Sechs Monate nach WM-Triumph Vanuatu feiert noch immer Weltmeister Deutschland
Port Vila · Als in Vanuatus kleiner Hauptstadt Port Vila die Straßenparty begann, war es schon heller Tag. Mit Tanz, Autokorsos und Fahnen in Schwarz-Rot-Gold feierten die Südsee-Insulaner 2014 fast 16.000 Kilometer östlich von Berlin den WM-Titel der deutschen Fußball-Helden in Rio de Janeiro. Vanuatu ist dem Weltmeister-Land zeitlich zehn Stunden voraus, in Germany war es am 13. Juli kurz vor Mitternacht, als die Jubelfeiern begannen.
In dem Inselstaat im Südpazifik ist auch ein halbes Jahr danach die Freude über den deutschen WM-Coup riesig. "Unglaublich, wir waren so aufgeregt, und freuen uns heute noch über das 1:0 gegen Argentinien", erinnert sich Kalori Melten am Taxistand am Markt in Port Vila. Einige Kollegen machen mit zwei Fingern ein V als Zeichen des Sieges.
Dann zeigt der 25-Jährige auf sein DFB-Shirt mit der Aufschrift "Deutscher Fußball-Bund" auf der Brust und "Die Nationalmannschaft" auf dem Rücken. Das sei das offizielle Trikot aus Deutschland, "von einem Freund, keine Kopie", sagt er. Nachahmungen gibt es in billigen China-Läden auf der anderen Straßenseite ab umgerechnet fünf Euro.
Ein paar Schritte weiter zeigt ein Taxifahrer auf seinen Wimpel in den deutschen Farben, ein Kollege neben ihm hat ein Poster am Heck seines Autos mit Schweinsteiger, Neuer, Mertesacker, Khedira und Co. Auf der nahen Bummelpromenade mit Pavillons und Souvenirständen am Meer trägt eine Einheimische ein Shirt mit "Germany"-Aufschrift.
Warum? "It's a nice country", habe sie gehört, sagt sie. Das ist nur einer von vielen Gründen, mit denen die Sympathie für das Land auf der anderen Seite der Erde erklärt wird: "Manche Spieler sehen echt gut aus" (junge Lehrerin), "Stark und schnell wie BMW und Mercedes" (Autoliebhaber), "Mit Kampf und Willen zum Erfolg" (Verkäufer).
Auch der deutsche Honorar-Konsul auf Vanuatu, Jörg Schwartze, ein gebürtiger Berliner und erfolgreicher Unternehmer in der hiesigen Hotel-Branche, freut sich über die anhaltenden Sympathie-Bekundungen der Insulaner: "Alle haben irgendwie recht. Die Begeisterung während der WM steigerte sich im Minutentakt — das 7:1 gegen Brasilien, der Siegestreffer von Götze im Endspiel, der Schlusspfiff. Die Party danach war wirklich riesig. Deutschland ist auch heute sehr beliebt".
Anfangs drückten viele der 250.000 Insulaner auch Frankreich und England die Daumen, bis die Teams ausschieden. Als frühere Kontroll- und Schutzmächte genießen diese beiden Länder in dem Inselreich im Pazifik noch immer Wertschätzung.
"Dann blieb nur noch Deutschland", sagt Farmerin Annette Peeters, eine Einheimische. "Und dieses Team ist ehrgeizig, zuverlässig und sympathisch wie Henry." Henry ist ihr Ehemann aus Köln, der neben ihr sitzt, schmunzelt und schon lange in dem Inselreich im Pazifik lebt. Er braut Bier nach deutscher Qualität. Und das freut auch alle Fußballfans aus Vanuatu, dem 191. der Fifa-Weltrangliste.