TPC of Europe in Alveslohe/Schleswig-Holstein Golf: Westwood jagt Woods den Titel ab

Alveslohe (dpa). Tiger Woods kam, sah und verlor in einem dramatischen Finish seinen Titel bei der „Deutsche Bank - SAP Open“ an den Engländer Lee Westwood. Ein Schlag ins Wasser am elften Fairway auf dem Par 72-Platz auf Gut Kaden hatte die überraschende Niederlage des 24-jährigen Weltranglistenersten eingeleitet und seinen vierten Saisonsieg verhindert.

Westwood kassierte nach 273 Schlägen (71+69+69+64) als Sieger dieser Europameisterschaft der Golfprofis (TPC) das Rekordpreisgeld von rund 880 000 Mark aus der Gesamtdotierung von 5,2 Millionen Mark. Der 27-Jährige wiederholte seinen Triumph von 1998 an gleicher Stätte, als er mit 61 Schlägen den Platzrekord aufstellte.

Megastar Woods blieb mit 277 Schlägen (70+70+67+70) nur der mit dem Waliser Ian Woosnam und dem Franzosen Jean Van de Velde geteilte Rang drei. Es war das erste Mal nach einer Serie von 13 Turniererfolgen, dass er als Spitzenreiter auf die letzte Runde ging und nicht gewann. Dafür spielte der Italiener Emanuele Canonica mit dem überraschenden zweiten Rang nach 276 Schlägen (69+69+71+67) das Turnier seines Lebens, verdiente rund 580 000 Mark und die größte Börse seiner noch sieglosen Profikarriere. Trotz seiner geringen Körpergröße von 162 Zentimetern gehört der 29-jährige Turiner zu den Spielern auf der PGA-Tour, die den Ball wie Woods am weitesten schlagen können.

Das 27-jährige Schwergewicht Westwood aus Worksop hatte noch vor einer Woche in Birmingham mit Platz 54 und Anfang April als 74. bei den Masters in Augusta fast den Glauben an sich verloren. Bei seinem Schwung-Trainer David Leadbetter hatte er sich Selbstvertrauen und den Tipp geholt, „Spaß auf dem Platz“ zu haben - so, wie bei seinem letzten Sieg im Februar in Sun City. Das beherzigte der 95-Kilo-Mann ausgiebig bis zur Siegesfeier vor mehr als 20 000 Zuschauern am 18. Grün, während Woods mit der „Tigermania“ um seine schillernde Persönlichkeit neue Maßstäbe vor den Toren Hamburgs setzte.

Wie schon bei seinem Debüt vor einem Jahr in St. Leon-Rot zog der Medienstar an vier Tagen weit über 60 000 Fans in die Knicklandschaft von Schleswig-Holstein. Am Sonntag standen die Fans bis zu zwei Stunden bei der Anreise im Stau, nachdem Woods am dritten Tag erstmalig in Führung gelegen hatte. Westwood aber zog gleich mit drei Birdies auf den ersten drei Löchern am Sonntag an dem Topfavoriten vorbei.

Woods hielt mit zwei Birdies auf den ersten Neun zwar dagegen. Als er aber am elften Loch mit dem zweiten Schlag den Ball ins Wasser beförderte und mit einem Doppelbogey (sechs statt vier Schläge) die Führung an den mit seinem sechsten Birdie konternden Westwood verlor, fiel die Vorentscheidung. Völlig aus dem Rhythmus gebracht, leistete er sich noch einen Bogey am 14. Grün und war endgültig aus dem Rennen um das große Geld.

Das Fernsehen berichtete über 470 Stunden rund um den Globus von dem zweit teuersten Turnier auf der europäischen PGA-Tour und refinanzierte einen erheblichen Teil des etwa 15 Millionen Mark teuren Events, bei dem die elf deutschen Starter nie eine Rolle spielten. Nach dem frühzeitigen Ausstieg des 42-jährigen Bernhard Langer hielten nur noch Sven Strüver (Hamburg) mit 287 Schlägen (72+71+74+70) als 45. und Alexander Cejka (München) mit 288 Schlägen (73+69+78+68) als 52. die Fahnen hoch. Das Duo verabschiedete sich mit Anstand. Langer war mit seiner 78er Runde zum Auftakt schon so weit in Rückstand geraten, dass er nach dem verpassten Cut am Freitag „durch die Hintertür“ wortlos vom Platz ging; auf dem er zuletzt 1995 den zweiten TPC-Sieg gefeiert hatte.

„Woods war jeden Pfennig wert“ sagte Turnierdirektor Harald Hartmann, der allerdings nicht bestätigte, dass der 24-Jährige Sonnyboy aus Kalifornien ein so genanntes Antrittsgeld von angeblich zwei Millionen Mark erhielt. Das orbitante Startgeld zahlte Woods aber Dollar für Dollar zurück. „Wir haben in diesem Jahr wieder alles ausgereizt, um das Weltklassefeld zusammenzustellen. Wir werden aber nicht stagnieren, sondern wollen die magische Grenze von drei Millionen Euro sprengen“, prognostizierte Hartmann eine Steigerung beim Wechsel im nächsten Jahr zurück nach St.Leon-Rot. „Es muss aber klar sein, dass wir kein Abonnement auf Woods haben, aber den Ehrgeiz, die Qualität des Turniers zu halten.“

Golf, TPC of Europe in Alveslohe/Schleswig-Holstein (5,3 Millionen Mark, Par 72), Endstand nach vier Runden:

1. Lee Westwood (England) 273 Schläge (71+69+69+64) 2. Emanuele Canonica (Italien) 276 (69+69+71+67) 3. Jean van de Velde (Frankreich) 277 (69+69+71+67) Ian Woosnam (Wales) 277 (71+71+69+66) und Tiger Woods (USA) 277 (70+70+67+70) 6. Colin Montgomerie (Schottland) 278 (73+70+68+67) Miguel Angel Jimenez (Spanien) 278 (67+69+73+69) und Geoff Ogilvy (Australien) 278 (72+71+66+69) 9. David Howell (England) 279 (71+69+72+67) Gary Orr (Schottland) 279 (73+66+72+68) Paul McGinley (Irland) 279 (73+65+72+69) Sören Kjeldsen (Dänemark) 279 (77+67+66+69) ... 45. Markus Brier (Österreich) 287 (72+73+69+73) und Sven Strüver (Hamburg) 287 (72+71+74+70) ... 52. Alexander Cejka (München) 288 (73+69+78+68)

(RPO Archiv)
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