Hotels, Bier, Sex Eine etwas andere WM für Fußball-Fans

Doha · Keine öffentlichen Bier-Partys und keine One-Night-Stands: Auf die Fans kommt im Wüstenstaat Katar ohne Frage eine etwas andere Fußball-Weltmeisterschaft zu.

 Ein argentinischer Fußball-Fan macht ein Erinnerungsfoto.

Ein argentinischer Fußball-Fan macht ein Erinnerungsfoto.

Foto: AFP/GIUSEPPE CACACE

Auch Olaf Scholz, oberster Fan der Nationalmannschaft, drückt Manuel Neuer und Co. natürlich die Daumen. Doch während sich der Bundeskanzler „auf die Spiele unserer Mannschaft“ freut und laut eines Sprechers einen „erfolgreichen Turnierverlauf“ wünscht, wartet auf die Fans vor Ort in Katar eine, nun ja, ganz besondere WM.

Hotels, Bier, Sex – in dem konservativ muslimischen Golf-Emirat sind für Besucher einige Gesetze und Sitten zu beachten. „In vielerlei Hinsicht wird dieses Turnier einzigartig“, schreibt Fifa-Präsident Gianni Infantino im offiziellen Fan-Leitfaden - und liegt damit wohl ziemlich richtig.

So wird zum Beispiel in den Stadien kein Bier ausgeschenkt. Stattdessen sollte es an den Arenen vor und nach den Spielen in speziellen Verkaufszelten alkoholhaltiges Bier geben – aber nicht währenddessen. Darauf hatten sich Katar und der Fußball-Weltverband erst im September geeinigt. Aber daraus wird nun nichts. Auf Druck des Gastgebers Katar wird an den acht Stadien bei der WM nun doch kein Bier ausgeschenkt. Das gab die Fifa zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel in dem konservativ muslimischen Emirat bekannt

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Alkohol ist in Katar grundsätzlich erhältlich, der Genuss ist für Nicht-Muslime ab 21 Jahren erlaubt – allerdings gelten dafür strikte Regeln. In der Öffentlichkeit betrunken zu sein oder auch nur Alkohol zu trinken, ist in Katar verboten. Die meisten internationalen Hotels haben eine Lizenz für den Alkoholausschank, dabei sollten sich WM-Gäste allerdings auf horrende Preise gefasst

Gegenüber Drogen pflegen katarische Behörden eine Null-Toleranz-Politik, warnt das Auswärtige Amt. Auch Cannabis ist verboten. Drogendelikte können die Ausweisung, hohe Geldstrafen oder lange Gefängnisstrafen zur Folge haben, beim Handel mit Drogen droht sogar die Todesstrafe. Bei Medikamenten sollten Einreisende vorab klären, ob diese in Katar legal sind.

Weil Katar für die rund eine Million erwarteten Fans viel zu klein ist, sind etwa die Preise für Hotelzimmer explodiert – drei riesige Kreuzfahrtschiffe als schwimmende Hotels im Hafen sollen etwas Linderung verschaffen. Wegen des Mangels wird auch das Camp des „Fan Clubs Nationalmannschaft“ in Dubai aufgeschlagen, mit Flugzeugen geht es zu den Spielen nach Katar und wieder zurück. „Im Sinne der Nachhaltigkeit“ hätte sich der DFB eine „andere Lösung gewünscht. Die Umsetzung eines Fan-Camps im WM-Austragungsland Katar war aber organisatorisch nicht möglich.“

In Doha wurden für die WM extra neue, mehrspurige Straßen gebaut. Um dennoch einen Verkehrskollaps zu verhindern, sollen die Fans mit der neuen U-Bahn oder anderen öffentlichen Verkehrsmittel zu den acht Stadien fahren. Diese sind für Ticketinhaber dank ihrer Hayya-Karte, die zur Einreise benötigt wird, kostenlos.

Und sonst? Zärtlichkeiten und Küsse in der Öffentlichkeit sind in Katar tabu – Händchenhalten wird allerdings in der Regel akzeptiert. Das Auswärtige Amt hebt hervor, dass nichtehelicher Geschlechtsverkehr verboten ist und strafrechtlich verfolgt werden kann. Homosexuelle Beziehungen sind in Katar verboten, die Behörden versicherten zuletzt aber, dass auch unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare, die ein WM-Spiel besuchen, im selben Zimmer schlafen dürfen.

Innenministerin Nancy Faeser hatte vom Premierminister ein „Sicherheitsgarantie“ für alle Fans bekommen, homophobe Äußerungen eines offiziellen WM-Botschafters sorgten danach allerdings für Entsetzen. Der DFB richtet in Doha „eine Fanbotschaft mit geschultem Personal ein, die vor Ort für Fans ansprechbar ist und Unterstützung anbietet“, wie es heißt. Diese werde „eng mit der deutschen Botschaft in Katar“ zusammenarbeiten.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Einfuhr von religiösen Büchern und Materialien sowie von pornografischem Material ist strengstens untersagt, auch Sex-Spielzeug bleibt besser zu Hause. Frauen sind nicht zum Tragen eines Schleiers verpflichtet. Allen Besuchern wird aber empfohlen, sich zumindest in öffentlichen Gebäuden „züchtig“ zu kleiden, also auch Schultern und Knie zu bedecken. In Deutschland unbedenkliche Äußerungen zu Religionsfragen können in Katar als Beleidigung des Islam oder des Propheten Mohammed mit Geld-, oder sogar Freiheitsstrafen geahndet werden.

„Das Warten hat ein Ende“, schreibt Infantino noch in seinem Grußwort. Die Fans könnten „lebenslange Erinnerungen“ von der „größten Show der Welt“ mitnehmen.

(lonn/SID)
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