Topspiel in Gruppe D Kroatiens Kollektiv fürchtet Messi nicht

Düsseldorf · Die Truppe um Real-Star Luka Modric geht mit mentalen Vorteilen ins heutige Duell der Gruppe D. Denn Gegner Argentinien steht bereits mächtig unter Druck.

 Kroatiens Luka Modric (links) im Spiel gegen Nigeria.

Kroatiens Luka Modric (links) im Spiel gegen Nigeria.

Foto: dpa/Chen Cheng

Luka Modric weiß, wie Erfolg funktioniert. Viermal in fünf Jahren hat er mit Real Madrid die Champions League gewonnen und dabei in den K.o.-Runden so ziemlich alles aus dem Weg geräumt, was im europäischen Fußball Rang und Namen hat – den FC Bayern München, Juventus Turin, Atlético Madrid, den FC Liverpool, Paris St. Germain, Manchester City. Wer solchen Gegnern auf  Vereinsebene die Rücklichter gezeigt hat, dem ist auch nicht vor einem WM-Spiel gegen Lionel Messi bange.

So ist Kroatien mental sogar im Vorteil, wenn heute (20 Uhr) in Nischni-Nowgorod möglicherweise eine Vorentscheidung in der Gruppe D fällt. Modric, Herz und Gehirn zugleich im Team mit dem rot-weißen Karodress, und seine Kollegen können den Vergleich mit Argentinien nach dem souveränen 2:0-Erfolg gegen Nigeria vergleichsweise entspannt angehen. Der WM-Finalist von 2014 hingegen steht bereits mit dem Rücken zur Wand.

Nur 1:1 gegen Island – das hat die Südamerikaner bis ins Mark erschüttert, zumal da sich Superstar Messi noch den Luxus eines vergebenen Elfmeters leistete. Kein großes Problem in einer ganz normalen Mannschaft mit einem ganz normalen Kapitän, doch für Argentinien gelten andere Maßstäbe. Die Partie gegen Island zeigte wieder einmal deutlich, dass die Abhängigkeit vom Star des FC Barcelona höchst ungesunde Ausmaße angenommen hat. Zeigt Messi einmal Schwächen eines Normalsterblichen, gerät das Weltbild der „Albiceleste“ ins Wanken.

Selbst hochbezahlte Stars schieben Messi die Verantwortung zu

Selbst Profis, die in ihren eigenen Klubs hochbezahlte Stars sind, wie etwa Sergio Agüero oder Angel Di María, schieben in kritischen Phasen die Verantwortung lieber Messi zu. Und Spieler, die einer aus dem Ruder gelaufenen Partie eine Wende geben könnten, schmoren wie gegen Island Gonzalo Higuaín 83 und Paulo Dybala sogar 90 Minuten auf der Bank, weil Trainer Jorge Sampaoli der Ansicht ist, sie könnten nicht zum fünfmaligen Weltfußballer passen.

Ganz anders die Kroaten. Modric gibt den Takt vor, aber der Real-Star ist primus inter pares, der Erste unter Gleichen. Die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic kommt übers Kollektiv, lebt vom Teamgeist und ist damit ein Gegenentwurf zum heutigen Gegner. So verdient Modrics Nebenmann im zentralen Mittelfeld, Ivan Rakitic, beim FC Barcelona sein Geld, doch die mitunter kindischen Rivalitäten zwischen den beiden spanischen Spitzenklubs interessieren die Männer an Kroatiens Schalthebeln nicht die Bohne. Und das Selbstbewusstsein ist da. „Argentinien ist sehr abhängig von Messi“, sagt Mittelfeldmann Mateo Kovacic. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft, ich glaube sogar eine bessere, wenn man Messi wegnimmt.“

Interessanterweise ist es eine, in der zahlreiche aktuelle und ehemalige Bundesligaspieler mitwirken: zum Beispiel Ante Rebic (Frankfurt), Andrej Kramaric (Hoffenheim), Tin Jedvaj (Leverkusen) oder der frühere Münchner Mario Mandzukic und Ex-Schalker Rakitic. Vor allem Rebic hat das Selbstbewusstsein aus seiner überragenden Vorstellung im gewonnenen Pokalfinale gegen Bayern mit zur WM gebracht. So gesehen tun die Kroaten in Russland auch noch einiges für das etwas angeschlagene Renommee der deutschen Eliteklasse.

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