Nach vermeintlicher Abschiedsrede Wo sich Thomas Müller unter den DFB-Größen einordnet

Düsseldorf · Die Partie gegen Costa Rica könnte das letzte Spiel von Thomas Müller im Nationalmannschaftstrikot gewesen sein. Der Routinier ist eines der Gesichter des Scheiterns. Gleichzeitig wäre es aber auch der Abgang einer wahren DFB-Größe, wie es nicht nur die harten Fakten belegen.

WM 2022: Diese DFB-Spieler könnten nach dem WM-Aus zurücktreten
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Vielleicht war es nur eine Kurzschlussreaktion. Aber die emotionalen Worte von Thomas Müller nach dem Spiel gegen Costa Rica klangen doch schon schwer nach DFB-Rücktritt. Der Münchener sagte im Fernsehinterview: „Wenn das mein letztes Spiel gewesen sein sollte, dann möchte ich noch ein paar Worte an die deutschen Fußball-Fans richten. Es war ein enormer Genuss, liebe Leute. Wir haben tolle Momente erlebt. Ich habe in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen.“

Ein solcher Abgang wäre für Müller wahrlich kein schöner. Das nächste Vorrunden-Aus nach der WM 2018 in Russland wird bei vielen Fans auch an seiner Person festgemacht. Die Magie von 2010 und 2014 scheint verflogen. Seit dem Weltmeister-Triumph ist dem Routinier kein einziger Treffer mehr bei einem großen Turnier gelungen.

Doch es wäre auch der Abgang eines Großen. Falls dies wirklich sein letztes Spiel gewesen sein sollte, verliert Deutschland einen Spieler, der das DFB-Team in den vergangenen Jahren sehr geprägt und in seiner gesamten Nationalmannschaftskarriere sehr viel erreicht hat. Wir haben deshalb noch einmal einen Blick auf seine Einsätze, Tore und Erfolge im Nationaldress geworfen und geschaut, wo sich Thomas Müller unter den DFB-Größen einordnet.

Costa Rica - Deutschland: So reagieren die DFB-Spieler auf WM-Aus
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So reagieren die DFB-Spieler auf das WM-Aus

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Einsätze Das Spiel gegen Costa Rica war das 121. Länderspiel des 33-Jährigen. Der Offensivspieler liegt damit auf Rang vier in der Liste der deutschen Nationalspieler mit den meisten Einsätzen, gleichauf mit seinem Kumpel Bastian Schweinsteiger. Falls sich Müller am Ende doch dazu entschließt, seine DFB-Karriere fortzusetzen, könnte er möglicherweise noch Lukas Podolski (130 Länderspiele) und Miroslav Klose (137) einholen. An der Spitze der Rangliste thront Rekordnationalspieler Lothar Matthäus mit 150 Einsätzen im DFB-Dress.

Tore Auch wenn Müller bei den letzten beiden Europa- und Weltmeisterschaften kein Glück vor dem Tor hatte, gehört der Bayern-Spieler zu den treffsichersten deutschen Nationalspielern. Mit 44 Treffern steht der Fan-Liebling in der DFB-Torschützenliste sogar vor Stürmer-Ikonen wie Uwe Seeler (43), Ulf Kirsten (34) oder Klaus Fischer (32). Karl-Heinz Rummenigge steht mit 45 Länderspiel-Toren unmittelbar vor Müller in der Liste. Rekordhalter ist Klose mit 71 Treffern.

Titelsammlung Ebenso wie die deutschen Fußball-Legenden Fritz Walter, Franz Beckenbauer oder Rudi Völler darf sich auch Thomas Müller seit dem Jahr 2014 Weltmeister nennen. 2010 wurde er zudem Dritter bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, wo der Ur-Bayer als WM-Debütant fünf Tore und drei Torvorlagen beisteuerte. Bei Europameisterschaften schaffte es Müller mit seinen Teamkollegen hingegen nie weiter als ins Halbfinale.

Auszeichnungen Nach seinem bärenstarken Leistungen bei der WM 2010 wurde der „Raumdeuter“ nicht nur mit dem goldenen Schuh, sondern auch als bester junger Spieler ausgezeichnet. Nach Gerd Müller (1970) und Miroslav Klose (2006) war er erst der dritte deutsche Spieler, dem dies gelang. Im Jahr 2014 landete der Wortführer von Hansi Flick bei der Wahl des Weltfußballers des Jahres auf Rang fünf.

Bedeutung für die Mannschaft Aus rein sportlicher Sicht wurde Müllers Bedeutung für die Nationalmannschaft von Turnier zu Turnier geringer. Bei der WM 2010 und EM 2012 war er als rechter Außenstürmer absolut unumstritten. Genauso 2014 in Brasilien, wo der Weltmeister mit 84 Kilometern die höchste Gesamtlaufleistung aller Spieler des Turniers ablieferte. Bei der WM 2018 und der EM 2021 gehörte er zu den tragischen Figuren im Nationaldress. Im März 2019 wurde der Routinier vom damaligen Bundestrainer Jogi Löw sogar für rund zwei Jahre aus dem DFB-Kader gestrichen. Bei der WM 2022 in Katar kam Müller zwar in allen drei Vorrunden-Partien von Beginn zum Einsatz, hing aber oft in der Luft und steuerte sowohl als Mittelfeldspieler als auch als Mittelstürmer nur insgesamt zwei Torschüsse bei.

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Doch der Routinier hat auch eine andere Bedeutung für das Team. Müller feuert an, meckert, lobt, weist an. Den Spitznamen „Radio Müller“ trägt er nicht umsonst. „Thomas ist ein absoluter Führungsspieler, hat eine ganz wichtige Position auch neben dem Platz“, sagte nicht erst Niclas Füllkrug vor dem Duell gegen Costa Rica. Auch Hansi Flick verriet im vergangenen Jahr bereits, dass Müller sein „verlängerter Arm“ auf dem Platz sei. Eine ähnliche Rolle nahmen auch Spieler wie Oliver Kahn, Michael Ballack und Philipp Lahm im DFB-Team ein.

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Diese Führungsqualitäten könnten in Zukunft in der Nationalelf fehlen. Doch Müller könnte mit seinem Rücktritt auch Platz schaffen für Spieler, die zu neuen DFB-Größen heranwachsen können, wie zum Beispiel sein Bayern-Teamkollege Jamal Musiala. Dieser sagte über Müller: „Er ist nicht nur ein Teamkollege, sondern auch ein Freund und Mentor, von dem ich viel lernen konnte. Ich hätte ihm einen besseren Abschied gewünscht, denn er ist eine Legende, die viel für das Land geleistet hat.“

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