Eisschnellauf: Deutsches Frauen-Trio erneut vorn Gunda Niemann-Stirnemann erringt Doppelerfolg beim Weltcup

Baselga di Pine (dpa). Das Eisschnelllauf-Denkmal Gunda Niemann- Stirnemann steht wieder fest auf dem Sockel. Die 33-jährige Erfurterin hat sich eine Woche nach ihrer Niederlage bei der Allround-Weltmeisterschaft gegen die sechs Jahre jüngere Dauerrivalin Claudia Pechstein aus Berlin eindrucksvoll revanchiert. Bei den Weltcup-Rennen der Mehrkämpfer im italienischen Baselga di Pine gewann sie am Wochenende sowohl das 3 000-m-Rennen als auch die 1 500 m und stellte in beiden Läufen neue Bahnrekorde auf. "Die Saison ist noch nicht zu Ende, die Niederlage gegen Claudia bei der Weltmeisterschaft hat mich eher angestachelt als zurückgeworfen. Jetzt will ich auch bei den Einzelstrecken-Titelkämpfen Anfang März in Nagano ganz oben stehen", erklärte die Erfurterin.

Bei den Männern schiebt sich der Chemnitzer Frank Dittrich auf den langen Strecken immer mehr an die Spitze. Zum zweiten Mal in dieser Saison feierte der Spezialist einen zweiten Rang im Weltcup. Am Sonntag ließ er über 5 000 m nur dem Niederländer Bob de Jong den Vortritt. De Jong lief in 6:39,74 Minuten einen neuen Bahnrekord, Dittrich (6:43,29) war gut drei Sekunden langsamer. Damit behauptete der Sachse weiter Platz drei in der Weltcup-Wertung, während de Jong auf Platz eins vorstieß. Der bisherige Spitzenreiter Gianni Romme hatte die Rennen in Italien ausgelassen. Über 1 500 m hatte am Samstag der Niederländer Ids Postma gewonnen. Während der Rennen hatten die Teilnehmer gegen die unzureichende Sicherheit der Bahn protestiert. So hatte sich Olympiasieger Adne Soendral (Norwegen) am Samstag bei einem Sturz schwer verletzt, als er auf den Beton der Bahnumrandung knallte.

Wie schon am Samstag über 3 000 m reihten sich auch auf der Mittelstrecken-Distanz zwei weitere deutsche Läuferinnen hinter Gunda Niemann-Stirnemann auf Platz zwei und drei ein. Claudia Pechstein, die diesmal vor Gunda Niemann auf das Eis musste, hatte bereits mit 2:01,67 Minuten den Bahnrekord verbessert. Bei besten äußeren Bedingungen war die Thüringerin dann noch einmal 0,2 Sekunden schneller, feierte ihren zweiten Streckensieg im vierten Weltcup- Rennen über 1 500 m und führt damit klar vor dem letzten Rennen am kommenden Wochenende die Weltcup-Wertung an. Auf der langen Strecke ist Gunda Niemann in diesem Jahr im Weltcup weiter ungeschlagen.

Auch Anni Friesinger (Inzell) zeigte sich nach ihrem Sturz bei der Weltmeisterschaft in Milwaukee vor Wochenfrist, wo sie sich eine Handverletzung zugezogen hatte, gut erholt. Sie kam mit klarem Vorsprung vor der viertplatzierten Maki Tabata aus Japan auf Rang drei. Tags zuvor war die Bayerin Zweite vor Claudia Pechstein auf der 3 000-m-Strecke gewesen.

"Es zeigt sich, dass unser langfristiger Saisonaufbau Früchte trägt. Während vor allem die Konkurrenz aus den Niederlanden in der ersten Hälfte der Saison beeindruckte, scheinen die holländischen Damen jetzt einige Probleme zu haben", sagte Bundestrainer Helmut Kraus. Gunda Niemann-Stirnemann hatte schon zu Beginn der Saison betont, dass sie sich in diesem Jahr in erster Linie auf die Einzelstrecken-Weltmeisterschaft konzentrieren wolle. Zweite Plätze bei der Europameisterschaft hinter Anni Friesinger und bei der Allround-Weltmeisterschaft hinter Claudia Pechstein betrachtet sie nicht als Niederlagen, sondern als Abschnitte auf dem Weg zum Saison- Höhepunkt. Das wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen.

(RPO Archiv)
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