Offener Brief an die Fans Fall Pezzoni: FC-Profis verlangen "Respekt"

Köln · Trainer Holger Stanislawski vom Zweitligisten 1. FC Köln macht Teile der Fans für den Weggang von Kevin Pezzoni verantwortlich. "Es sind Dinge vorgefallen, die Kevin das Fußballspielen in diesem Club nicht mehr ermöglichen", erklärte Stanislawski nach dem Training am Samstag. Am Freitag hatte der Verein mitgeteilt, dass der Vertrag mit dem 23 Jahre alten Mittelfeldspieler in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde.

 Kevin Pezzoni ist Opfer übelster Mobbing-Attacken geworden.

Kevin Pezzoni ist Opfer übelster Mobbing-Attacken geworden.

Foto: dapd

In einem offenen Brief hat sich die Mannschaft des 1. FC Köln am Samstag zu der Situation geäußert. "Wir alle kennen unsere Rolle und unsere Verantwortung. Doch wir lassen als Mannschaft nicht zu, dass einzelne Spieler von einzelnen Chaoten gedemütigt und persönlich angegangen werden. Wir erwarten Fairness und Respekt im Umgang mit jedem einzelnen Spieler", hieß es in dem Schreiben.

Nach Angaben Stanislawskis wurde Pezzoni in den vergangenen Tagen durch Hooligans massiv bedroht. "Eine Gruppe von Menschen lauerte ihm in dieser Woche vor seiner Wohnung auf. Er wurde angepöbelt, es ist ein Zustand, der sich über längere Zeit aufgebaut hat", sagte der Coach. Die Vertragsauflösung sei deshalb zum Schutz des Profis vorgenommen worden. "Wenn ein Spieler Angst haben muss, auf die Straße zu gehen, dann sind eindeutig die Grenzen überschritten", meinte Stanislawski, der sich erschüttert zeigte.

Das FC-Team übte im Schreiben an die Fans Solidarität mit Pezzoni und forderte, dass Berufliches und Privates getrennt bleiben: "Wenn es nicht rund läuft, akzeptieren wir eure Kritik. Vor allem aber brauchen wir eure Unterstützung, um uns weiter zu verbessern. Das Gros der Fans hat uns das in den vergangenen Spielen gezeigt. Das ist klasse. Wir werden nicht zulassen, dass einige wenige Störenfriede das Bild des FC in der Öffentlichkeit bestimmen."

Pezzoni wurde bereits am 19. Februar tätlich angegriffen. Am Karnevalssonntag erlitt er nach der Attacke eines Unbekannten einen Nasenbeinbruch. Er musste operiert werden, kehrte aber wenige Tage später ins Mannschaftstraining zurück. Zudem sei Pezzoni in den zurückliegenden Tagen über Facebook beleidigt und bedroht worden.
Pezzoni war seit 2008 für den 1. FC Köln aktiv gewesen und hatte unter anderem 80 Bundesligaeinsätze bestritten.

(dpa)
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