Neue Golfregeln ab 2019 Revolution auf dem Grün

Düsseldorf · 34 Regeln kennt der Golfsport. Hinzu kommen noch zahlreiche Unterkapitel und Präzedenzfälle. Den vollständigen Durchblick behalten die Wenigsten. Ab dem kommenden Jahr soll nun alles besser werden. Die umfangreichste Reform des Regelwerks seit 60 Jahren steht bevor.

 US-Profigolfer Dustin Johnson kennt die Tücken des Regelwerks. 2016 erhielt er bei den US Open erst nach Turnierende einen Strafschlag - er hatte am fünften Loch den Ball versehentlich berührt.

US-Profigolfer Dustin Johnson kennt die Tücken des Regelwerks. 2016 erhielt er bei den US Open erst nach Turnierende einen Strafschlag - er hatte am fünften Loch den Ball versehentlich berührt.

Foto: AP/Matt Dunham

Golf ist im Grunde ein einfacher Sport. Das Ziel ist es, einen Ball mit dem Durchmesser von 4,26 Zentimetern mithilfe mehrerer Schläger in ein 10,79 Zentimeter breites Loch zu befördern. Komiker-Legende Jürgen von der Lippe beschrieb Golf einst so: Ein Spieler schlägt einen Ball, und dann geht er ihn suchen. Eigentlich sehr treffend. Doch das Regelwerk, das zwischen Abschlag und Einlochen gilt, hat seit 1744, als die Gentlemen Golfers of Leith die erste Regelsammlung in dem Sport vorlegten, groteske Züge angenommen. Aus einst 13 Regeln sind mittlerweile 34 geworden, die alle mehrere Unterkapitel enthalten. Zudem gibt es alle zwei Jahre Entscheidungen zu Präzedenzfällen. Vor allem Hobbygolfer kommen schnell an ihre Grenzen, wollen sie alle Richtlinien beachten. Das macht das Spiel langsamer und frustrierender.

Das haben mittlerweile auch die obersten Regelhüter erkannt, die United States Golf Association (USGA) und der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A). Alle vier Jahre passen die beiden Organisationen die Regeln an. Doch für 2019 steht die umfassendste Reform seit 60 Jahren an. Zehn Regeln fallen weg, andere werden vereinfacht. Das Spiel soll damit beschleunigt werden. Auch wollen die Regelhüter durch die Reform wieder mehr Menschen für den Sport begeistern, denn die Anmeldezahlen in den Clubs gingen in den vergangenen Jahren zurück.

Golf-Star Tiger Woods lobte die ausgearbeiteten Ideen als „großartige Arbeit“. Auch der Deutsche Golf Verband zeigte sich zufrieden. Wenn sich Golf künftig als attraktive Freizeit-Sportart präsentieren wolle, sei „ein moderneres Regelwerk unabdingbar“, sagte Vorstandsmitglied Alexander Klose: „Es ist tatsächlich Zeit für eine grundlegende Regelrevision.“ Und das sind die fünf bedeutendsten Änderungen:

Suchzeit Jeder Amateurgolfer hat es schon erlebt: Man stellt sich konzentriert an den Ball und fokussiert die Fahne, im Kopf entstehen schon Bilder vom perfekten Schlag aufs Fairway, doch dann... Statt gerade Richtung Loch zu starten, verirrt sich der Ball mit einer Rechtskurve, dem sogenannten Slice, im Gebüsch. Der Spieler hatte in solch einem Fall bisher fünf Minuten Zeit, den Ball zu suchen. Ab dem kommenden Jahr gibt es nur drei Minuten.

Schlagzeit Auch bei ihren Schlägen sollen die Spieler auf die Tube drücken. Große Golfweisheiten werden kurz vor dem Schlag also besser nicht mehr angestimmt. Denn nach spätestens 40 Sekunden soll der Ball künftig fliegen. Das Regelkomitee wagt sich zudem an eine der ältesten Vorschriften: Während des Spiels wird immer der Ball zuerst gespielt, der am weitesten vom Loch entfernt liegt. Bald geht die Regel so: Wer bereit ist, schlägt drauf („Ready Golf“).

