Bundesliga im TV Das ändert sich für Fans und Gastwirte zur neuen Saison

Düsseldorf · Die Bundesliga-Saison 2017/2018 steht in den Startlöchern und erstmals sind nicht alle Spiele bei einem Sender live zu sehen. Insbesondere Kneipen und ihre Gäste bekommen die Änderungen zu spüren.

Das ändert sich in der Bundesliga
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Foto: dpa, htf hak

Im Sommer 2016 jubelten die Fußball-Funktionäre und Vereinsvertreter: Gerade hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Übertragungsrechte für die Spielzeiten 2017/2018 bis 2020/2021 zum Rekordpreis verkauft. 4,464 Milliarden kassieren die 36 Vereine der ersten beiden Profiligen in diesem Zeitraum – doch für den Fan am TV-Gerät hat dieser Deal einen hohen Preis.

Denn erstmals seit die Liga die Übertragungsrechte an allen 712 Ligaspielen verkauft, müssen Fans und Gastronomen nun zwei Abonnements abschließen.

Was ändert sich ab der kommenden Saison?

Die Bundesliga stellt ihren Spielplan um: Neben den bisherigen Anstoßzeiten am Freitagabend (20.30 Uhr), Samstag (15.30 und 18.30 Uhr) sowie am Sonntag (15.30 und 18 Uhr) kommen zwei neue Termine hinzu. Insgesamt fünf Spiele werden künftig am Sonntag um 13.30 Uhr ausgetragen, fünf weitere montags um 20.30 Uhr stattfinden.

Diese zehn Spiele sowie die 30 Freitagabendspiele und die Relegationsspiele um den Auf- und Abstieg in die erste und zweite Liga hat sich exklusiv die US-Gruppe Discovery gesichert, zu der auch Eurosport zählt. Die Spiele werden vornehmlich im Internet übertragen, im sogenannten "Eurosport Player". Eine klassische TV-Übertragung über das Kabelnetz bietet Discovery bislang nicht an. Einzig der Weg über die Satellitenplattform HD+ ermöglicht es, die Spiele direkt im TV zu empfangen.

Wie konnte es dazu kommen?

Das Bundeskartellamt wollte die Übertragung aller Spiele bei einem einzigen Sender nicht länger dulden. "Solange nur ein Inhaber der Live-Rechte am Markt ist, birgt dies die Gefahr, dass der Innovationswettbewerb beschränkt wird", begründete Präsident Andreas Mundt. Um ein Einschreiten des Bundesamts zu verhindern, erlegte sich die DFL selbst ein sogenanntes Alleinerwerbsverbot auf, womit der Verkauf aller Spiele an einen einzigen TV-Anbieter ausgeschlossen wird.

Eine Entscheidung, die in der Folge bei Fans und vor allem den Gastronomen für schlechte Stimmung sorgt. "Die Situation ist extrem unbefriedigend. Am liebsten wäre uns, es würden wieder alle Spiele über einen Empfänger gezeigt", sagt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Gaststättenverbands Dehoga. Doch dazu müssten sich Sky und Eurosport über eine gemeinsame Plattform einigen. Möglich wäre, dass Discovery seine Bundesliga-Spiele über einen der beiden Eurosport-Sender via Kabelanschluss zeigt. Diese Möglichkeit lehnte das US-Unternehmen aber bislang ab und setzt stattdessen auf Satellit und das eigene Internet-Angebot.

Was bedeutet das für die Gaststätten in der Region?

Wer weiterhin alle Spiele zeigen will, braucht vor allem eine schnelle Internetleitung. Eine DSL-Verbindung mit einer Übertragungsrate von mindestens 50.000 Kilobytes pro Sekunde wird empfohlen. "Das ist insbesondere für Gastronomen im ländlichen Raum ein echtes Problem", sagt Dehoga-Chefin Hartges.

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Foto: imago sportfotodienst

Wo der Internet-Breitbandausbau noch stockt, bleibt als einzige Möglichkeit die kostspielige Installation eines Satellitenanschlusses bzw. eines weiteren Receivers mit HD+ Modul. "Die betroffenen Freitagabendspiele sind ein attraktiver Termin, aber der Aufwand, diese auch künftig zu zeigen, ist jetzt enorm. Irgendwann ist eine Schmerzgrenze erreicht", sagt Hartges.

Immerhin: Fürs erste müssen die Wirte für die Übertragung der Eurosport-Spiele nicht tiefer in die Tasche greifen, als es der normale Kunde tun muss. "Bis Ende Dezember können Gaststätten den Eurosport-Player ohne Aufpreis nutzen. Danach werden wir eine weitergehende Lösung präsentieren", sagt eine Sprecherin. 4,99 Euro monatlich kostet der "Bundesliga Saison-Pass". Wochenlang hatten Dehoga und Discovery um eine Lösung für den Saisonbeginn verhandelt, die nun verkündete Variante wird von beiden Seiten nur als Zwischenlösung bezeichnet. Wie es ab 2018 weitergeht, ist bislang unklar.

