Aufstieg in Sicht Finke will Paderborn "in der Bundesliga etablieren"

Paderborn · Die Welt für Wilfried Finke ist im Moment rosarot. Sein SC Paderborn strebt eine der größten Sensationen der deutschen Fußball-Geschichte an. Und all diejenigen, die ihn wegen seiner mutigen Prognose im Winter belächelt haben, leisten Abbitte. Es gibt nur eines, was Finke derzeit schwer im Magen liegt, und das sind die "Spießbürger" in der Nachbarschaft.

Paderborn - Sandhausen
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Diese haben per Gericht durchgesetzt, dass Spiele in Paderborn um 22.00 Uhr zu Ende sein müssen. Und nur "wenn diese spießbürgerlichen Leute ebenfalls in die Euphorie um den Verein verfallen", werden in der Bundesliga auch Freitagsspiele in Paderborn steigen. "Erzwingen", sagt Finke, "kann ich das nicht."

Ein Stück weit zum Glück gezwungen hat er dafür seinen Verein. Als er im Winter - der SCP war mit dem zweitkleinsten Etat Tabellensiebter - vom Aufstieg sprach "hat das keiner so richtig ernst genommen", so der 62-Jährige: "Aber ich glaube an die Kraft der Gedanken. Ohne Vorstellungskraft wird man nicht aufsteigen."

Zwei Punkte Vorsprung auf Fürth

Zwei Spieltage vor dem Saisonende steht Paderborn auf einem Aufstiegsplatz, mit zwei Punkten Vorsprung. Und Finke beziffert die Chancen mit einiger Genugtuung auf "50 Prozent plus x". Läuft es ideal, dürfen die Ostwestfalen schon am Sonntag den erstmaligen Sprung in die Bundesliga feiern. Ein Sieg bei Erzgebirge Aue und ein gleichzeitiges Unentschieden der SpVgg Greuther Fürth bei Energie Cottbus würden es wahr machen. "Und das kann man ja nicht ausschließen", sagt Finke.

Eine Feier ist noch nicht geplant, die Planungen fürs Oberhaus laufen aber sehr wohl schon. Und wenn die erste Liga schon mal erreicht ist, dann will der SCP am liebsten auch dort heimisch werden. "Wir werden viel dazulernen müssen", weiß auch Finke, der den Verein seit 1997 leitet: "Aber natürlich müsste es der Anspruch sein, fester Bestandteil der ersten Liga zu werden."

Oberste Maxime: Vernunft

Halsbrecherische Investitionen wird es aber nicht geben, der Etat würde von 6 auf 15 Millionen steigen und sich damit auf dem Niveau des aktuellen Erstliga-Schlusslichts Braunschweig bewegen. "Als Unternehmer weiß ich, dass man die gravierensten Fehler macht, wenn es einem gut geht", erklärt Finke, dessen Einrichtungshäuser mehr als 300 Millionen Euro pro Jahr umsetzen: "Trotz Euphorie müssten wir Vernunft walten lassen. Damit man zumindest einen finanziellen Vorteil aus dem Bundesliga-Jahr hat, wenn man sofort wieder runter müsste." Vier gestandene Neuzugänge will er haben, dazu zwei neue Talente.

So wie Trainer Andre Breitenreiter, der immer noch beteuert, Paderborn habe "nichts zu verlieren", denkt Finke aber nicht. "In der Gesamtbetrachtung der Saison müsste man auch einen vierten Platz würdigen", sagt er: "Aber aus dem Blickwinkel der besonderen Situation wäre ein verpasster Aufstieg sicher auch kurzzeitig eine kleine Enttäuschung."

Erst einmal herrscht Euphorie in Ostwestfalen. Die Telefon-Leitungen auf der Geschäftsstelle brachen unter den Karten-Anfragen für das Saisonfinale gegen Aalen zusammen. "Aber da passt keine Maus mehr ins Stadion", erklärt der Präsident. Auch weil dieses bisher nur 15.000 Zuschauer fasst. Mit einer Ausnahme-Genehmigung dürfte der SCP ein Jahr so spielen, dann würde ausgebaut. Ob es irgendwann auch Freitagspiele in Paderborn gibt, liegt in der Hand der "Spießbürger".

(sid)
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