Bundesliga-Relegation Frankfurt bleibt nach Sieg in Nürnberg erstklassig

Nürnberg · Erleichterung in Frankfurt, Enttäuschung in Nürnberg: Eintracht Frankfurt hat den fünften Abstieg aus der Bundesliga gerade noch verhindert.

Eintracht Frankfurt: Haris Seferovic erzielt das goldene Tor
9 Bilder

Seferovic erzielt das goldene Tor

9 Bilder

Nico Kovac hatte zaghaft versucht, Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. "Es ist wirklich nur ein Fußballspiel", befand der Trainer von Eintracht Frankfurt vor dem entscheidenden Duell in der Relegation beim 1. FC Nürnberg. Er erreichte seine Spieler mit dieser Botschaft in begrenztem Maße. Die Angst vor dem Absturz war bei jedem Spielzug sichtbar. Die Eintracht mühte sich immerhin, personell extrem ausgedünnt, bei den Franken die Klasse zu halten. Am Ende wurde sie belohnt — das 1:0 bedeutete den Verbleib in der Bundesliga. Ein verdienter Sieg gegen einen "Club", dessen Mauertaktik nur 65 Minuten lang aufging. Das erste Duell am vergangenen Donnerstag war 1:1 ausgegangen.

"Ein Abstieg wäre tragisch gewesen. Ich bin so dankbar, wir waren in beiden Spielen die klar bessere Mannschaft. Ich bin total glücklich", sagte der scheidende Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen. Trainer Niko Kovacs ergänzte: "Gott sei Dank sind wir jetzt da, wo wir schon waren, in der ersten Liga."

1. FC Nürnberg: Spieler weinen nach verpasstem Aufstieg
6 Bilder

Nürnberer weinen nach verpasstem Aufstieg

6 Bilder

"In der Summe hat es nicht gereicht"

Es wäre der mittlerweile fünfte Abstieg für die Frankfurter gewesen. Nürnberg dagegen hätte nach dem achten Abstieg 2014 nun zum achten Mal den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse schaffen können — zumindest das wäre eine bisher nicht erreichte Leistung gewesen. Seit Einführung der Relegation hat sich in acht Duellen sechsmal der Erstligist durchgesetzt. Nur 2012 schaffte es Fortuna Düsseldorf als Zweitligist gegen Hertha BSC und davor 2009 die Eintracht gegen Energie Cottbus.

"In der Summe hat es nicht gereicht. Die Mannschaft hat leidenschaftlich gekämpft, aber die fußballerische Qualität hat den Ausschlag gegeben", erklärte Nürnbergs Vorstand Sport, Andreas Bornemann.

Es ist in dieser Relegation extrem viel gezündelt worden. Raphael Schäfer, der Torwart des 1. FC Nürnberg, fühlte sich allen Ernstes berufen, die Schwere der kurz zuvor öffentlich gewordenen Erkrankung des Frankfurters Marco Russ in Frage zu stellen. Und auch sein Trainer, der Schweizer René Weiler, empörte sich lautstark, die Krankenakte des Eintracht-Verteidigers sei von den Hessen regelrecht inszeniert worden. Bei Russ war ein Tumor diagnostiziert worden.

Stimmung war vergiftet

Mit etwas Abstand entschuldigten sich beide zwar für ihre Worte und sandten Genesungswünsche zum Rivalen, die Stimmung war da allerdings längst vergiftet. Russ fehlte im zweiten Aufeinandertreffen der beiden Klubs wegen einer Gelbsperre.

Es war bei diesem Vorspiel nicht weiter verwunderlich, dass sich die Frankfurter Anhängerschaft mit dem Abbrennen von Pyroartikeln vorstellte, die für zwei Silvesterfeuerwerke gereicht hätte. Die Ultras auf der anderen Seite wollten den "Spaß" nicht nur den Gästen überlassen und brannten auch ein paar Leuchtfackeln ab. Vermutlich wäre es aber auch zu derartigen Szenen ganz ohne die dümmlichen Wortbeiträge von unmittelbar Handlungsbeteiligten gekommen. Seit Jahren nutzen Ultra-Gruppierungen diese Bühne zur Machtdemonstration.

Doch nicht nur deshalb gibt es viele, die diese Art von Entscheidungsspielen kategorisch ablehnen. Sie argumentieren, ein sportlicher Absteiger bekomme so die recht einfache Chance, sich in zwei Partien für eine komplett verkorkste Saison zu rehabilitieren. Es sah allerdings lange so aus, als ob die Eintracht auch diese letzte Chance verpassen würde. Vor allem, als auch noch nach wenigen Minuten Mittelfeldstratege Marc Stendera mit Verdacht auf Kreuzbandriss verletzt vom Platz musste. Es folgte der große Krampf, beide Teams schafften keine klaren Aktionen. Stattdessen war es eine Partie mit vielen Unterbrechungen durch überhartes Einsteigen. Der überfordernd wirkende Unparteiische Christian Dingert hatte die Begegnung jedenfalls nicht im Griff. Das alles rückte allerdings in den Hintergrund, als Mijat Gacinovic sich in der 66. Minute im Strafraum durchsetzen konnte und Haris Seferovic bediente — der traf zum Siegtreffer. Manchmal reicht gegen einen schwachen Gegner eine starke Szene, um in der Klasse zu bleiben. Ob das fair ist, das ist eine ganz andere Frage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort