1. FC Kaiserslautern Betzenberg: Team und Fans gehen auf Konfrontationskurs

Kaiserslautern · Die Profis und der Trainer des 1. FC Kaiserslautern kommen nicht mit der Erwartungshaltung der Fans zurecht. Der Traum vom Aufstieg ist so nicht zu realisieren.

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Schon auf dem Weg zum Pausentee quittierte Chris Löwe das Pfeifkonzert der eigenen Fans mit höhnischem Beifall, nach dem Abpfiff sorgte der neue Kapitän des 1. FC Kaiserslautern endgültig für den Bruch zwischen Profis und Anhängern. "Ich fühle mich ungerecht behandelt", sagte der wütende Matchwinner nach dem 1:0 (1:0) der Roten Teufel gegen den SC Paderborn in jedes Mikrofon, das ihm entgegengehalten wurde: "Ich weiß nicht, was ein Teil der Fans will."

Dabei ist doch völlig klar, was die Anhänger des Fußball-Zweitligisten wollen: Nach drei knapp verpassten Aufstiegen in Folge möchte das Umfeld des viermaligen Meisters endlich zurück in die Bundesliga. Deshalb werden schwache Auftritte wie am Montagabend von den Fans nicht mehr toleriert - auch wenn am Ende ein glücklicher Sieg herausspringt.

Mit dieser Erwartungshaltung kommen derzeit weder Trainer Kosta Runjaic noch die Mannschaft zurecht. "Die Reaktion einiger Fans kann ich einfach nicht verstehen. Der Schiedsrichter pfeift zur Halbzeit und es gibt ein Pfeifkonzert, als würden wir mit 0:3 zurückliegen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte Löwe, der per Foulelfmeter für den Erfolg gesorgt hatte (15.): "Das war sicher nicht unser bestes Spiel, aber wir haben drei Punkte."

Runjaic, dessen Team nach dem Sieg am 4. Spieltag vor 27.803 Zuschauern gegen den Bundesliga-Absteiger mit acht Punkten auf dem vierten Platz rangiert, sprang seinem Kapitän zur Seite.

"Ich kann die Jungs verstehen, wenn sie ihrem Unmut mal Luft machen. Da hatte sich was aufgestaut in den letzten Monaten", äußerte der 44-Jährige: "Ich weiß nicht, was die Leute hier wollen. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Es gibt keine Aufstiegsgarantie. Wir haben nicht den größten Etat und sind eines der jüngsten Teams. Wir müssen kleinere Brötchen backen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute das annehmen."

Genau in dieser Argumentation liegt allerdings das Problem. Der Coach hat auch zwei Jahre nach seinem Dienstantritt noch nicht verstanden, dass es die Pfälzer nicht mögen, wenn ihr ruhmreicher Traditionsklub kleingeredet wird. Trotz aller wirtschaftlichen Probleme sehen die FCK-Anhänger den Verein von Fritz Walter in einer Liga mit Bayern München - und nicht mit Paderborn.

Runjaic gelingt es einfach nicht, dieses Spannungsverhältnis gut zu moderieren - ganz im Gegenteil. Der gebürtige Wiener gießt mit Aussagen wie am Montagabend ("Man muss auch mal ein bisschen dankbar sein, wenn man so ein Spiel dreckig zu Hause gewinnt") sogar noch Öl ins Feuer.

Nach solchen Äußerungen dürfte die Unruhe rund um den Betzenberg in den kommenden Tagen noch größer werden. FCK-Idole wie Hans-Peter Briegel und Fritz Fuchs, die Runjaic schon nach dem verpassten Aufstieg im Sommer angezählt haben, werden wohl nicht mehr lange schweigen.

(sid)
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