorf/Dormagen Sie träumten von der "stärksten Liga der Welt", doch in der neuen Saison wird es Handball in Düsseldorf und Dormagen bestenfalls auf drittklassigem Niveau geben: Nach der HSG Düsseldorf, deren Stammverein HSV im Dezember vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet hatte, vollzog gestern auch der Dormagener HC Rheinland diesen Schritt. Außerdem zog der DHC seinen Lizenzantrag bei der Handball-Bundesliga (HBL) zurück. Damit fehlt der geplanten Spielgemeinschaft mit dem etwas sperrigen Namen "Dormagen-Düsseldorfer Handballclub Rheinland" (DDHC) ein Lizenzgeber für die Zweite Liga.

"Das ist eine Katastrophe, der Bundesliga-Handball in der Region ist damit gestorben", kommentierte HSG-Manager Frank Flatten die Entscheidung, die sein Dormagener Amtskollege Heinz Lieven ohne sein Wissen getroffen hatte. Der Unternehmer war seit dem Rückzug der Bayer AG als Hauptsponsor vor zweieinhalb Jahren der "starke Mann" des Dormagener Handballs. Neben viel Zeit hatte der 63-Jährige auch beträchtliche Summen aus seiner Privatschatulle in dessen Fortbestand gesteckt.

Dazu ist er nicht mehr bereit: "Als Mitgesellschafter kann und will ich diese Finanzierung – wie in der Vergangenheit – nicht weiter privat auffangen", sagt Lieven. Aufgrund stark rückläufiger Zuschauerzahlen und Absagen von Sponsoren sei ein Finanzloch "in niedriger sechsstelliger Höhe" bis zum Saisonende am 2. Juni zu stopfen gewesen. Der Spielbetrieb soll bis dahin wohl aufrechterhalten werden.

"Wie meine Spieler reagieren, weiß ich nicht. Ich bin nach wie vor sprachlos", sagte DHC-Trainer Richard Ratka, der die geplante Spielgemeinschaft zurück in die Erste Liga hätte führen sollen. Der Ex-Nationalspieler geht aber davon aus, dass die Dormagener heute Abend zum Meisterschaftsspiel gegen den TV Emsdetten antreten: "Wir wollen weitermachen, damit sich die Jungs für andere Klubs empfehlen können. Schließlich steht jetzt unsere Existenz auf dem Spiel."

Mit dem Scheitern der Düsseldorf-Dormagener "Handball-Ehe" droht das Rheinland zur handballerischen Diaspora zu werden: Vorvier Wochen hatte der TV Korschenbroich als dritter Zweitligist aus der Region aus finanziellen Gründen seinen Rückzug in die Dritte Liga erklärt. Dort könnten in der nächsten Saison dann acht Klubs aus einem Umkreis von 40 Kilometer um Düsseldorf aufeinandertreffen. KOMMENTAR

(RP)
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