"Als Randfigur zu schade" Handball: Brand fordert Bekenntnis zur Nationalmannschaft

Frankfurt/Main (dpa). Vor den wichtigsten Wochen des Jahres mit der WM-Qualifikation Anfang Juni gegen Polen und der Medaillenjagd bei den Olympischen Spielen im September in Sydney hat Heiner Brand von der Bundesliga ein klares Bekenntnis zur Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) gefordert. "Es wird höchste Zeit, dass wir sehr ernsthaft über den Stellenwert der Nationalmannschaft nachdenken und wie wir die Spieler bei der Terminflut schonend für Verein und DHB- Auswahl optimal über die Runden bekommen", sagte der Bundestrainer vier Tage vor dem Testspiel am Montag in Freudenstadt (20.00 Uhr) gegen die Schweiz.

Der enge Terminkalender mit EM, Olympia und WM innerhalb von zwölf Monaten, die Fülle der Bundesliga- und EC-Spiele der meisten Nationalspieler und die den Nachwuchs blockierende Ausländer-Schwemme in der Bundesliga sind seine Hauptargumente, um die Diskussion anzuschieben. "Ich suche keine Konfrontation. Aber wir müssen jetzt mit den Bundesligavereinen reden, wo wir stehen, wo wir hin wollen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, welche Rolle die DHB-Auswahl in der Zukunft spielen soll", sagte Brand.

Der desillusionierende neunte Rang bei der EM in Kroatien ist noch immer nicht komplett verarbeitet und hat Brand ins Grübeln gebracht. "Nur über eine konzertierte Aktion kommen wir weiter. Die Spieler hängen sich mit Volldampf rein, dass haben sie mit zwei Siegen im Frühjahr gegen Jugoslawien bewiesen. Aber auf Dauer bin ich mir zu schade, als Randfigur für einen besseren Stellenwert unserer Auswahl zu kämpfen. Wenn es nicht geht, kann ich das akzeptieren. Dann muss aber auch die Erwartungshaltung erheblich herunter geschraubt werden", sagte Brand.

Auch vor dem Test gegen die Schweiz erreichten Brand auf Grund der hohen Belastung von bis zu 70 Spielen pro Saison einige verletzungsbedingte Absagen. Mit Daniel Stephan (Daumenoperation), Bogdan Wenta (Unterarmbruch) sowie den in der Rehabilitation schwitzenden Mike Bezdizek, Jörn Schläger und Jörg Kunze fehlen gleich fünf wichtige Kräfte.

Schon bei der EM in Kroatien hatte Brand ohne Stephan und Wenta auskommen müssen und erlitt Schiffbruch, weil auch die Vorbereitung zu kurz war. Für das Schweiz-Länderspiel hat der 47-jährige Coach die Spieler "zusammensuchen müssen", um sich auf die beiden Playoff- Partien gegen Polen am 4. Juni (17.00 Uhr) in Bydgoszcz und am 9. Juni (20.15) in Lübeck einspielen zu können.

Mit dem 22-jährigen Jan-Philip Willgerodt, der künftig bei der HSG Nordhorn ins dritte Glied hinter dem Norweger Frode Hagen und Karsten Kohlhaas rückt, steht ein Neuling im 16 Spieler umfassenden Kader. Die Einladung für den Nachwuchsmann vom Zweitligisten SG Varel/Altjührden ist ein weiterer Hinweis auf die nicht gerade rosige Situation, in der sich der Bundestrainer befindet.

(RPO Archiv)
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