1860 München richtet Benefizspiel aus Olaf Bodden — vom Modellfußballer zum Pflegefall

München · Schon seit vielen Jahren leidet Olaf Bodden an einer schweren Erschöpfungskrankheit, inzwischen kommt der frühere Fußballprofi selbst aus dem Bett alleine nicht mehr heraus. Sein Ex-Klub 1860 München hat jetzt ein Benefizspiel für ihn organisiert.

 Olaf Bodden hat bei 1860 München seine erfolgreichste Zeit gehabt — heute ist er ein Pflegefall.

Olaf Bodden hat bei 1860 München seine erfolgreichste Zeit gehabt — heute ist er ein Pflegefall.

Foto: dpa, Frank Mächler

Früher war Olaf Bodden der Modellathlet unter den Fußballstürmern. 1,92 Meter groß, 95 Kilogramm schwer — allein schon mit seiner Statur imponierte er den Gegenspielern. Inzwischen aber hat sich das Bild komplett gedreht: Der langjährige Profi des TSV 1860 München ist zum Pflegefall geworden. Schon seit fast 16 Jahren leidet Bodden am Chronischen Erschöpfungssyndrom, seit mehr als einem halben Jahr kommt er ohne fremde Hilfe nicht mehr aus dem Bett. Die Behandlungen sind aufwendig und teuer, Boddens Psyche ist am Boden. Für etwas Auftrieb soll am Sonntag (18.15 Uhr) ein Benefizspiel sorgen, das frühere Münchner Weggefährten für ihn organisiert haben.

"Werde wahrscheinlich im Bett hingeschoben"

Thomas Häßler, Horst Heldt, Olaf Marschall und Thorsten Fink haben sich wie Reiner Calmund und Friedhelm Funkel im Grünwalder Stadion angesagt, um Bodden zu unterstützen. Alle Einnahmen aus dem Gute-Zweck-Kick in München-Giesing kommen dem 45-Jährigen zugute, der mit dem einstigen Kraftprotz Bodden längst nichts mehr gemeinsam hat. "Vor 18 Jahren bin ich dort im ersten und letzten Bundesligajahr, das wir mit 1860 im Grünwalder Stadion gespielt haben, eingelaufen. Jetzt werde ich wahrscheinlich im Bett hineingeschoben", kommentiert er.

Das Drama beginnt im Jahr 1996. Die deutsche Nationalmannschaft ist gerade in England Europameister geworden, als Boddens Körper erstmals streikt. Er erkrankt am Pfeifferschen Drüsenfieber und muss monatelang aussetzen, anstatt für die Münchner "Löwen" in der Bundesliga auf Torejagd zu gehen. Im Frühjahr 1997 gibt er sein Comeback, sorgt mit einem Dreierpack gegen Arminia Bielefeld nicht nur bei seinem Trainer Werner Lorant für Begeisterung. Diese 90 Minuten aber werden seine letzten wirklich erfolgreichen bleiben.

Danach häufen sich die Rückschläge, beim Angreifer geht es körperlich immer wieder rapide bergab. Die Ärzte diagnostizieren ein Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) und raten ihm 1997 zu einer Auszeit. Schwerer noch als sie zu diagnostizieren ist die Krankheit zu behandeln. Bodden hat Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, verspürt Übelkeit. Er legt eine Fußballpause ein — und kommt gar nicht mehr zurück. Häufig fühlt er sich nur noch schwach und müde. Irgendwann entdeckt er im Internet neue Hoffnung. Er glaubt, ein neues Medikament könne seinen Körper stabiler machen kann, obwohl dieses bisher nicht auf die Nebenwirkungen von CFS getestet worden ist.

"Man hat nur Fernseher, Laptop und Telefon"

Bodden lässt sich das Mittel trotzdem verschreiben. "Es war eine große Chance, wieder gesund zu werden", sagt er. Das Gegenteil aber tritt ein: Bodden wird noch schwächer, kann schon bald nicht mehr gehen oder stehen. Sein Immunsystem versagt kurz darauf total, inzwischen ist Bodden bettlägerig. "Es ist grausam. Wenn man morgens wach wird, weiß man, dass man wieder den ganzen Tag im Bett vor sich hat. Man hat nur Fernseher, Laptop und Telefon", berichtete er jüngst im Bayerischen Rundfunk.

92-mal lief Bodden in der Bundesliga auf, erzielte 27 Tore. Am Sonntag wird er mit ausgebleichtem Gesicht und ausgemergeltem Körper allenfalls von draußen zuschauen können, wie Heldt, Fink & Co. für ihn einnetzen. "Ich habe Momente, in denen ich weine und verzweifelt bin, Wut habe, resigniere und manchmal wieder Hoffnung schöpfe", sagt er. Von seiner Freundin hat er sich vorerst getrennt, weil er ihr nicht zumuten will, ihn zu pflegen. Sein Traum? "Irgendwann wieder ein normales Leben mit Arbeit und Sport führen zu können."

(dpa)
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