Kommentar zu ZDF-Sprecherin Sachliche Kritik an Claudia Neumann muss erlaubt sein

Düsseldorf · ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann wird nach ihren Einsätzen bei der WM in Russland im Internet angefeindet. Das geht natürlich nicht. Doch sachliche Kritik darf und muss es geben. Ein Kommentar.

 An Claudia Neumann scheiden sich bei der WM die Geister.

An Claudia Neumann scheiden sich bei der WM die Geister.

Foto: dpa/Rainer Jensen

Es ist mal wieder ein Shitstorm aufgezogen. Diesmal über Claudia Neumann. Die ZDF-Kommentatorin wird seit WM-Beginn vom Pöbel der Nation in den sozialen Medien beleidigt. Tenor: Eine Frau hat im Männerfußball nichts zu suchen. Der Reflex der vorurteilsfrei denkenden Mehrheit ist, die 54-Jährige zu verteidigen. Völlig richtig. Dabei schießen aber manche schon wieder übers Ziel hinaus.

Eine Petition im Internet fordert nun sogar, Neumann als Kommentatorin für das WM-Finale anzusetzen. Quasi als Statement. Das aber wiederum wäre fatal. Denn so gerne man Neumann ob der völlig fehlgeleiteten Geschlechterdiskriminierung in den Schutz nimmt, so klar ist auch: Ihre Leistung als Kommentatorin lässt stark zu wünschen übrig. Das letzte Beispiel lieferte sie beim Spiel zwischen dem Iran und Portugal (1:1).

Dass Neumann die Portugiesen mehrmals als Spanier bezeichnete? Geschenkt. Dass Neumann Halb-Acht-Stellung statt Hab-Acht-Stellung sagte? Schwamm drüber. Neumann machte aber zwei schwerwiegendere, grundsätzliche Fehler: Sie verlor den Überblick und verpasste es völlig, dem TV-Zuschauer den Mehrwert zu liefern, den ein Kommentator durch die persönliche Anwesenheit im Stadion liefern sollte. In einer zugegeben schwierig zu kommentierenden, weil sehr hektisch geführten Begegnung mit insgesamt drei Videobeweisen fokussierte sich Neumann nur auf die TV-Bilder und war dabei oft ratlos. Man mochte ihr zurufen: Guck doch bitte einfach auf den Rasen!

Besonders gegen Ende der Partie wurde es immer skurriler. Als dem Iran beinahe die Sensation gelang und er bei einer Großchance das 2:1 verpasste, wollte Neumann gerade zum Parallelspiel Spanien gegen Marokko abgeben. Die Regie entschied aber, völlig nachvollziehbar, bei dieser Situation nicht zu wechseln. Neumann entging das aber. Sie verlieh einer der emotionalsten Szenen der Partie keinen Nachdruck, sondern schwieg. Als der Schiedsrichter wenig später die Begegnung ganz offenkundig abpfiff, entging Neumann das ebenfalls. Sie kommentierte die anschließende Rudelbildung so, als wäre sie noch Teil der Partie.

Bereits in den Spielen Argentinien - Island und Japan - Kolumbien leistete sich Neumann als Kommentatorin Fehler, die – unabhängig von der subjektiven Geschmacksfrage – nur ein mangelhaftes Zeugnis zulassen. Diese sachliche Kritik muss erlaubt sein.

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