Verwirrung um Fußball-WM in Katar Frostgefahr auf der Fanmeile

Düsseldorf · Wird der Fußball-Weltmeister 2022 mitten im Winter ermittelt? Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke will das Spektakel in Katar zwischen November und Januar austragen – Fans in Deutschland dürfte es beim Public Viewing dann richtig kalt werden. Aber der Rest der Fifa taktiert noch.

Chronologie zur umstrittenen WM 2022
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Foto: AP, AP

Wird der Fußball-Weltmeister 2022 mitten im Winter ermittelt? Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke will das Spektakel in Katar zwischen November und Januar austragen — Fans in Deutschland dürfte es beim Public Viewing dann richtig kalt werden. Aber der Rest der Fifa taktiert noch.

Jerome Valcke, ein ehemaliger TV-Journalist, ist seit 2007 als Generalsekretär beim Fußball-Weltverband (Fifa). Der Franzose hat damit eine bedeutende Position inne, was sich auch daran zeigt, dass er dem aktuell 25-köpfigen Exekutivkomitee angehört. Wenn der 53-Jährige sich äußert, sieht man ihn als Sprachrohr seines Arbeitgebers. Gestern sorgte Valcke für neue Verwirrung um die ohnehin umstrittene WM 2022 in Katar. "Der Termin wird nicht im Juni/Juli sein", erklärte er im Interview mit dem Radiosender "France Inter" mit Blick auf die dann herrschenden Temperaturen.

Die liegen in Katar im Schnitt bei rund 35 Grad Celsius und erreichen Spitzenwerte von fast 50 Grad. "Ich denke, die WM wird zwischen dem 15. November und spätestens 15. Januar ausgetragen werden", fügte er hinzu und ließ dabei offen, ob dies in der Saison 2021/22 oder 2022/23 sein werde. Der spätere Zeitraum hätte den Vorteil, dass die Temperaturen dann, wie Fifa-Generalsekretär Valcke betont, "denen eines etwas wärmeren Frühlings in Europa entsprechen. Dann sind es im Schnitt 25 Grad. Das ist perfekt, um Fußball zu spielen." Es wäre auch für die Besucher der WM optimal.

Finale - deutsche Fans flippen aus
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Wenig später wurde Valcke von der Fifa zurückgepfiffen. "Das Turnier wird erst in acht Jahren stattfinden. Der Beratungsprozess wird nicht überstürzt und bekommt die notwendige Zeit, alle relevanten Elemente in Betracht zu ziehen", stand in der schriftlichen Erklärung. Der Nordire Jim Boyce, Vizepräsident des Exekutivkomitees, zeigte sich schockiert und betonte: "Zu hundert Prozent ist noch nichts entschieden."

Valckes Alleingang, als "persönliche Meinung" abgetan, überraschte. Vor drei Monaten erst hatte die Fifa eine Arbeitsgruppe gegründet. Deren Auftrag: bis Ende 2014, Anfang 2015 den geeigneten Termin finden. Dabei sollten Spieler, Vereine, Ligen, Verbände, Sponsoren und Medien gehört werden. Möglichst viele mit ins Boot holen, das ist die Absicht. Denn die am 2. Dezember 2010 noch als historisch gefeierte Wahl des ersten Ausrichters aus dem Nahen Osten wurde immer mehr zu einem Problemfall.

Die jüngsten Schlagzeilen über menschunwürdige Arbeitsbedingungen, die den Internationalen Gewerkschaftsbund (ITUC) dazu brachten, Katar als "Sklavenhändler-Staat" zu brandmarken, passen der Fifa nicht. Bereits die unmittelbar nach der Wahl aufgekommende Debatte, dass Stimmen gekauft wurden, stellten den Weltverband in ein schlechtes Licht.

Sechs Mitglieder des Exekutivkomitees, das sich damals in Zürich für Katar und gegen die Bewerbungen von Südkorea, Japan, Australien und er USA entschieden hatte, wurden seit 2010 nach Korruptionsvorwürfen ausgeschlossen. Bis heute sind die Vorwürfe und Verdachtsmomente, dass nicht alles mit rechten Dingen abgelaufen ist, nicht ausgeräumt.

Die Kritik am Termin ist nicht neu. Warum allerdings nicht schon im Vorfeld der Entscheidung eventuell auftretende Probleme angesprochen wurden, überrascht. Das Wetter hat sich im Wüstenstaat in den vergangenen Jahren ja nicht verändert. Während die Spieler in klimatisierten Stadien um den Titel kämpfen sollen, sind die Strapazen und Herausforderungen für die Fans enorm.

Die Verschiebung des Termins, die zur ersten WM-Endrunde (Premiere: 1930) im Winter führen würde, ist längst kein Tabu mehr.

(RP)
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