Messi gegen Modric Das Duell der Magier

Doha · Sie sind Anführer, Idole und Helden in ihrer Heimat. Im direkten Duell kämpfen Lionel Messi und Luka Modric um die Krönung ihrer Karriere.

Luka Modric (l) trifft im Halbfinale der WM mit Kroatien auf Lionel Messi und Argentinien.

Luka Modric (l) trifft im Halbfinale der WM mit Kroatien auf Lionel Messi und Argentinien.

Foto: AFP/ALFREDO ESTRELLA

Der Aufstieg zum Volkshelden begann für Lionel Messi und Luka Modric in gewisser Weise am selben Tag. Es war ein kalter Abend im März 2006, als Messi, gerade 18 Jahre alt und bereits mit dem gewissen Etwas gesegnet, per Schlenzer sein Premierentor für Argentinien erzielte. Und Modric auf der Gegenseite derart begeisternd zauberte, dass kaum jemand glauben konnte, dass das 3:2 der Kroaten wirklich sein erstes Länderspiel war.

Damals kreuzten sich die Wege der heutigen Weltstars erstmals, viele weitere umkämpfte Duelle folgten. Bei Argentiniens Vorrundenpleite in Russland 2018 mit Modric-Tor (0:3) oder in 22 Clasicos zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid. Der vorläufige Höhepunkt wartet am Dienstag (20.00 Uhr MEZ/ARD und MagentaTV), wenn Messi und Modric im WM-Halbfinale den vorletzten Schritt zur ersehnten Goldtrophäe machen wollen.

Insgesamt neun Champions-League-Titel holten die beiden addiert, sieben Auszeichnungen als Weltfußballer. Doch all das erscheint im Vergleich zu dem, was im Finale am Sonntag lockt, fast unwichtig. Beide streben die Krönung ihrer Karriere an - und müssen dafür den anderen besiegen.

Messi sei „ihr bester Spieler, es wird schwierig gegen ihn“, sagt Modric. Der Argentinier wiederum meint: Wenn man Kroatien spielen lasse, „haben sie sehr gute Spieler, die den Ball gut bewegen, besonders im Mittelfeld.“ Also: Modric.

Auf ihrer Mission ruhen die beiden Kapitäne in sich, sieht man von Messis Ausbruch nach dem Viertelfinale gegen den Niederländer Wout Weghorst ab. Der gegenseitige Respekt ist zu spüren, aus der Heimat erfahren sie nichts als Verehrung. Modric ist der Hoffnungsträger im Land des Vize-Weltmeisters, wo sie auf das zweite WM-Endspiel in vier Jahren hoffen.

Die Fußstapfen, in die beide einst traten, sind jedoch unterschiedlich, die Erwartungen an Messi ungleich höher. Wenn Zehntausende in Katar zu seinen Vorstellungen pilgern, Spiel für Spiel seinen Namen rufen, beten sie immer, dass der Erbe Diego Maradonas endlich den dritten WM-Titel nach Hause holt.

„Es ist eine große Freude, es mit den Menschen zu genießen, sie zu erleben und ihre Verrücktheit hier und in Argentinien zu sehen“, sagte Messi, der Argentiniens WM-Rekordtorschützen Gabriel Batistuta (10) überflügeln und mit WM-Rekordspieler Lothar Matthäus (25) gleichziehen könnte. Er genieße seine Mission sehr - trotz des schier unmenschlichen Drucks auf seinen Schultern.

Fußball-WM 2022 Katar meiste Tore: Die Torschützenliste
29 Bilder

Die besten Torjäger der WM 2022

29 Bilder
Foto: AP/Luca Bruno

Der 35-Jährige spiele jeden Tag besser, schreibt die Sportzeitung Ole. Messi sprenge im „Superman-Modus“ die Erwartungen aller - etwa, wenn wie gegen die Niederlande seine Magie aufblitzt. Er spiele „seine beste WM“, heißt es weiter, dennoch will ihn Kroatien nicht in Manndeckung nehmen.

Und Modric? „Er ist makellos im Training, er trainiert auch alleine, sein Leben ist der Fußball“, schwärmt Nationalcoach Zlatko Dalic. Das Leistungsniveau des inzwischen 37-Jährigen, der im hohen Fußballer-Alter mehr denn je Anker, Gestalter und Arbeiter im kroatischen Spiel ist und die Bälle magisch anzieht, sei „unglaublich“.

Dabei schien der WM-Titel unerreichbar für Modric. Die vermeintlich einmalige Chance? Dahin, nachdem die „goldene Generation“ vor vier Jahren im Finale gescheitert war. Eigentlich. Doch Kroatien habe die „gleiche DNA wie Real Madrid“, erklärte Modric.

Wie jener Klub also, mit dem er unzählige Comebacks und Triumphe feierte. Nun wollen er und seine Zauberlehrlinge „das beste Spiel unseres Lebens spielen“.

(SID/stja)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort