„Von unserem Weg überzeugt“ Bundestrainer Flick geht locker ins Gruppenfinale

Doha/Al-Shamal · Die Dämonen von 2018 sollen vertrieben werden. Doch im Kampf um den Einzug ins WM-Achtelfinale ist die DFB-Auswahl auch auf Unterstützung im Parallelspiel angewiesen.

 Bundestrainer Hansi Flick während des Trainings der Nationalmannschaft.

Bundestrainer Hansi Flick während des Trainings der Nationalmannschaft.

Foto: dpa/Federico Gambarini

In der größten Drucksituation seiner Trainer-Karriere blieb Hansi Flick sich treu und demonstrierte Gelassenheit. Mit einem herzhaften Lacher reagierte der Bundestrainer vor dem Gruppen-Showdown gegen Costa Rica auf die Frage nach persönlichen Konsequenzen im Falle eines Scheiterns - und schloss diese sogleich aus. „Ich habe Vertrag bis 2024 und freue mich auf die Heim-EM“, sagte der leicht erkältete Flick.

Von einem erneuten Vorrunden-Aus des viermaligen Weltmeisters will er aber ohnehin rein gar nichts wissen: „Druck verspüre ich überhaupt nicht. Ich bin von unserem Weg überzeugt.“ Dieser soll die DFB-Auswahl schnurstracks ins WM-Achtelfinale führen - um die Dämonen von 2018 zu vertreiben braucht es aber eigene Tore und spanische Unterstützung.

„Wir haben das Weiterkommen nicht mehr ganz in unserer Hand“, sagte Flick vor dem nervenaufreibenden „Endspiel“ am Donnerstag (20 Uhr MEZ/ARD und MagentaTV) im Al-Bayt-Stadion von Al-Khor bedauernd und wünschte sich für das erste von einer Frau gepfiffene WM-Spiel „Krieger mit Herz“.

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Ein Sieg gegen Außenseiter Costa Rica ist die Voraussetzung für die Fortsetzung der Wüsten-Jagd nach dem fünften Stern. Zudem muss Spanien im Parallelspiel gegen Japan punkten. „Was uns ein Lächeln auf die Lippen zaubert, ist, dass wir Chancen haben, ins Achtelfinale zu kommen und der Fußballwelt dann zu zeigen, was in uns steckt“, äußerte Thomas Müller ganz im Sinne seines Trainers.

In seinen Wortführer und die weiteren Führungsspieler hat Flick grenzenloses Vertrauen. Man habe „ein paar Typen, die in die Führungsarbeit gehen“, zeigte sich der 57-Jährige optimistisch. Es sei wichtig, dass die Last „auf mehrere Schultern“ zu verteilen.

Bei der Frage nach seinem Personal-Puzzle ließ sich Flick erwartungsgemäß nicht in die Karten blicken. Ist Spanien-Held Niclas Füllkrug, den der Bundestrainer vor dem Abschlusstraining liebevoll in den Arm nahm, ein Mann für die Startelf? „Eine Option“, antwortete Flick knapp. Ebenso nebulös gab er sich mit Blick auf die Problem-Position des Rechtsverteidigers und die Möglichkeit eines Einsatzes von Leroy Sane von Beginn an.

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„Alle sind fit“, sagte Flick und schloss damit die zuletzt leicht angeschlagenen Leon Goretzka, David Raum und Thilo Kehrer ein. Daher scheint ein erneutes Zusammenspiel von Goretzka, Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan in der Zentrale wahrscheinlich. Das habe gegen Spanien schließlich „gut funktioniert“, meinte Flick.

Falls die dringend benötigte Schützenhilfe der Spanier ausbleibt, muss das DFB-Team wohl mit acht Toren Unterschied gewinnen, um sicher in die K.o.-Runde einzuziehen. „Es wäre respektlos, wenn wir davon ausgehen, acht Tore zu erzielen“, betonte Flick. Man sei schon froh, wenn man das Spiel überhaupt gewinne.

Costa Rica zeigte im Turnierverlauf gegen Spanien (0:7) und Japan (1:0) zwei völlig unterschiedliche Gesichter. Flick erwartet einen „defensiven Gegner“, gegen den man „Lösungen braucht“.

Wie diese aussehen sollen, verriet der Bundestrainer am Mittwochnachmittag im Pressezentrum in Doha, wo er sich auch von Tonproblemen bei der Übersetzung nicht aus dem Konzept bringen ließ. Flick forderte eine „hohe Intensität“ und „hohes Pressing“. So wolle man den Gegner „zu Fehlern zwingen“.

Die letzte Feinarbeit am Abend in Al-Shamal begann Flick mit einem Pfiff aus seiner roten Trillerpfeife, danach verfolgte er die Passübungen seiner Stars höchst konzentriert. Das historische Debakel vor vier Jahren in Russland spielte dabei keine Rolle mehr, auch wenn die „Situation ähnlich“ sei, wie Müller sagte: „Jetzt müssen wir es halt anders machen.“

An Costa Rica hat die Nationalmannschaft gute Erinnerungen. Im bisher einzigen Vergleich gab es zum Sommermärchen-Start 2006 einen 4:2-Erfolg. „Wir haben Bock auf das letzte Spiel“, sagte Füllkrug, „Drucksituationen müssen alle von uns gewohnt sein“, ergänzte Müller.

Unter besonderem Druck steht Schiedsrichterin Stephanie Frappart. Flick betonte, dass er „100 Prozent Vertrauen“ in die Französin habe: „Ich bin der Meinung, sie hat es verdient aufgrund ihrer Leistung.“ Die Leistung seines Teams soll am Donnerstag ebenfalls stimmen.

(lonn/SID)
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