Fan-Auschreitungen in Köln "Wir sind Opfer dieser Leute"

Köln · Zweitligist 1. FC Köln sieht sich nach dem Gewalt-Akt am Samstag, als es vor dem Testspiel gegen Bundesligist Schalke 04 zu Krawallen von Hooligans in der Kölner City gekommen war, in der Opferrolle.

Gewalt auf deutschen Fußballplätzen
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Foto: rponline

"Der 1. FC Köln ist ein Fußballverein. Es ist uns weder möglich, noch unser Ansinnen, die Verantwortung für kriminelle Schlägertrupps zu übernehmen, die den Fußball als Plattform nutzen, um Straftaten zu begehen. Wir sind nicht Komplizen, sondern Opfer dieser Leute", teilte der Klub auf seiner Homepage mit.

Der Klub sei schockiert und bestürzt über die Gewaltexzesse. Bei den schweren Krawallen am Rudolfplatz war ein Schalke-Anhänger schwer am Kopf verletzt worden. Der 40-Jährige musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Drohung an die Täter

Der FC drohte den Tätern: "Sollten die Ermittlungen ergeben, dass an den Gewalttaten vom Samstag Personen oder Gruppen beteiligt waren, die auch nur entfernt mit der Fanszene des 1. FC Köln in Verbindung stehen, dann werden wir alles in unserer Macht stehende tun, um diese Personen oder Gruppen aus dem Umfeld unseres Klubs zu entfernen."

Der FC stehe zum Dialog mit der aktiven Fanszene, mit Fans und Mitgliedern, "doch mit Schlägern und Kriminellen kann es keinen Dialog geben". Köln appellierte an die Fanszene in Deutschland, "sich von gewaltsuchenden Gruppen zu distanzieren und sie aus der Szene zu drängen".

"Handeln zunehmend entgrenzter und enthemmter"

Die Gewaltbereitschaft sogenannter Fußball-Fans nimmt nach Ansicht von Sportsoziologe Gunter A. Pilz zu.
"Wir beobachten in der Tat, dass das Handeln zunehmend entgrenzter und enthemmter wird, eine Qualität bekommt, dass es einmal auch völlig daneben geht", sagte der Fan-Forscher am Montag der Nachrichtenagentur dpa mit Bezug auf die schwere Randale am Samstag in der Kölner Innenstadt. Als Grund dafür nennt Pilz eine neu zu beobachtende Vermischung von Alt-Hooligans, Neonazis und kleineren Ultra-Fan-Gruppen.

Vor dem Testspiel am Samstag zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 war es in der Innenstadt von Köln zu brutalen Auseinandersetzungen gekommen. Dabei hatte ein Schalke-Fan schwere Kopfverletzungen erlitten und zwischenzeitlich in Lebensgefahr geschwebt. Dass Dortmunder Fans die Kölner bei der Schlägerei mit den Schalkern unterstützt haben, ist für Pilz nicht ungewöhnlich: "Es gab schon immer Fan-Freundschaften und -feindschaften. Die Fans nehmen die Vereinstreue genauso wenig wichtig wie die Fußball-Profis."

(sid/dpa)
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