Schlüsselspiel gegen Sandhausen Neue Saison, alte Kölner Probleme

Düsseldorf · Den Saisonstart in der 2. Bundesliga hat der 1. FC Köln verpatzt. Mal wieder. Wie in der vergangenen Saison rennen die ambitionierten Domstädter den Spitzenklubs im Unterhaus hinterher. Im Heimspiel gegen Sandhausen am Samstag (13 Uhr/Live-Ticker) steht die Mannschaft von Trainer Peter Stöger unter Druck. Bei einem erneuten Ausrutscher herrscht Alarmstufe eins in der Domstadt.

Peter Stöger: Wiener, BVB-Coach, Karnevals-Fan
14 Bilder

Das ist Peter Stöger

14 Bilder
Foto: dpa, geb

Den Saisonstart in der 2. Bundesliga hat der 1. FC Köln verpatzt. Mal wieder. Wie in der vergangenen Saison rennen die ambitionierten Domstädter den Spitzenklubs im Unterhaus hinterher. Im Heimspiel gegen Sandhausen am Samstag (13 Uhr/Live-Ticker) steht die Mannschaft von Trainer Peter Stöger unter Druck. Bei einem erneuten Ausrutscher herrscht Alarmstufe eins in der Domstadt.

In keiner anderen Stadt ist der Karneval so eng mit dem Fußball verbunden wie in Köln. Vor den Heimspielen der "Geißböcke" im Rhein-Energie-Stadion laufen die Hits der närrischen Session über die Lautsprecher, die Klub-Hymne stammt von den Höhnern, der Karnevals-Band schlechthin. Und auch die Zahl drei verbindet die fünfte Jahreszeit mit dem Klub — zumindest im Moment. In Köln regiert von November bis März das Dreigestirn, und an den ersten drei Spieltagen holte der FC drei Punkte bei einem Torverhältnis von 3:3.

Das soll und muss sich im zweiten Heimspiel der Saison am Samstag gegen den Abstiegskandidaten Sandhausen ändern. Der FC läuft der Musik schon nach den ersten Wochen der neuen Spielzeit wieder hinterher. Nicht nur die Punkteausbeute, sondern auch die Leistungen in Dresden, gegen Düsseldorf und in Paderborn erinnern an den Saisonstart in der Vorsaison, in der Köln erst am siebten Spieltag der erste Sieg gelang (2:1 gegen den FSV Frankfurt). Köln spielte ähnlich schlecht und unstrukturiert — ganz so wie unter dem ehemaligen Trainer Holger Stanislawski.

Stögers Konzept greift noch nicht

Dabei waren die Hoffnungen auf einen guten Saisonstart in der Domstadt wie immer groß. In Trainer Peter Stöger und Manager Jörg Schmadtke installierte der FC zwei neue starke Männer. Ein Team, dass die Mannschaft zu einem Favoriten auf den Aufstieg formen soll. Stöger, der mit Austria Wien in der vergangenen Saison sensationell die Meisterschaft in Österreich holte und für den Köln eine Ablösesumme von rund 700.000 Euro an Wien überwies, machte den Fans Hoffnungen auf einen neuen, spielerisch starken FC. Der 47-Jährige hat der Mannschaft in der Vorbereitung ein neues taktisches Rezept verabreicht, spielt mit nur einem Sechser vor der Abwehr und damit offensiver als fast alle anderen Mannschaften in der Liga.

Doch die ersten vier Pflichtspiele haben gezeigt, dass das Konzept in den Köpfen der Spieler noch nicht angekommen ist. Adam Matuschyk war als einziger defensiver Mittelfeldspieler vor der Abwehr oft überfordert, trotz der offensiven Ausrichtung war das Angriffsspiel der Kölner schwach. Zudem brauchte der FC gegen Düsseldorf und in Paderborn knappe 60 Minuten, um ins Spiel zu finden und sich Chancen zu erarbeiten. Zu wenig für die Ansprüche des Vereins, der sich vor der Saison selbst zum Aufstiegsaspiranten ernannt hatte.

Kölner Flügel lahmen

Vor allem in Paderborn wurde deutlich, wo es bei den Kölnern noch hapert. Die Innenverteidigung um Dominic Maroh und Bruno Nascimento wackelte bedenklich, leistete sich viele Stellungsfehler und zeigte Schwächen im Aufbau. Im Mittelfeld wurde in der ersten Stunde beinahe kein Zweikampf angenommen, über die Flügel kam gar nichts. Und gerade die Außen sollen das neue Prunkstück der Kölner sein, verpflichtete der FC in Marcel Risse (Mainz) einen Ersatz für den nach Schalke abgewanderten Christian Clemens. Bislang konnte Risse nicht zeigen, wieso die Kölner so große Hoffnungen in ihn setzen.

Das Pendant zu dem gebürtigen Kölner auf der linken Seite sucht Stöger noch immer. Thomas Bröker konnte nicht überzeugen, die beiden Youngster Yannik Gerhardt und Maximilian Thiel zeigten gute Ansätze, sind aber noch nicht so weit, das Spiel an sich zu reißen. Aus dem zentralen Mittelfeld kam bisher wenig bis gar nichts und im Angriff ist Anthony Ujah auf sich alleine gestellt. Deshalb ist der FC auch immer noch auf der Suche nach neuen Offensiv-Kräften, die Ujah entlasten sollen. Doch auch in Sachen Transfers hakt es noch in der Domstadt. Die Rückkehr von Slawomir Peszko war eigentlich schon pefekt, der offensive Mittelfeldspieler sollte vom FC Parma ausgeliehen werden. Da der italienische Klub bislang keinen Vertrag nach Köln schickte, erklärte Köln den Transfer am Freitag für geplatzt. "Stand jetzt wird Slawomir Peszko in der laufenden Saison nicht für den FC spielen", twitterte der Klub ein Zitat von Jörg Schmadtke. Auch Erwin Hoffer wird nicht nach Köln kommen, der Österreicher wechselt aller Voraussicht nach zum Ligakonkurrenten Fortuna Düsseldorf.

Die gespenstische Ruhe in Köln ist seit dem glücklichen Remis am vergangenen Samstag so langsam vorbei. Schmadtke schlug nach dem Auftritt in Paderborn erstmals Alarm. "Ich mache mich hier nicht selber zum Kasper, indem ich vom Aufstieg rede und dann so eine Leistung dabei herauskommt", sagte Schmadtke. Auch Stöger kritisierte das Auftreten der Mannschaft. "Die Basis ist nicht Technik oder Taktik, sondern die Bereitschaft, Arbeit zu übernehmen", sagte der Coach.

Noch hat Stöger nicht die richtige Mischung gefunden, um seine Vorstellungen auf dem Platz umsetzen zu können. Doch die Zeit ist knapp und die Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg schläft nicht. Köln braucht nicht nur Erfolg, sondern muss langsam auch die Ideen des Trainers umsetzen. Ansonsten droht eine Saison im grauen Mittelfeld der 2. Bundesliga. Und das ist viel zu wenig für den gefühlten Erstligisten. Ein Sieg gegen Sandhausen ist also Pflicht, ansonsten könnte das Pulverfass Köln erstmals in dieser jungen Saison explodieren.

(seeg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort