DFB ermittelt nach Corona-Verstößen Fortuna sauer wegen Zuschauer-Eklat in Aue

Exklusiv | Aue/Düsseldorf · Während des Spiels zwischen Erzgebirge und Fortuna feuerten rund 30 Zuschauer das Heimteam an. Dabei wurden die Corona-Regeln konsequent missachtet. Was die Düsseldorfer den Auer Verantwortlichen vorwerfen und was dem Zweitligisten droht.

 Fans von Aue im Stadion im Spiel gegen Fortuna.

Fans von Aue im Stadion im Spiel gegen Fortuna.

Foto: dpa/Robert Michael

Der Zuschauer-Eklat von Aue wird wohl ein Nachspiel haben. Auf der Tribüne des Erzgebirgsstadions tummelten sich während der Zweitliga-Partie etliche Fans. Mindestens 30 sind auf Fotos von der Partie auszumachen, Dunkelziffer ungewiss. Einige von ihnen machten sich lautstark bemerkbar, immer wieder skandierten sie Schlachtrufe. Obendrein hatten etliche von ihnen nicht mal einen Mund-Nase-Schutz an oder trugen ihn in einer sehr freien Interpretation unterhalb des Kinns.

Auf Anfrage unserer Redaktion hieß es aus der Presseabteilung des FC Erzgebirge Aue: „Die auf manchen Bildern zu sehenden Personen haben den Platz in stundenlanger Arbeit vom Schnee befreit und standen für den Fall weiterer Schneefälle bereit. Mit allen weiteren Themen wird sich die Veranstaltungsleitung in ihrer Auswertung befassen.“

Weitere Antworten wollte man nicht geben, zum Beispiel, wer die „Veranstaltungsleitung“ ist. In der Antwort an unsere Redaktion heißt es: „Wir werden alles genau anschauen und prüfen, uns zu Wochenbeginn dazu besprechen und Ihnen antworten.“ Zu weiteren Schneefällen kam es nicht, weshalb man sich dann eben dem Fußball zuwendete. Einige „Helfer“ kletterten sogar über Absperrungen und waren auf der Haupttribüne.

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Teile des Vereins haben dann schneller als prognostiziert die Sprache wiedergefunden. Helge Leonhardt, mächtiger Präsident des Klubs, hat sich angeblich via Facebook zu Wort gemeldet. ein entsprechendes Bild macht in den Sozialen Netzwerken die Runde. Die Pressestelle von Erzgebirge Aue hat bislang keine Angaben dazu gemacht, ob es sich dabei wirklich um Aussagen von Leonhardt handelt. Die Echtheit ist damit aktuell nicht zu verifizieren. Er schreibt in einem Post demnach: „Danke an die Brigade für ihre Arbeit, dass wir spielen konnten. Gerade in dieser Zeit ist es um so wichtiger, dass Berichterstatter sich nicht niederen Beweggründen hingeben, in dem Sie Momentaufnahmen missbrauchen. Denunziant ist das Schlimmste was es gibt und ist eine Ratte.“

Und in einer Ergänzung schreibt er: „Schnelltests vorher waren negativ!!!“ Er selbst trug über die 90 Minuten recht konsequent seinen Mund-Nasen-Schutz unterhalb der Nase. Auch ein Verstoß gegen die Bestimmungen der DFL.

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Foto: dpa/Robert Michael

Damit macht Leonhardt sich seinen Teil der Verantwortung sehr einfach. Richtig ist: Noch während der Partie haben sich, unter anderem bei unserer Redaktion, Zuschauer gemeldet und gefragt, ob die Fans rechtens im Stadion seien. Ausgerechnet im Bundesland Sachsen, in dem der Inzidenzwert im Schnitt bei über 250 liegt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) leitet nach unseren Informationen ein Ermittlungsverfahren gegen Aue ein. Die „Bild“ hatte über diesen Aspekt zuerst berichtet. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erwartet ebenfalls eine Stellungnahme. In den Hygienevorgaben der DFL ist klar hinterlegt, dass die Zahl der Personen im Stadion so gering wie möglich zu halten ist und sich die Anwesenden streng an die Vereinbarungen halten. In Aue hat das an diesem Samstag nicht geklappt.

In Düsseldorf ist man indes auch mit etwas Abstand nicht besonders glücklich mit den Vorkommnissen. „Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass Aue alles dafür tun wollte, das Spiel austragen zu können“, sagt Fortuna-Vorstand Klaus Allofs im Gespräch mit unserer Redaktion. „Man muss aber recht nüchtern feststellen, dass es offenbar nicht gelungen ist, ausreichend Einfluss auf die Helfer zu nehmen. So kann man sich während dieser Krise einfach nicht verhalten. Es gibt Regeln, an die sollten sich alle halten. Das ist fahrlässig und kann speziell dem Profi-Fußball großen Schaden bringen. Solche Dinge dürfen wir als Branche nicht machen.“

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann sagt: „Das Thema des wirkungsvollen Schutzes ist viel zu wichtig, als dass es oberflächlich oder populistisch angegangen werden kann. Ich werde das direkte  Gespräch mit meinem Kollegen in Aue führen. Der Fußball hat in diesen Zeiten der Beschränkungen und Einschränkungen eine besondere Vorbild-Funktion. Umgekehrt wird die Fortführung des Ligabetriebs politisch und gesellschaftlich nur dann akzeptiert, wenn die Hygienekonzepte penibelst eingehalten wird. Hierauf zu achten, ist die Pflicht eines jeden Vereins. Wer Schlupflöcher sucht oder nutzt, gefährdet den Konsens und damit die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes.“

Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels haben wir Thomas Röttgermann als Vorstandssprecher von Fortuna bezeichnet. Er ist natürlich Vorstandsvorsitzender. So viel Zeit muss sein.

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