Dicker Knöchel beim Superstar Brasilien sorgt sich um Neymar

Lusail · Beim WM-Auftaktsieg der Brasilianer gegen Serbien muss Neymar verletzt ausgewechselt werden. Auf Bildern war zu erkennen, dass der rechte Knöchel des Superstars eine deutliche Schwellung aufwies. Der Topfavorit bangt um seinen Superstar.

Neymar liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen.

Neymar liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen.

Foto: dpa/Robert Michael

Als Neymar weit nach Mitternacht mit goldenen Kopfhörern und dickem Knöchel, aber ohne Krücken in Badelatschen aus dem Endspielstadion humpelte, atmete Brasilien ein wenig auf. „Ich könnt gewiss sein: Er wird die WM spielen. Davon bin ich 100-prozentig überzeugt“, verkündete Nationaltrainer Tite nach dem 2:0 (0:0)-Auftaktsieg gegen Serbien fast zeitgleich und betonte noch einmal jedes einzelne Wort: „Er wird die WM spielen.“

Der Superstar, der die Selecao nach 20 Jahren Wartezeit endlich zum „Hexa“, dem sechsten WM-Titel, führen soll, wollte sich selbst nicht äußern - deshalb das Gold auf den Ohren. Doch bei Instagram schrieb er sogleich: „Der erste Schritt ist getan. Es fehlen noch sechs.“ Und zeigte ein Buch, in dem es darum geht „zu glauben, dass alles trotz Chaos gut sein wird“.

Ob er tatsächlich jeden Schritt mitgehen kann, schien am späten Donnerstagabend im golden-protzigen Lusail-Stadion fraglich: Sekunden nachdem die rund 50.000 Fans des Rekordweltmeisters den Doppeltorschützen Richarlison bei dessen Auswechslung frenetisch gefeiert hatten, humpelte auch Neymar vom Platz, versteckte auf der Bank sein Gesicht hinter dem gelben Trikot, die Schwellung am rechten Außenknöchel war nicht zu übersehen.

Eine „Verstauchung“ stellte Mannschaftsarzt Rodrigo Lasmar fest, der vor acht Jahren bereits den Wirbelbruch des Superstars diagnostiziert hatte, der ihn bei der 1:7-Demütigung gegen Deutschland zum Zuschauer machte. Und dessen gebrochenen Fuß vor der WM 2018 operiert hatte. Und jetzt? Bremst Neymar zum dritten Mal eine Verletzung aus?

Am Freitag wurde Neymar zusammen mit seinem ebenfalls angeschlagenen Teamkollegen Danilo zur Untersuchung ins Aspetar-Hospital in Doha gebracht, das auch sein Arbeitgeber Paris St. Germain nutzt. Über mögliche Diagnosen gab der Verband keine Auskunft. Danach stand für das Duo statt Training Physiotherapie im Hotel auf dem Programm.

Der serbische Abwehrspieler Nikola Milenkovic hatte Neymar gefoult, mit seinem rechten Knie bei einer Grätsche dessen Fuß umgeknickt. Es war das offiziell neunte Foul gegen den 30-Jährigen: Der iranische Schiedsrichter Alireza Faghani hatte im Zweifel meist zugunsten Neymars entschieden, zwei seiner Gegenspieler sahen die Gelbe Karte, theatralische Rollen und Schmerzgesten erinnerten an seine Show bei der WM in Russland, als er sich immer wieder am Boden wälzte.

Diesmal spielte er nach dem letzten Foul aber zunächst weiter und zeigte, dass er „die Schmerzen überwinden kann“, wie Tite betonte. Neymar war in Topform in seine dritte und vermutlich letzte WM gegangen - sportlich auf dem Zenit seines Könnens, körperlich fit wie lange nicht mehr.

Die Show stahl ihm allerdings Richarlison, der mit einem Abstauber und einem Kunstwerk den 17. Auftaktsieg bei der 22. WM perfekt machte. Vor allem der spektakuläre Seitfallzieher, für den er den Ball über den eigenen Kopf lupfte, verzauberte. „Ein wunderschönes Tor, akrobatisch - wahrscheinlich eines der schönsten meiner Karriere und auch des Turniers“, lobte sich der Stürmer von Tottenham Hotspur selbst, der den „Fluch der Neuner“ beendete: Seine Vorgänger Fred und Gabriel Jesus hatten seit der Vorrunde 2014 nicht mehr getroffen.

(dpa/old)
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