Droppen Der Teich neben dem Grün wirkt auf einen Spieler manchmal so schön, dass er den Ball direkt dort hineinschlägt. Die weiße Kugel ist natürlich verloren. Aber der Spieler muss den Weg nicht zurück zum Abschlagspunkt gehen. Er darf auch einen neuen Ball zwei Schlägerlängen vom Wasserhindernis entfernt – aber nicht näher zum Loch – auf dem Boden fallen lassen (droppen). Dafür bekommt er einen Strafschlag. Bis 1984 musste der Ball rückwärts über die Schulter gedropt werden, heutzutage vom ausgestreckten Arm auf Schulterhöhe. Das gilt auch, wenn ein Spieler seinen Ball für unspielbar erklärt, was überall auf dem Platz möglich ist, und dann ebenfalls droppen muss. Gerade in Hanglagen wurde das Droppen aufgrund der Fallhöhe des Balls aber nicht selten zu einer mürbemachenden Angelegenheit. In Zukunft darf der Ball daher auf Kniehöhe fallengelassen werden.

Ballberührung US Open 2016, Finalrunde. Der US-Golfprofi Dustin Johnson steht am zwölften Loch, als ihn die Offiziellen darüber informieren, dass er womöglich nachträglich einen Strafschlag erhält. Am fünften Loch hatte sich der Ball bei Johnson auf dem Grün bewegt. Johnson beteuerte, ohne sein Zutun. Der Offizielle am Loch stimmte dem Profi zu und gab keine Strafe. Die Entscheidung wurde dann jedoch nach längerer Prüfung der Fernsehbilder infrage gestellt. Laut dem damaligen Regelwerk hatte eine versehentliche Ballberührung einen Strafschlag zur Folge. Erst am Ende des Turniers teilte man Johnson die endgültige Entscheidung mit: Strafschlag. Derlei Szenen gibt es spätestens ab Januar nicht mehr. Das versehentliche Berühren des Balls ist dann überall auf dem Platz straflos. Für Johnson hatte der Fauxpas übrigens keine weitreichenden Folgen. Er hatte drei Schläge vor und gewann das Turnier. Anders erging es im Jahr 2011 dem Amerikaner Webb Simpson. Auch er bekam wegen einer Ballberührung in einer Finalrunde einen Strafschlag, musste ins Stechen und verlor.

Fahne Golfprofis haben auf der Tour ihre Caddies dabei. Sie geben ihnen Tipps, tragen ihnen die Tasche und bedienen die Fahne, wenn der Spieler puttet. Denn berührt der Ball nach einem Putt vom Grün den Fahnenstiel, hat dies derzeit noch einen Strafschlag zur Folge. Das ist künftig nicht mehr so. Die Fahne darf stets im Loch steckenbleiben. Verkeilt sich der Ball zwischen Lochkante und Fahnenstiel, gilt er trotzdem als eingelocht.

Weitere Änderungen:

Penalty Areas Es wird für Spielleitungen die Möglichkeit geschaffen, frei wählbare Flächen als „Penalty Areas“ mit roten Pfählen zu kennzeichnen (wie bisher beispielsweise Wasserhindernisse).

Eingebetteter Ball Hat sich ein Ball nach dem Schlag zum Teil in den Boden eingegraben, darf er nun straflos an selber Stelle gedropt werden.

Doppelschlag Trifft der Spieler seinen Ball versehentlich zweimal, muss er bald keine Strafen mehr fürchten.

Naturstoffe Blätter, Äste und andere „Naturstoffe“ dürfen ab dem kommenden Jahr überall auf dem Platz zur Schlagerleichterung entfernt werden. Bisher war dies in Sandbunkern verboten.

Bunker Liegt ein Ball in einem Sandbunker so ungünstig an der Bunkerkante, dass der Spieler den Ball für unspielbar erklären muss, darf der Spieler den Ball nun auch außerhalb des Bunkers erneut droppen - und nicht ausschließlich innerhalb. Dafür gibt es jedoch zwei Strafschläge.

Beschädigungen Bisher war es nur erlaubt, auf dem Grün die Pitchmarken des Balls auszubessern. Auf der Puttlinie dürfen bald auch Abdrücke von Schuhen oder andere Unebenheiten ausgebessert werden.

Caddies Für den Hobbygolfer weniger wichtiger, für den Profi aber sehr wohl: Ein Caddie darf nicht mehr in einer Linie hinter dem Spieler stehen, um diesem bei dessen Ausrichtung zu helfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort