WM-Kolumne von Erich Rutemöller Mexiko wird ein unbequemer Auftaktgegner

Düsseldorf · Die Unruhe der vergangenen Wochen hat dem deutschen Team nicht gut getan. Doch bei aller Skepsis spricht ihre starke Mentalität für die DFB-Auswahl.

 Hirving Lozano beim Training der Mexikaner.

Hirving Lozano beim Training der Mexikaner.

Foto: dpa/Petter Arvidson

Ein WM-Eröffnungsspiel lasse ich mir nicht entgehen – das ist eine ganz klare Sache, da mag das sonstige Tagesprogramm auch noch so dicht gesteckt sein. Und ich habe es auch nicht bereut, mir dieses 5:0 Russlands gegen Saudi-Arabien angesehen zu haben, denn es waren ja einige herrliche Treffer dabei. Allerdings: Ein Favorit auf den Gruppensieg sind die Gastgeber für mich deshalb noch lange nicht – dafür waren die Saudis einfach viel zu schwach.

Ehrlich gesagt, bin ich sogar sehr enttäuscht von den Saudis, denn nach dem knappen 1:2 in Leverkusen gegen Deutschland dachte ich, sie seien schon weiter. Aber ihre Kopfballschwäche ist eben immer noch gravierend. Schon 2002, als wir Deutschen sie bei der WM 8:0 schlugen, waren fünf Kopfballtreffer dabei. Wir haben uns damals ganz gezielt darauf vorbereitet, und letztlich hat sich bis heute nichts daran geändert, wie das Eröffnungsspiel gezeigt hat.

Was heißt das jetzt für die deutsche Mannschaft? Die Antwort ist: Noch nicht viel. Was wir zuletzt gegen die Saudis und in Österreich von ihr gesehen haben, stimmt mich nicht unbedingt optimistisch. Jetzt kommen natürlich die üblichen Sprüche von der Turniermannschaft, und vielleicht gibt es ja wirklich auch in Russland eine Leistungsexplosion. Tatsache ist aber, dass dem Team die Diskussion rund um Mesut Özil und Ilkay Gündogan nicht gut getan hat. Man sollte das alles jetzt nicht mehr so hoch hängen, aber die ganze Unruhe hat mich doch ein wenig skeptisch werden lassen.

Warten wir das erste Spiel ab, denn das hat es am Sonntag gleich richtig in sich.Gegen lateinamerikanische Mannschaften kann man immer Probleme bekommen, und die Mexikaner haben schon oft genug bewiesen, wie spielstark sie sind. Bei ihren jüngsten WM-Auftritten haben sie immer die Vorrunde überstanden, und sie werden auch diesmal wieder ein sehr unbequemer Gegner sein.

Die Gefahr, die ich sehe: Wenn es am Sonntag wirklich schiefgehen sollte, dann haben die Jungs schon richtig Druck. Die folgenden Gegner Schweden und Südkorea sind keine Landkundschaft, die man einfach so wegputzt. Die Italiener wissen, wovon ich rede – sie sind schließlich in den Play-offs zur WM-Endrunde an Schweden gescheitert.

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Doch das alles ist noch Zukunftsmusik. Der Fokus muss voll auf Mexiko gerichtet sein, denn diese Truppe wird uns alles abverlangen. Zum Experten für den mittelamerikanischen Fußball möchte ich mich hier allerdings nicht aufschwingen; das war noch anders, als ich früher für die Fifa häufig in der Region tätig war. Inzwischen bin ich mehr in Asien unterwegs, aber zum Glück hat Bundestrainer Joachim Löw ja ein fantastisches Team um sich. Dieses hat Mexiko von vorn bis hinten analysiert. Nichts von dem, was der Gegner am Sonntag anbietet, wird Jogi überraschen. Deshalb glaube ich auch, dass die deutsche Mentalität am Ende den Ausschlag geben wird. Den Standardtipp von 2:1 will ich allerdings nicht abgeben – ich lege mich mal auf ein 2:0 für Deutschland fest.

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