Drei Ausrichter, mehr Teams, mehr Spiele WM 2026 wird noch viel größer

Al-Rajjan · In Katar sind mit Kanada, Mexiko und den USA alle drei Gastgeber des kommenden Mega-Turniers bereits ausgeschieden. Die Vorfreude auf 2026 ist dennoch groß. Auch der US-Präsident schaut voraus. Viele Fragen sind allerdings noch offen.

 USA, Kanada und Mexiko präsentierten beim Kongress der Fifa im Jahr 2018 stolz ihre gemeinsame Bewerbung. 

USA, Kanada und Mexiko präsentierten beim Kongress der Fifa im Jahr 2018 stolz ihre gemeinsame Bewerbung. 

Foto: dpa/Pavel Golovkin

Noch mehr Spiele, lange Reisen und ein neuer Modus: die Weltmeisterschaft in vier Jahren wird mit erstmals 48 Teams zum Fußball-Gigantismus. Nach dem Aus im WM-Achtelfinale gegen die Niederlande war der Blick zum Heim-Turnier für die US-Auswahl kein Trost – auch wenn Präsident Joe Biden versuchte, die tief enttäuschte Nationalmannschaft um Kapitän Tyler Adams mit dem Gedanken an das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada aufzumuntern. „Jungs, Ihr habt uns stolz gemacht. Wir stehen auf und gehen weiter“, twitterte der US-Präsident. „Auf eine glänzende Zukunft und 2026 hier bei uns zu Hause.“ Doch was wird die Fans in vier Jahren erwarten? Ein Überblick:

Die Gastgeber-Teams Die junge Auswahl der USA um Christian Pulisic (24) soll beim Heim-Turnier auf dem Zenit sein. Schon jetzt begeisterte das Team, das gegen England beim 0:0 mithielt und auch gegen die Niederlande beim 1:3 keineswegs chancenlos war. In der Heimat gab es schon jetzt Top-Einschaltquoten, 2026 sollen noch mehr Fans gewonnen werden. Ob Trainer Gregg Berhalter bleibt, ist derweil offen.

Für Mexiko verlief die WM dagegen komplett enttäuschend, mit dem Vorrunden-Aus stand am Ende das schlechteste Ergebnis seit der Nicht-Teilnahme 1990. Mit Blick auf das Heim-Turnier leitete der Verband schnell die Aufarbeitung des Debakels ein: Trainer Gerardo Martino musste gehen.

Kanada ist indes noch nicht auf US-Niveau, hat aber eine hoch veranlagte Mannschaft um Bayern-Profi Alphonso Davies. Der erste WM-Punkt ist in vier Jahren auf jeden Fall drin. Offen ist, ob Trainer John Herdman bleibt.

Die Ausrichter-Länder Eine WM in gleich drei Ländern gab es noch nie. Gespielt wird vor allem in den USA, die mit 11 von 16 Austragungsorten die größte Zahl stellen. Drei Stadien sind in Mexiko auserkoren, zwei in Kanada. Im Gegensatz zum Turnier in Doha mit vielen Metro- oder Taxi-Fahrten müssen die Fans unter Umständen in vier Jahren weite Strecken mit dem Flugzeug zurücklegen, etwa über acht Stunden von Miami nach Vancouver oder über sieben von Philadelphia nach Mexiko-Stadt. Wo welche Spiele stattfinden, ist offen.

Der Modus Darüber wird munter spekuliert. Der Weltverband Fifa und die Turnierorganisatoren sollen angeblich über eine Formatänderung nachdenken. Bislang soll in der Vorrunde in 16 Dreiergruppen gespielt werden. Nun könnte über die Möglichkeit von zwölf Vierergruppen gesprochen werden. Kommen in diesem Modus die beiden Gruppenersten sowie die acht besten Dritten weiter, würde das zu 104 WM-Spielen führen – das wären 40 mehr Partien als aktuell in Katar auf dem Spielplan stehen.

„Es ist noch nicht abgeschlossen entschieden, oder wir mit zwölf Gruppen à vier Teams spielen oder 16 Gruppen à drei. Wir können auch zwei Vorrunden zu 24 in sich organisieren. Aber das wird nicht von mir entschieden“, sagte der frühere Trainer Arsène Wenger als Chef der Technischen Studiengruppe der Fifa am Sonntag in Doha.

Bei 16 Dreiergruppen und den folgenden vier K.-o.-Runden würden insgesamt 80 WM-Partien absolviert. Kritisiert wurde an diesem Modus die höhere Gefahr für Absprachen, da eine Nation zwingend spielfrei hat. Die Fifa erwartet durch die gestiegene Anzahl von Spielen deutlich höhere Einnahmen. Profitieren werden 16 Länder, die sich zusätzlich zu den bisherigen 32 qualifizieren. „Manchmal bringt weniger mehr“, sagte Polens Nationaltrainer Czesław Michniewicz über die Flut an Spielen.

Fifa-Kongress stimmt für WM 2026 in Mexiko, Kanada und USA
12 Bilder

Fifa-Kongress stimmt für WM 2026 in Mexiko, Kanada und USA

12 Bilder
Foto: AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Politische Debatten Vor der WM in Katar gab es politische Debatten wie noch nie zuvor in der WM-Historie. Eine solch hitzige Diskussion wird vor dem kommenden Turnier nicht erwartet, aber auch in den USA gibt es starke politische Spannungsfelder. Und es ist offen, ob Biden im Amt bestätigt wird. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ist nicht gänzlich ausgeschlossen. Spannend dürfte dann sein, wie sich das Verhältnis zu Mexiko entwickelt.

Stars Lionel Messi (35) oder Cristiano Ronaldo (37), zwei Superstars, die mehr als ein Jahrzehnt prägten, werden aller Voraussicht nach in vier Jahren nicht mehr am Start. Wobei komplett ausschließen sollte man bei Ronaldo auch das nicht. Weltfußballer Robert Lewandowski (34) hat seine Teilnahme am Turnier in vier Jahren offen gelassen. Kylian Mbappé (23) dürfte bis dahin im Normalfall den einen oder anderen Weltfußballer-Titel gewonnen haben, auch Neymar (30) könnte nochmal am Start sein.

Deutsche Mannschaft Nach dem zweimaligen Vorrunden-Aus wird das Turnier die mutmaßlich letzte Chance für die viel gelobte 1995/96er Generation um Joshua Kimmich. Jamal Musiala (19), Florian Wirtz (19), Youssoufa Moukoko (18) oder Kai Havertz (23) sind dann in einem vielversprechenden Alter. In einem Starterfeld mit noch mehr Teams und dadurch vermutlich weniger Klasse in der Breite wird von der Nationalmannschaft erst recht wieder der Einzug in die K.-o.-Runde erwartet.

(dp/stja)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort