Belo Fußballerinnen freuen sich auf Schweden

Belo · "Dieser Gegner liegt uns", sagt Nationalspielerin Melanie Behringer vor dem morgigen Endspiel.

Horizonte (dpa/sid) Die Verhandlungen begannen noch auf der Pressekonferenz nach dem ersten Einzug einer deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft in ein Olympia-Finale. Die für Bayer Leverkusen aktive Annike Krahn schaute zu Bundestrainerin Silvia Neid und sagte mit einem Grinsen: "Da müssen wir noch einen harten Kampf führen. Aber vielleicht dürfen wir ja ein bisschen feiern."

Neid, bekannt für ihre Strenge, wollte nach dem 2:0 im Halbfinale gegen Kanada aber nicht als Spaßbremse dastehen und sagte vor der Abreise nach Rio de Janeiro einen lockeren Abend zu. Denn auch ihr stand vor dem Finale gegen Schweden (morgen, 22.30 Uhr) im Maracana-Stadion der Sinn danach. "Das ist ein wahnsinniges Gefühl. Wir wissen alle, dass wir gerade Geschichte geschrieben haben", sagte sie in Belo Horizonte. "Ich bin total stolz auf meine Mannschaft."

Mit dem 300. Sieg der Länderspielgeschichte buchte die DFB-Auswahl das Ticket nach Rio und bekommt nun an den letzten Tagen noch die volle Dosis Olympia-Feeling. "Was wir geschafft haben, muss man erst mal sacken lassen und realisieren. Wir sind megastolz, dass wir nun nach Rio fahren und ins Dorf einziehen", sagte Saskia Bartusiak vom 1. FFC Frankfurt nach ihrem 100. Länderspiel. "Das macht Olympia auch aus, dass man ins Olympische Dorf kann. Hätten wir verloren, wären wir gar nicht ins Dorf gekommen. Das wäre schon komisch gewesen", sagte Melanie Behringer.

Die Spielerin des FC Bayern München hatte per Elfmeter das 1:0 besorgt (21.) und damit ihren fünften Treffer im fünften Turnierspiel erzielt. Ihre Klubkameradin Sara Däbritz machte mit dem Tor zum 2:0 (59.) alles klar. "Ich kann das noch gar nicht richtig fassen. Für uns geht ein großer Traum in Erfüllung", erklärte Angreiferin Alexandra Popp, die gegen Kanada einiges einstecken musste und wie die Münchnerin Melanie Leupolz etwas mehr Zeit in der medizinischen Abteilung verbringen wird. Dort treffen sie auf Dzsenifer Maroszan, die mit einer Muskelverhärtung im Oberschenkel zur Halbzeit ausgewechselt worden war.

Egal mit welchem Personal - das Ziel im letzten Spiel von Silvia Neid, die nach dem Turnier und elf Jahren als Bundestrainerin Platz macht für Steffi Jones, ist völlig klar. "Wir können schon mit Selbstvertrauen in dieses Spiel gehen. Im Finale ist Hop oder Top. Klar ist, dass wir gewinnen wollen. Alles andere wäre auch absurd", sagte Abwehrchefin Bartusiak.

Im 180. Länderspiel in Neids Trainerlaufbahn soll es erstmals zu einer Goldmedaille bei Olympia reichen. 2000 in Sydney, 2004 in Athen und 2008 in Peking hatte die DFB-Auswahl jeweils Bronze gewonnen. Vor vier Jahren in London war der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister nur Zaungast, da er bei der Heim-WM 2011 durch die Viertelfinal-Niederlage gegen den späteren Weltmeister Japan das Olympia-Ticket verpasst hatte.

Dem ersehnten Olympiasieg steht nun in Rios Fußballtempel, in dem die Männer-Mannschaft von Joachim Löw am 13. Juli 2014 den WM-Titel geholte hatte, nur noch Schweden im Weg. Die abwehrstarken Skandinavierinnen setzten sich im Elfmeterschießen gegen Brasilien mit 4:3 durch und schalteten damit nach Weltmeister USA - ebenfalls im Elfmeterschießen - den zweiten Topfavoriten aus. "Die sind nicht erfreut, gegen uns zu spielen. Das mögen die nicht wirklich. Ich spiele gern gegen Schweden. Schweden liegt uns auch gut", sagte Behringer. "Das ist gar kein Druck. Das ist die pure Freude, dass wir im Finale stehen. Wir haben nichts zu verlieren, wir können nur noch gewinnen."

Bei großen Turnieren sind die Deutschen bislang der schwedische Angstgegner. Bei der WM 2015 in Kanada gab es für die Skandinavierinnen im Achtelfinale eine 1:4-Niederlage, bei der EM 2013 ließ der spätere Europameister den schwedischen Traum vom Heim-Triumph im Halbfinale (0:1) platzen.

(DPA)
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