Wie geht es mit Sky in den Gaststätten weiter?

Was eine "weitergehende Lösung" bedeuten kann, wissen Gastronomen mit Sky-Abo zu genüge. Denn wer als Wirt den Bezahlsender über Kabel oder Satellit in seinem Schankraum empfangen will, muss mit dem Münchner Konzern einen eigenen Gastronomie-Vertrag verhandeln. "Die Preise werden für jede Gaststätte individuell ermittelt. Dabei werden neben der Gastraumgröße auch Faktoren wie Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und die Nähe zu einem Bundesligaverein in der Region berücksichtigt", erklärt eine Sky-Sprecherin.

So bewegen sich die Preise in Düsseldorf zwischen 489 Euro/Monat für Gaststätten mit einem Gastraum bis zu 35 Quadratmetern und maximal 1569 Euro/Monat für Gaststätten mit mehr als 200 Quadratmetern Fläche.

Damit behält Sky am alten Preismodell fest – obwohl insgesamt 45 Spiele der ersten beiden Ligen weniger übertragen werden. "Wir bieten aber weiterhin das umfassendste Sportangebot in Deutschland", sagt eine Sprecherin und verweist unter anderem auf die exklusive Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag oder die Übertragung aller Spiele der europäischen Fußball-Wettbewerbe Champions League und Europa League. Diese Rechte konnte sich Sky jüngst bis 2021 sichern.

Besteht ein Sonderkündigungsrecht für Sky-Gastronomen?

"Alle Spiele, alle Tore", so warb Sky noch im Mai 2017 für sein Angebot – längst war da klar, dass dieses Versprechen ab der neuen Saison nicht mehr gültig sein wird. Dennoch hat sich das Unternehmen in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen gegen Sonderkündigungen – sowohl von Privatleuten als auch von Gastronomen – abgesichert: Nur wenn das vollständige Programm länger als zwölf Tage unterbrochen ist, können Kunden vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen. Der "Welt" sagte Rechtsanwalt Tim Hoesmann: "45 Bundesliga-Spiele weniger sind keine erhebliche Programmänderung. Aufgrund der fehlerhaften Werbung kann auch kein Sonderkündigungsrecht hergeleitet werden, da diese nicht Bestandteil des Vertrages ist."

Wie viele Gastwirte sind betroffen?

Wie viele Gastwirte überhaupt noch Sky beziehen, ist nicht bekannt. Sky will diese nicht nennen und verweist dabei auf den Datenschutz seiner Kunden. Die Dehoga erhebt nicht, wie viele Gaststätten ein Abo mit dem Bezahlsender haben.

Die Sky-eigene Suchmaschine für Kneipen mit Live-Übertragungen ist jedenfalls nicht mehr allzu aktuell – in Neuss, Düsseldorf oder Krefeld sind längst nicht mehr alle aufgeführten Gaststätten Sky-Kunden. Anfragen in verschiedenen Städten des Verbreitungsgebiets lassen einen Anbieter-Rückgang vermuten. "So viel Bier konnte ich gar nicht verkaufen, um das Geld, das ich bisher an Sky gezahlt habe, wieder rein zu bekommen", sagt beispielsweise eine Wirtin aus Willich. Aus der Duisburger Kneipe Steinbruch heißt es: "Die Kosten sind einfach zu hoch geworden, für uns lohnt sich das nicht mehr."

Was ändert sich für Fortuna- oder MSV-Fans?

Wer in Duisburg oder Düsseldorf in seine Stammkneipe geht, um die Spiele des MSV oder der Fortuna in der 2. Bundesliga zu gucken, für den ändert sich kaum etwas. Einzig das Montagspiel, welches Sport1 bislang im Free TV zeigt, ist nun nur noch beim Bezahlsender zu sehen. Eurosport überträgt außerdem die Relegationsspiele um den Abstieg in die dritte Liga – eine Übertragung, auf die Fans beider Lager wohl gerne verzichten würden. Alle weiteren Ligaspiele überträgt weiterhin Sky.

Und wie steht's um das Eröffnungsspiel am Freitag?

Schon die erste Partie der Saison zwischen Meister Bayern München und Bayer 04 Leverkusen (Freitagabend, 20.30 Uhr) wird nicht mehr auf Sky zu sehen sein – dafür aber im ZDF. Das "Zweite" hat die Rechte an den Eröffnungsspielen von Hin- und Rückrunde erworben und löst damit die ARD ab. Somit werden weiterhin zumindest zwei Bundesliga-Spiele pro Saison überall zu empfangen sein, wo ein Fernsehgerät steht – auch in den Gaststätten ohne Sky- oder Eurosport-Abo.

(cbo)
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