WM 2018 Russland verweigert ARD-Doping-Experte Seppelt die Einreise

Köln · Russland verweigert ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt die Einreise anlässlich der Berichterstattung über die Fußball-WM. Das vom SWR beantragte Visum ist für ungültig erklärt worden. Seppelt steht demnach auf einer Liste der in Russland "unerwünschten Personen" und könne daher nicht einreisen.

 Die russischen Behörden wollen nicht, dass ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt von der in wenigen Wochen beginnenden Fußball-WM berichtet.

Die russischen Behörden wollen nicht, dass ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt von der in wenigen Wochen beginnenden Fußball-WM berichtet.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Nähere Angaben zu den Hintergründen wurden nicht gemacht.

"Offenkundig hat die Aufdeckung des Staatsdoping-Systems so große Tragweite, dass Russland glaubt, solche Maßnahmen ergreifen zu müssen. Das spricht für sich. Man darf gespannt sein, ob die Fifa, die den Zugang zu ungehinderter Berichterstattung über ihr Turnier gewährleisten muss, sich dieser Sache annehmen wird", sagte Seppelt dem SID.

Der Weltverband Fifa erklärte am Freitagabend, dass man Seppelts Akkreditierungsantrag genehmigt habe. Nun warte man auf mehr Informationen von den russischen Behörden über den Visaprozess durch das lokale Organisationskomitee. "Generell ist die Pressefreiheit für die Fifa von größter Bedeutung und wir möchten den Medienvertretern stets die bestmöglichen Bedingungen für die Berichterstattung über alle Fifa-Veranstaltungen bieten", teilte der Weltverband mit. Seppelts Film "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" hatte die Aufdeckung des russischen Dopingskandals zur Folge.

Der Sender betrachtet die Entscheidung als einen einmaligen Vorgang in der Geschichte des ARD-Sportjournalismus und im Hinblick auf die Berichterstattung über Großereignisse wie die Fußball-WM als beispiellosen Eingriff in die Pressefreiheit. "Mit großem Unverständnis habe ich zur Kenntnis genommen, dass Hajo Seppelt die Einreise zur Fußball-WM nach Russland verweigert werden soll. Das ist für mich kein Zeichen von Respekt vor der Tätigkeit eines investigativen Journalisten, sondern eher dafür, dass man unangenehmen Themen gegenüber lieber die Augen verschließt. Ich kann nur hoffen, dass die politischen Verantwortlichen ihre Entscheidung noch einmal überdenken werden", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres.

Für Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag, ist die Entscheidung "nicht nur völlig ungerechtfertigt, sondern geradezu skandalös". Die Tatsache, dass Hajo Seppelt das russische Dopingsystem ans Licht gebracht habe, werde ihm jetzt offenbar zum Verhängnis, sagte Freitag dem SID: "Einmal mehr macht das Vorgehen der russischen Behörden aber deutlich, was es für den Sport bedeutet, internationale Topveranstaltungen an Staaten zu vergeben, in denen Meinungs- und Pressefreiheit bestenfalls auf dem Papier existieren."

Frank Steffel, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Sportausschuss, nimmt derweil die Fifa in die Pflicht. "Die Fifa muss Einspruch erheben. Unabhängiger und freier Journalismus müssen bei sportlichen Großereignissen vom Veranstalter und den Gastgebern garantiert werden", sagte Steffel.

Auch die Grünen kritisierten die Verweigerung eines Visums für Seppelt. „Das unterstreicht, in welchem Land die WM stattfindet“, erklärte die Parteivorsitzende Annalena Baerbock am Freitag. „Sport ist immer auch Politik. Der DFB darf dazu nicht schweigen.“

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigte sich empört. „Vor dem Hintergrund von Hajo Seppelts kritischen Russland-Recherchen müssen wir davon ausgehen, dass es sich um eine politische Entscheidung handelt.“ Der Vorfall zeige, dass sich Sport und Politik nicht trennen ließen. „Die Fifa muss die Entscheidung Russlands anprangern und sich dafür einsetzen, dass Hajo Seppelt zur WM-Berichterstattung nach Russland einreisen kann“, so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.

(SID)
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