„Nicht dem Wahnsinn verfallen“ Messis letztes Hurra

Doha · Abschied mit dem großen Knall? Lionel Messi ist in Katar gelandet und startet mit Argentinien die Jagd nach diesem einen Pokal, der ihm noch in seiner großen Trophäensammlung fehlt.

Lionel Messi beim Jubeln.

Lionel Messi beim Jubeln.

Foto: AFP/ANDRES KUDACKI

Müde schien Lionel Messi ganz und gar nicht zu sein. Gelöst lächelte Argentiniens Superstar nach der Ankunft im WM-Land Katar und streckte den Daumen für die Kameras nach oben, obwohl der Flieger aus Abu Dhabi erst gegen 2.30 Uhr am Donnerstagmorgen in Doha gelandet war. Schlafen kann „La Pulga“ auch, wenn er Weltmeister ist.

Und nur darum geht es für die Albiceleste, die kaum ein Experte nicht zum Top-Favoriten erkoren hatte: Der Größte der Geschichte, wie viele ihn bereits sehen, soll im Alter von 35 Jahren endlich den WM-Thron besteigen, bevor er die Schuhe in nicht all zu ferner Zukunft an den Nagel hängt. Das Drehbuch ist längst geschrieben, liegt aber seit vier Weltmeisterschaften in der Schublade.

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Foto: dpa/Alvaro Barrientos

Messi selbst, der seine fünfte zu seiner letzten WM erklärt hat, übt sich in Zurückhaltung. „Wir sind in guter Form“, sagte er dem TV-Sender Movistar in einem seiner seltenen Interviews: „Wir dürfen nicht dem Wahnsinn der Leute verfallen und glauben, dass wir Weltmeister werden. Wir müssen Schritt für Schritt gehen.“

Messi kennt den Druck aus der Heimat seit er 2005 für die Nationalmannschaft debütierte. Er fühlte auch den Schmerz verlorener Finals - nicht zuletzt, weil Mario Götze ihm 2014 die WM-Trophäe entriss. Doch nach 18 Jahren im Geschäft ruht der Mann mit dem ewig jungen Zauberfuß in sich. Die WM komme zu einer Zeit, „in der ich gelernt habe, anders zu leben“, so Messi: „Ich genieße sie auf eine andere Art und Weise. Ich genieße alles mehr.“

Der Moment ist also mehr als günstig. Die Generalprobe vom Mittwoch bei den Vereinigten Arabischen Emiraten, die der Favorit locker 5:0 (4:0) gewann, war zumeist ein Beispiel argentinischer Lockerheit. Von Messi, der einen Treffer selbst erzielte und ein Tor vorbereitete, ging viel Gefahr aus. Wie so oft schlug er, der sich über die letzten Jahre von der Tormaschine zum Spielmacher entwickelte, seine Haken und sah dabei aus wie ein jüngerer Mann.

Bevor am Dienstag (11.00 Uhr MEZ) in Lusail Saudi-Arabien in der Gruppe C zum Auftakt bittet, erscheint Argentinien also wie ein Team, dass am 18. Dezember im Finale stehen könnte. Doch selbst die Vorrunde wird zumindest herausfordernd, da neben den Saudis noch Mexiko und Polen um Ex-Bayern-Star Robert Lewandowski warten. Im Achtelfinale könnte vielleicht gar Weltmeister Frankreich lauern.

Die argentinischen Fans wird das kaum beeindrucken, sie sind schon in Feierlaune. Mehr als 500 von ihnen, teils Anhänger aus Indien und teils aus Südamerika angereiste, schlugen sich an der Unterkunft des Weltmeisters von 1978 und 1986 die Nacht um die Ohren und sangen vergnügt ihre Lieder, als sie versuchten, einen Blick auf Messi und Co. zu erhaschen. Vergebens. Sie sahen nur den Mannschaftsbus vorfahren. Aus reichlicher Entfernung.

(lonn/SID)
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