Populär, bescheiden und lebensfroh "Gold-Rosi" Mittermaier wird 50 Jahre

Frankfurt/Main (dpa). Fünf Tage bei den Olympischen Spiele von Innsbruck 1976 haben das Leben von Rosi Mittermaier völlig verändert. Durch zwei Mal Gold und ein Mal Silber zwischen dem 8. und 13. Februar 1976 wurden aus der damals 25-jährigen Ski-Rennläuferin Deutschlands "Gold-Rosi", eine der bekanntesten und beliebtesten Sportlerinnen der Nachkriegszeit. Selbst heute kann Katja Seizinger, die sie nach der Zahl der olympischen Medaillen als erfolgreichste Alpine überrundet hat, mit der Popularität einer Rosi Mittermaier nicht mithalten, die am kommenden Samstag ihren 50. Geburtstag feiert. Die internationale Presse feierte sie als "Miss Lächeln" (New York Times), vor allem die Amerikaner hatten die stets bescheidene und natürliche Bayerin in ihr Herz geschlossen.

"Ich habe damals eine herrliche Zeit gehabt, aber ich will das Ganze nicht überbewerten", versucht die gelernte Hotelgehilfin ihren Höhenflug von damals einzuordnen, der in einer ungeahnten Flut von TV- und PR-Auftritten mündete. Anschließend gewann die geborene Münchnerin noch den Gesamt-Weltcup, ebenfalls eine Premiere im Deutschen Skiverband (DSV), und "eine Leistung, die für einen Skifahrer vielleicht noch mehr zählt". Am Ende des unvergleichlichen Winters stellte sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere - nach zehn Jahren im Ski-Weltcup und 16 nationalen Titeln - die Skier in die Ecke. "1976 hat natürlich viel verändert, denn es hat mir viele Türen für neue Bereich geöffnet", meint die geprüfte Ski-Lehrerin.

Die Woge der Sympathie war und ist in Deutschland ungebrochen, denn Rosi Mittermaier strahlte schon immer eine immense Lust auf das Leben und eine große Heiterkeit aus, die ihre Mitmenschen in den Bann zieht. Erstmals im damaligen Leistungssport konnte eine Amateursportlerin ihre Titel ein wenig in Bares umwandeln. Mit Werbeverträgen für Haarspray, Schmuck und Kleider, als Co- Kommentatorin im Fernsehen und Designerin verdiente sie genug Geld, um für den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben.

Seit 20 Jahren, seit dem 21. Mai 1980, ist sie mit dem früheren Slalom-As Christian Neureuther verheiratet, mit dem sie die Kinder Amelie (19) und Felix (16) hat und mit dem sie neben der Liebe für das Skifahren noch viele weitere Hobbys teilt. Gemeinsam übernahmen die beiden die deutsche Ski-Firma Erbacher. "Meine 50 Jahre haben wahnsinnig viel beinhaltet", verriet Mittermaier, die nach ihrer Heirat die Aktivität außerhalb des Hauses zurückschraubte und sich verstärkt der Erziehung der Kinder widmete. "Ich habe immer versucht, sie zu positiven Menschen zu erziehen", sagt Mittermaier rückblickend.

Einsatz für wohltätige Zwecke

Aber eine Hausfrau pur war sie nie, wollte sie nie sein. Ihren Kindern räumte sie schon früh viel Freiheiten ein. Mit 17 zog die Ältere allein nach München, um ein Grafik-Schule zu besuchen. In diesem Sommer wechselt sie für ein Jahr ins englische Cambridge. In Sorge um Amelie erlebte Rosi Mittermaier aber auch die bittersten Stunden ihres Lebens, denn 1991 wollten zwei Männer aus Sachsen das damals neunjährige Mädchen entführen. In letzter Sekunde konnte die Polizei das Verbrechen verhindern, weil ihr das gestohlene Auto aufgefallen waren. Beide Täter bekamen mehrjährige Haftstrafen.

Heute setzt Rosi Mittermaier ihren Namen mehr und mehr für wohltätige Zwecke ein. Selbst an ihrem Geburtstag besucht sie in ihrer Heimatstadt Garmisch-Partenkirchen noch die Schule ihrer Kinder-Rheuma-Stiftung. Einmal im Jahr fliegt die Antiquitäten- Sammlerin für Skirennen mit Behinderten nach Japan, spielt an der Seite von anderen Prominenten Golf, um Geld zu sammeln.

Zum alpinen Ski-Weltcup zieht sie nur noch wenig, nur bei einem der seltenen Besuchen bei ihrem Mann, der an den alpinen Weltcup- Wochenende als TV-Experte arbeitet. Dabei hält sie sich aber stets im Hintergrund und überlässt das Fachsimpeln Christian Neureuther. Nur am Fernsehschirm verfolgt sie das Geschehen sehr intensiv. Ab Mitte September wird Rosi Mittermaier dann auch nur wenig Zeit haben, denn die Olympischen Spiele von Sydney werden sie kaum loslassen.

(RPO Archiv)
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